Die Katholiken in Teuchern leben in kleinen Verhältnissen

Keine einfachen Zeiten

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1993 konnten die Katholiken in Teuchern eine eigene Kapelle weihen. Heute sind die Verhältnisse recht klein geworden. Heidrun Neffe und Annelies-Marie Hälbig erzählen von Freud und Leid in ihrer Gemeinde.


Engagieren sich in der Gemeinde in Teuchern: Heidrun Neffe und Annelies-Marie Hälbig in der 1993 geweihten Heilig-Kreuz-Kapelle. Foto: Eckhard Pohl

Von Eckhard Pohl
Mitte Juli wurde gefeiert. Zum 26. Mal erinnerten die katholischen Christen in Teuchern mit Gottesdienst und Gemeindefest an die Weihe ihrer Heilig-Kreuz-Kapelle. Mehr als 80 Teilnehmer, darunter auch der jetzt zuständige Pfarrer Bernhard Schelenz aus Naumburg, nahmen daran teil. Es gab wie in jedem Jahr eine Tombola, Kaffee und Kuchen, Bratwürste und  Fischbrötchen …
Doch so viele Leute kommen nur zu Festen zusammen. „Am normalen Sonntag sind wir so zwischen 15 und 20 Personen“, sagt Heidrun Neffe (73). Im Wechsel mit Osterfeld ist aller zwei Wochen um 8.15 Uhr heilige Messe. Nach dem plötzlichen Tod des Weißenfelser Pfarrers Karl-Christoph Werner 2018 kommt dazu jetzt meist Pfarrer Schelenz aus Naumburg, der nun auch für die Pfarrei Weißenfels zuständig ist, zu der Teuchern gehört.
1993, als nach der Friedlichen Revolution die neue kleine Heilig-Kreuz-Kirche auf dem Hof eines Wohnhauses – heute Gemeinde- und Wohnhaus – errichtet werden konnte, herrschte große Freude. Einen eigenen Priester am Ort hatte die Gemeinde seit dem Ruhestand von Kurat Ernst Bregulla Ende der 1980er Jahre zwar schon nicht mehr. Aber der Hohenmölsener Pfarrer Rudolf Hempel kam regelmäßig nach Teuchern. „Wir haben die Kirchweihe groß gefeiert und erinnern seitdem Jahr für Jahr daran“, sagt Frau Neffe. „Bei unseren seit dieser Zeit stattfindenden wöchentlichen Mittwochsabenden haben wir nach der gemeinsamen Messe immer viel gesungen, es wurde Skat gespielt, Fasching gefeiert, Geburtstage begangen“, schwärmt  Heidrun Neffe. „Im Pfarrhaus wohnte das Ehepaar Schneider, das vieles organisiert hat, inzwischen aber gestorben ist.“
Bevor die Gemeinde die kleine Kirche und das Gemeindehaus bekam, fanden Gottesdienst und Veranstaltungen viele Jahre in einem Gasthof und einer zur Kapelle hergerichteten Turnhalle statt. Seit der unmittelbaren Nachkriegszeit - Kurat Bregulla kam 1947 – war die Gemeinde immer wieder auch in der evangelischen Kirche zu Gast.


Engagement und Einschnitte
Seit Anfang der 1990er Jahre beteiligte sich die Gemeinde aktiv am Teucherner Weihnachtsmarkt. Im Vorfeld wurde immer viel gebastelt, erzählt Gemeindemitglied Annelies-Marie Hälbig (69). „Auf dem zweitägigen Weihnachtsmarkt haben wir Schwibbbögen, aber auch Glühwein, Kuchen und Fischbrötchen verkauft. Der Erlös kam der Lepra-Hilfe in Tansania, die Pfarrer Hempel unterstützte, und der Arbeit von Pfarrer Ronald Kudla in Solla in Togo zugute. Kudla stammt aus Hohenmölsen. „Der Stand auf dem Weihnachtsmarkt war eine gute Gelegenheit, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen“, so Hälbig. Heute fehle es an Kräften dafür, allerdings sei der Weihnachtsmarkt auch nicht mehr besonders attraktiv.
Als Pfarrer Hempel aus dem Dienst schied, sei Pfarrer Werner regelmäßig gekommen und es sei ein gutes Verhältnis in die Pfarrei Weißenfels entstanden. „Mit dem plötzlichen Tod von Pfarrer Werner hat es nochmal einen Einschnitt gegeben“, so Frau Neffe.
Gründe für das Kleinerwerden der Gemeinde sehen die Frauen einige: Junge Leute seien weggezogen, alte Menschen gestorben. „Etliche haben einen evangelischen oder ungläubigen Partner geheiratet und kommen nicht mehr regelmäßig“, sagt Neffe. Außerdem sei die Stadt in der DDR immer als „rotes Teuchern“ bezeichnet worden. „Schon für mich ist die Gottesdienstzeit 8.15 Uhr sehr früh“, ergänzt Frau Hälbig. „Ich kann mir vorstellen: Wer die ganze Woche arbeiten muss, steht sonntags so früh nicht auf.“ Wenige würden nach Weißenfels zur Sonntagsmesse fahren.
Nach wie vor trifft sich die kleine Gemeinde mittwochs zu ihrem Abend. Er beginnt jetzt fast immer mit einer Wortgottesfeier, oft vom ehemaligen Teucherner Gerhard Ehspanner aus Weißenfels geleitet. „Viele“ würden allerdings mit der Form der Wortgottesfeier noch „fremdeln“. „Wenn niemand kommt, haben wir auch schon allein den Kreuzweg gebetet oder mindestens ein Marienlied gesungen“, sagt Frau Neffe.


Gemeindefrühstück nach der Sonntagsmesse
Monatlich ist abwechselnd in Hohenmölsen oder in Teuchern Seniorenkreis. Er wird von der pas- toralen Mitarbeiterin der Pfarrei, Dorothea Kotzian, geleitet. Gut 15 ältere Menschen kommen dabei zusammen. „Am Weltgebetstag der Frauen nehmen wir bei den Evangelischen teil“, erzählt Frau Neffe zudem. Und Palmsonntag finde jedes Jahr ein ökumenischer Kreuzweg statt. Neben der Caritas Wohn- und Förderstätte Schelkau für Menschen mit Behinderung gebe es in Teuchern auch ein Altenpflegeheim der Diakonie einschließlich altersgerechter Wohnungen.
Eigentlich sei die heutige Situa- tion gar nicht so neu, meint Frau Hälbig. Sie sei in Schelkau aufgewachsen. Dort habe es früher auch nur aller zwei Wochen eine Messe gegeben. „Wir sind zum Beispiel Heilig Abend von Schelkau nach Teuchern gelaufen.
„Wir geben uns viel Mühe. Es wäre halt schön, wenn ein paar Leute mehr und besonders junge Menschen mitmachen würden“, sagen Neffe und Hälbig. Dorothea Kotzian habe jetzt den Vorschlag gemacht, nach der Sonntagsmesse doch zu einem Gemeindefrühstück zusammenzukommen. Das habe bisher zweimal stattgefunden und sei recht gut angenommen worden.

 

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