Jung und katholisch in Afrika

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Für den Rostocker Spiritanerpater Francis war es eine Reise in die Heimat. Die jungen Leute, die ihn 5 000 Kilometer weit nach Nigeria begleitet haben,  erlebten eine andere Welt – eine andere Kultur – und ein anderes Glaubensleben.

Alexander Schmitt begegnet Jugendlichen in Nigeria
Begegnung mit Kirche in Nigeria. Zweiter von links ist der Autor dieses Berichts, Alexander Schmitt.  Foto: Michael Feller

„For God and for youth“, schallt es aus einer Lautsprecherbox, „through Christ“, antwortet die Masse. Übersetzt: für Gott und die Jugend – durch Christus. Die Masse besteht aus etwa 50 nigerianischen Jugendlichen. Sie sitzen in einem großen Saal. Alle tragen Kleider und Hemden, wobei keines wie das andere aussieht. So ist es, wenn die Catholic Youth Organization of Nigeria (CYON) sich zu ihrer monatlichen Versammlung trifft. CYON ist die katholische Jugendorganisation Nigerias, Gastgeber für sieben junge Erwachsene aus dem Erzbistum Hamburg. Die Idee kam von Spiritanerpater Francis Oparah. Als Pastor in Teterow sieht er sich auch als Begleiter der Katholischen Jugend Mecklenburg (KJM). So entstand der Gedanke, einen Jugend- und Glaubensaustausch zu beginnen. Vorbereitungstreffen, Visum beantragen, impfen lassen. Und schon ging es in das Flugzeug mit dem Ziel Lagos. In der Stadt leben über 22 Millionen Menschen. Sie ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Nigerias. Schon am Flughafen ist das zu spüren. Die Straßen ersticken unter Abgasen und lautem Hupen. Die Fahrweise hat hier mehr mit Stoßstangenkuscheln und dichtem Gedränge zu tun. Es fährt der, der das größere Auto hat. Oder die lautere Hupe.

Die Deutschen sitzen in dieser Woche in einem Bus. Aber nicht alleine, denn im Bus sitzen auch junge Erwachsene des Jugendverbands CYON. Aus den Lautsprechern sind Musiker wie Teni oder Burna Boy zu hören. Ihr Musikstil nennt sich „Afrobeats“– und alle singen und tanzen mit. 

In Nigeria ist es mit der Musik in der Kirche anders als in Deutschland. Statt Orgel und Gotteslob füllen Chöre die riesigen Kirchen mit vollem Sound. Sonntags sind die Kirchen brechend voll mit Menschen, die mitsingen, mittanzen und bunt gekleidet sind. Der Priester bleibt während der Predigt nicht stehen, er geht im Altarraum umher, gestikuliert. Das macht Gottesdienst in Nigeria aus.

Gottesdienst-Besucher auf der Leinwand

Und wie läuft hier die Jugendarbeit? Die Gastgeber erzählten von Bibelstunden und den Chorproben. Thema ist nicht nur der Glaube, sondern auch der Zusammenhalt und die Demokratiebildung. Außerdem stellt CYON
jedes Jahr einen diözesanen Jugendtag auf die Beine. Der besteht vor allem aus Musik und Sport.

Im zweiten Teil der Reise ging es in die Hauptstadt Abuja. Die ist deutlich anders als Lagos. Auf achtspurig ausgebauten Highways bekommt man den Eindruck, dass es kaum Verkehr gibt. Dass auch hier über zwei Millionen Menschen leben, fällt nicht auf, denn die Stadt wurde am Reißbrett geplant und großzügig gebaut. Gastgeber der Reisegruppe sind in Abuja die Mitarbeiter von „wowcatholic.com“. Das ist eine soziale Plattform im Internet, auf der sich Katholiken vernetzen. 

Am ersten Abend in Abuja war es soweit: Kulturschock. Es ging zum „Uncommon Praise“, das Festival des „ungewöhnlichen Lobpreises“ und das war es: ungewöhnlich. Bereits beim Betreten des Festzeltes wurden Kameras auf die Besucher gerichtet. Auf der Bühne eine Leinwand mit ihren Gesichtern, eine Live-Band, Saxophon, Schlagzeug, Gitarren, Gesang. So war es auch in den folgenden Tagen. Egal wo die Deutschen waren, egal welche Gemeinde sie besuchten: die Menschen sangen und tanzten und nahmen die Besucher mit in ihre Kultur.

Und als sich die Gäste sich verabschiedeten, taten sie das mit dem Wunsch: Vielleicht wächst aus diesem ersten Jugendaustausch noch mehr, und man kann dauerhaft voneinander lernen, etwa von dem, was die Menschen in Nigeria prägt: Gastfreundschaft, Glaube und Lebensfreude.

Text: Alexander Schmitt