Kirchen fast ausgebucht
Bekomme ich noch einen Platz in einem Weihnachtsgottesdienst? Voranmeldung ist in jeder Kirche Pflicht, und viele Gottesdienste waren schnell ausgebucht. Aber hier und da haben Anmelder noch eine Chance.
Im Bergedorfer Pfarrbüro der Pfarrei Heilige Elisabeth steht das Telefon selten still. „Wir haben gut zu tun“, sagt Pfarrsekretärin Uschi Westermann. „Vor allem Ältere greifen zum Telefon, wenn es mit der Online-Anmeldung nicht sofort klappt – obwohl es eigentlich gut funktioniert.“ Im Pfarrbüro kann man sehen, wie viele Plätze in den 39 Weihnachtsgottesdiensten in den acht Kirchen zwischen Hamburg-Lohbrügge und Lauenburg noch zu haben sind. Für die Christmette in St. Michael in Schwarzenbek gab es am Montag nur noch gerade einen freien Platz. Gute Nachfrage gibt es auch bei den Krippenfeiern für Familien am Nachmittag des 24. Dezember. „Ansonsten sind heute noch etwa ein Drittel der Plätze zu haben“, sagt Uschi Westermann. Das ist der Stand vom Montag. „Ende der Woche wird wahrscheinlich alles belegt sein.“
Wer Heiligabend in einer der zentralen Kirchen feiern möchte, hat schon jetzt schlechte Karten. „Fast ausgebucht“ waren schon nach dem zweiten Adventssonntag die Heiligabend-Gottesdienste in der Rostocker Christuskirche. Dabei sein kann man trotzdem: Die drei Gottesdienste werden live auf YouTube übertragen.
Der erste Ansturm ist vorbei. Auf den zweiten ist man vorbereitet.
Seit dem 1. Dezember kann man sich für die Weihnachtsfeier im Hamburger Mariendom anmelden. Schon in der Nacht meldeten sich die Ersten im Pfarrbüro. „Da hatten wir den Link noch gar nicht freigeschaltet“, sagt Pfarrsekretärin Annegret Schmitz-Fischer. Nach einer Woche waren die Plätze für die Gottesdienste um 15 und 17 Uhr weg. „Heute sind für die Christnacht noch drei Einzel- oder Doppelhocker frei“. Die Hocker sind schon Zusatz-Plätze an der Wand. Mittlerweile dürften die drei Gottesdienste im Dom ausgebucht sein, allenfalls für die Familienfeiern um 12 und 13.30 Uhr auf dem Domplatz gibt es vielleicht noch Karten.
Etwas anders sieht es 200 Kilometer weiter östlich in Waren an der Müritz aus. „Ich mache die Erfahrung, dass die Familien sich erst jetzt überlegen, was sie zu Weihnachten machen“, sagt Pfarrer Bruder Martin Walz. Dafür kommen jetzt immer mehr Anmeldungen. „Ich fürchte, nach dem vierten Adventssonntag wird es noch einmal einen Ansturm geben. Aber unsere Pfarrsekretärinnen sind darauf vorbereitet.“ Das Gottesdienstangebot in Waren war noch nie so groß wie am Heiligabend 2020. Die christlichen Kirchen haben ein gemeinsames Programm erstellt. Von zwei Uhr nachmittags bis 23.30 Uhr gibt es praktisch einen Gottesdienst nach dem anderen. Um 14 Uhr, 16 Uhr und 18 Uhr gibt es ökumenische Christvespern für Familien auf der Freilichtbühne am Mühlenberg. 500 Plätze hat die Bühne normalerweise, und immerhin noch 250 dürfen unter Corona-Bedingungen belegt werden. Auch in Feldberg (18 Uhr vor der evangelischen Kirche) und Neustrelitz gibt es ökumenische Freiluftfeiern. In Neustrelitz ist diese Feier um 15.30 Uhr auf dem Schlossplatz. Die 200 zugelassenen Besucher müssen sich warm anziehen – und vorher anmelden, genauso wie bei allen anderen Feiern in der Region „Ich freue mich, dass wir auf so viele ökumenische Veranstaltungen setzen können“, sagt Bruder Martin. „Es wurde auch Zeit dafür. Viele sagen: Endlich machen wir etwas gemeinsam! Und dazu musste erst die Corona-Krise kommen!“ Denn mit Corona oder ohne: Die Diasporasituation zwinge die Christen der Stadt dazu, zusammenzurücken, davon ist der Franziskanerpater überzeugt. „Wir können hier nichts mehr ohne den anderen tun.“
Text: Andreas Hüser