Fastenserie: Macht es wie die Wüstenpflanzen!

Kaktus & Co

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Kaktus in Wüste
Nachweis

Foto: imago/Imagebroker

Vierzig Tage hat Jesus in der Wüste gefastet und gebetet. Doch Zeiten von Dürre, von Hunger und Durst gibt es auch bei uns immer mal wieder. Was lehren sie uns? Teil 5 unserer Fastenserie rät: Macht es wie die Wüstenpflanzen!

Die Wüste, egal ob aus Stein oder Sand, ist ziemlich wüst und leer. Ohne Leben, ohne Grün. Um so faszinierender ist es, sie aufblühen zu sehen. Und zu erleben, dass selbst kleine Krüppelbüsche ihren Wert haben. Wüstenpflanzen haben eben ihre eigenen Überlebensstrategien und von denen kann lernen, wer gerade in einer trockenen Phase lebt.

1. Tief bohren

Manche Wüstenpflanzen überleben, weil sie ihre Wurzeln sehr sehr tief in den Boden bohren. Denn es ist ja nicht so, dass es in der Wüste kein Wasser gibt. Man sieht es nur nicht, weil es sich weit unter dem Sand- oder Steinboden sammelt.

Die Akazie zum Beispiel ist so ein Superbohrer. Bei einem großen Exemplar, dass ziemlich allein in der Sahara steht, hat man immerhin 80 Meter Wurzeltiefe gemessen. Was schafft man nicht alles, wenn man kurz vor dem Verdursten steht?

Und was heißt das für uns? Vielleicht, dass wir in schweren Zeiten weit in die Vergangenheit hinein bohren müssen. Dorthin, als zum Beispiel die Liebe eines Paares noch frisch und lebendig war. Was haben wir damals am anderen geschätzt, bewundert, geliebt? Vielleicht können wir ja daraus etwas saugen, das die Beziehung heute am Leben hält.

Oder wir bohren tief in unsere eigene Seele hinein, wenn sie gerade nach Hoffnung dürstet. Was trägt uns ganz tief drinnen, von Kindheit und Jugend an? Was findet sich auf dem Grund meines Herzens, was mich heute noch leben und Dürrezeiten überleben lässt?

2. Jeden Tropfen nutzen

Manche Wüstenpflanzen haben Methoden entwickelt, auch den kleinsten Tropfen Wasser auszunutzen. Zum Beispiel die „Welwitschia mirabilis“ (Bild oben), die auf wundersame Weise in den Wüsten Namibias und Angolas überlebt. Das Alter einiger Exemplare der Pflanze, die keinen Schönheitspreis gewinnt, wird auf 1000 bis 1500 Jahre geschätzt. Sie schafft es, aus feinstem Nebel oder kaum spürbarem Tau das Wasser zu ziehen, das sie zum Überleben braucht.

Und was heißt das für uns? Dass wir Ausschau halten sollten auch nach kleinsten Glücksmomenten. Schwerkranke Mensche und ihre Angehörigen haben dafür manchmal ein Gespür entwickelt. Auf dem Balkon sitzend ein paar Sonnenstrahlen einfangen; ein paar Bissen vom Lieblingsessen; der kurze Besuch der Enkelin – das, was andere kaum wahrnehmen würden, wird für sie zur Quelle, von der sie zehren.

Die Welwitschie hat es übrigens bis auf das Wappen von Namibia geschafft. Vielleicht als Zeichen dafür, dass auch Staaten manchmal dürre Zeiten durchstehen müssen.

3. Lange speichern

Manche Wüstenpflanzen haben den Trick perfektioniert, große Mengen Wasser für schlechte Zeiten zu speichern. Man nennt sie Sukkulenten, die bekanntesten von ihnen sind Kakteen.

Ein herausragendes Beispiel ist der durch Wildwestfilme berühmt gewordene Saguaro-Kaktus. Die bis zu 16 Meter hohe Pflanze kann mehrere tausend Liter Wasser in ihrem Stamm speichern. Andere wie die Agaven oder Aloen speichern Wasser in ihren Blättern.

Und was heißt das für uns? Dass es guttut, schöne Momente bewusst zu speichern. Im Gedächtnis, im Herzen, aber manchmal auch etwas greifbarer im Fotoalbum oder im Tagebuch. Um in schlechten Zeiten nachschlagen zu können und das Glücksgefühl von damals als Quelle für heute anzuzapfen.

4. Austrocknung abwehren

Ein Problem der Wüstenpflanzen ist, dass die trockene Wüstenluft ständig versucht, ihnen Feuchtigkeit zu entziehen. Dagegen wehren sich etwa die Koloquinte und die Dattelpalme mit einer wasserundurchlässigen Wachsschicht. Sie wird erst bei 60 Grad weich – so lange hält sie dicht. Und Kakteen haben Stacheln entwickelt, damit Wüstentiere sich nicht an ihrem Wasser laben.

Und was heißt das für uns? Dass wir manchmal aufpassen müssen, dass andere uns nicht aussaugen. Dass wir manchmal zu unserem eigenen Schutz dichtmachen, Stacheln aufstellen, unsere eigenen Kräfte und Ressourcen beschützen müssen. Gerade in den Zeiten, in denen es knapp wird.

5. Einfach durchhalten

Doch egal welche Strategie Wüstenpflanzen – und wir selbst – anwenden: Dürrephasen muss man einfach durchhalten, durchleiden, durchstehen. Zäh, ein bisschen verkrüppelt und ganz ohne Blüten. Das tut Menschen sicher mehr weh als Kakteen, aber es gibt Hoffnung ...

6. Plötzlich aufblühen

... denn manchmal genügt wenig und ein Wunder geschieht: Die Wüste blüht. Millionen kleiner Blüten machen aus scheinbar toter Erde eine unfassbare Farbenpracht. Wer das einmal gesehen hat, wird es nie vergessen. Und für sich selbst fest daran glauben, wenn innendrin alles tot