Anstoß 29/22
Kirchenklänge, die zu Gott führen
„Wir haben ja in Deutschland schon eine sehr gute evangelische Kirche“, sagt kein geringerer als Papst Franziskus.
Recht hat er und so bin ich froh, dass in den Magdeburger ökumenischen Höfen zwei Kirchen, fast wie eine konfessionsverbindende Ehe einträchtig beieinanderstehen und auch zwischen den Gemeinden viel gemeinsam passiert.
In der „sehr guten evangelischen“ Wallonerkirche sangen vor ein paar Woche sechs junge Frauen, als ob es um ihr Leben ginge. Die jungen Frauen sind Sjaella, ein A-cappella-Ensemble aus Leipzig. Die verschiedenen Zyklen des Lebens – des Geborenwerdens, des in die Welt Kommens und des Sterbens – erzählen und besingen sie auf faszinierende Weise. Dabei bewegen, gestikulieren und gestalten sie das Gesungene mit ansteckender Freude. Die Musik kommt aus verschiedenen Jahrhunderten – denn wir sind ja nicht die einzigen, die diesem Werden und Vergehen unterworfen sind.
Eine Kirche ist für ein solches Konzert genau der richtige Ort. Weil dieses Besingen unseres Platzes in der Schöpfung ein Gottesdienst im besten Sinn ist. Weil es auch den in Frage stellt, der das alles gemacht haben soll. An dieser Frage und der Suche nach einer Antwort kommt kein Mensch vorbei. Auch deshalb ist die Konzertreihe in der Wallonerkirche ein echter Geheimtipp und Sjaella passte mit ihrem grandiosen Gesang da wunderbar hinein.
Kirchen sind Orte der Gottesbegegnung, nicht nur in Gottesdiensten. Gerade Kunst ist in der Lage, hier die Tore ganz weit aufzumachen. Und so klingt, spielt und singt es derzeit in vielen Kirchen. Daher lautet mein Anstoß (nicht nur für den Sommer): Gehen sie zu den Konzerten in den verschiedenen Kirchen und nehmen sie Freunde, Bekannte, Kollegen mit. Denn es sind Räume des Heiligen, der Sinnvermittlung, der Hoffnung, des Glaubens und Suchens nach dem „Darüber hinaus“ im Leben. Sie sind mehr als nur Kulisse.