Neue Kinderschutzkommission nimmt Arbeit auf
Kinder besser gegen Missbrauch schützen
Jünger, internationaler und von Betroffenen beraten: Die neue Kinderschutzkommission des Papstes nimmt im April ihre Arbeit auf.
Zum fünfjährigen Amtsjubiläum von Papst Franziskus Mitte März konzentrierten sich Medien oft auf die Themen Kurienreform und einen schleppenden Umgang mit Missbrauch. Dass in der Sport- und Filmwelt dieses Thema erst sieben Jahre nach Bekanntwerden und beginnender Aufarbeitung in der katholischen Kirche Schlagzeilen machte, wird weniger wahrgenommen. Nicht, dass alles glatt liefe bei der Aufarbeitung des Skandals in der Kirche. Aber immerhin fragen andere - etwa staatliche Vertreter in Neuseeland und Australien - durchaus die Erfahrungen der Kirche nach, wie man gegen das Problem am besten vorgeht.
Am 19. April nun trifft sich in Rom die päpstliche Kinderschutzkommission erstmals in neuer Besetzung. Ihre erste Arbeitsphase hatte sie von 2014 bis 2017. Geleitet wird das Gremium wie bisher von Kardinal Sean O'Malley aus Boston, Mitglied des K9-Kardinalsrates, der den Papst bei der Kurienreform berät. Die erneuerte Kommission besteht aus insgesamt 16 Personen, neun von ihnen wurden neu berufen - unter ihnen auch Opfer sexueller Gewalt.
Ob die Betroffenen als solche an die Öffentlichkeit treten, ist offen. Ob es überhaupt ratsam ist, dass in einer solchen Kommission selbst Opfer mitarbeiten, wird durchaus diskutiert. Daher soll es zudem einen Beirat geben, dem Missbrauchsbetroffene angehören. Zusammengestellt wird dieser von der britischen Psychiaterin Sheila Hollins, die der ersten Kommission angehörte. Eventuell gibt es schon vor Beginn der Tagung ein Treffen von Mitgliedern der Kommission und des Beirats.
Insgesamt ist das neue Gremium jünger - was ihr Wissen um die digitale Welt verbessert - und internationaler. So sind erstmals Indien und der portugiesische Sprachraum vertreten. Mit dabei auch der Leiter des italienischen Kindernotrufs "Telefono Azzurro", Ernesto Caffo, und der Kinderrechtsexperte des UN-Menschenrechtskommissariats, Benyam Dawit Mezmur aus Äthiopien.
Neu ernannt wurden zudem die niederländische Professorin für Kirchenrecht in Erfurt, Myriam Wijlens, der Missbrauchsbeauftragte der katholischen Kirche in Australien, Neville John Owen, der Gründer des Drogenentzugszentrums Fazenda da Esperanca in Brasilien, Nelson Giovanelli Rosendo, sowie Teresa Kettelkamp, frühere Direktorin des Kinderschutzbüros der US-Bischofskonferenz.
Kommission soll nicht Missbrauchsfälle aufarbeiten und Täter bestrafen
Der deutsche Psychologe und Theologe Hans Zollner, Leiter des 2012 gegründeten Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana, gehört der Kommission seit 2014 an. Mehr als 250 teils mehrtägige Schulungen auf allen Kontinenten hat der Jesuit in den letzten drei Jahren abgehalten. Inzwischen sei das Bewusstsein für das Problem immerhin so groß, dass er mehr Anfragen bekomme, als er und sein Team erfüllen könnten.
Kritik daran, dass manches nur langsam vorangeht, kann der 51-Jährige zum Teil nachvollziehen. Was ihn wundert, sind falsche Erwartungen. So ist es laut Statut nicht die Aufgabe der Kommission, Fälle von Missbrauch aufzuarbeiten oder gar Täter zu verurteilen. Dazu gibt es Kirchengerichte und die Disziplinarabteilung der Glaubenskongregation mit entsprechenden Gesetzen und Verfahren. "Das Kirchenstrafrecht ist da auf dem Stand der Gesetzgebung etwa in der Bundesrepublik Deutschland", betont Zollner.
Aufgabe der Kinderschutzkommission ist es vielmehr, den Papst als Oberhaupt der Gesamtkirche zu beraten. Ihr Aufgabenfeld erstreckt sich neben dem Kontakt zu Betroffenen in erster Linie auf Initiativen und Möglichkeiten, Minderjährige im kirchlichen Raum zu schützen. Zweitens geht es darum, kirchliche Leitlinien zu Prävention und Intervention zu verbessern und anzuwenden, sowie drittens Verantwortliche zu informieren und zu schulen. Wenn etwa neu ernannte Bischöfe nach Rom kommen, gehört zu deren Schulungsprogramm jetzt immer eine Einheit zum Thema Kinderschutz.
Treffen wird sich die Kommission vermutlich zweimal jährlich in Rom. "Jeder von uns hat noch etliche andere Aufgaben", weist Zollner auf das begrenzte Zeitbudget der Kommissionsmitglieder hin. Welche einzelnen Arbeitsgruppen es geben wird und wann die sich gegebenenfalls auch regional treffen - all das soll in der kommenden Woche in Rom besprochen werden.
kna