Kirchweihjubiläum in Schleswig
Foto: Marco Heinen
Der Festgottesdienst zum 125. Kirchweihfest der Kirche St. Ansgar begann am vergangenen Sonntag mit einer kleinen Überraschung. Denn ein Geistlicher, der seit einem halben Jahr nicht mehr in dieser dreischiffigen Backsteinbasilika im neuromanischen Stil aufgetaucht war, hatte es sich nicht nehmen lassen, zum Jubiläum zu erscheinen: „Schön, dass du da bist“, begrüßte Pfarradministrator Peter Moskopf aus Rendsburg unter dem warmen und herzlichen Applaus der Festgemeinde Pfarrer Wolfgang Johannsen. Der hatte Mitte Januar einen Schlaganfall erlitten, von dem er sich noch eine ganze Weile weiter erholen muss. „Bis alles wieder gut ist, das wird seine Zeit dauern“, sagte er.
Die Kraft, als Hauptzelebrant am Altar zu stehen, die fehlte freilich noch. Doch dafür war Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler aus Hamburg gekommen und der hatte eine Predigt voller Gedanken des Aufbruchs mitgebracht.
Was denn wohl von Graffitisprayern zu halten sei, die ihre Botschaften als Schriftzüge oder bunte Motive auf Brückenpfeilern, Zugwaggons und andernorts hinterlassen, fragte er und gab selbst eine Antwort. Denn obwohl sich über Geschmack ja streiten ließe und auch die Nutzung fremden Eigentums für die Werke zu hinterfragen sei, gebe es durchaus Parallelen zur christlichen Verkündigung. Konkret benannte er das Bedürfnis nach Öffentlichkeit und Mitteilung. „Was wäre eine Botschaft, wenn sie nicht an den Mann, an die Frau, an den Menschen gebracht wird, wenn sie nicht öffentlich würde?“, fragte der Generalvikar. „Eine Botschaft wie das Evangelium will verkündet werden, will vor allen Dingen gelebt werden.“
Graffitisprayer seien auf ihre eigene Art prophetische Menschen. „Und ich möchte als Seelsorger mit möglichst vielen Menschen mitbauen an einer prophetischen Kirche. Einer Kirche, die sich den Herausforderungen der Zeit stellt, so wie sie sind. Die Menschen annimmt, wie sie sind und nicht erst so, wie sie mal sein könnten oder gar sollten“, führte Pater Geißler aus.
Kirchtürme wie etwa der von St. Ansgar oder auch der 112 Meter hohe Turm des Schleswiger Doms seien zwar „eindrucksvolle Fingerzeige der Gegenwart Gottes“, doch sie seien aus Stein – und Steine sprächen nicht. Vielmehr noch gehe es darum, „mit möglichst wenig Worten und möglichst vielen Taten, durch unsere Solidarität, Menschenfreundlichkeit, Geschwisterlichkeit, im Eintreten für Gerechtigkeit und Frieden“ die Botschaft des Evangeliums zu verbreiten.
„Was spräche dagegen, im übertragenen Sinne, wenn wir uns als Gemeinschaft von Glaubenden auch über unsere eigene römisch-katholische Kirche hinaus mit unseren Schwestern und Brüdern in anderen christlichen Kirchen als Leuchtfarbenkünstler Gottes begreifen würden?“, fragte der Generalvikar.
Hinter der Kirche wurde fröhlich weitergefeiert
Wie bei einem solchen Anlass üblich, wurden natürlich auch noch Grußworte gehalten, darunter von den Sprecherinnen der Gemeindeteams von Rendsburg-Hohenweststedt, Maria Christina Heidtmann, und Eckernförde, Brigitta Brodach, und von Dr. Armin Teschner aus der örtlichen Gemeinde.
Für die Stadt Schleswig war Bürgervorsteherin Susanne Ross gekommen. „Diese katholische Kirche gehört untrennbar zur Stadt Schleswig und stellt einen unverzichtbaren Part dar“, sagte sie. Für den Arbeitskreis Ökumene der Stadt Schleswig sprach Pastorin Franziska Suhail aus der Baptistengemeinde, die die gute ökumenische Zusammenarbeit und Verbundenheit der christlichen Gemeinden von Schleswig in den Mittelpunkt ihrer Ansprache stellte.
Im Anschluss an den Gottesdienst, der musikalisch vom Kirchenchor unter Leitung von Rolf Wichterich sehr ansprechend begleitet wurde, begann die Feier auf dem Kirchengelände mit Gegrilltem, Kaffee und Kuchen. Ein „Markt der Möglichkeiten“ war dabei, Pfadfinder, und die Bläserklasse der Bruno-Lorenzen-Schule intonierte einige Stücke. Noch einmal ein kleiner Höhepunkt war der Anschnitt einer Jubiläumstorte durch Pater Geißler. Hobby-Konditorin Norma Niemann aus dem Gemeindeteam Schleswig-Kropp hatte die sehr ansehnliche Torte mit der Kirche als Motiv vorbereitet – fast zu schade, um sie aufzuessen.
Pfarrer Johannsen nutzte die Gelegenheit übrigens, um mit seinen Gemeindemitgliedern nach langer Zeit mal wieder ins Gespräch zu kommen. Eigentlich hatte man ihn noch in der Rehaklinik über das Wochenende dabehalten wollen. „Aber ich habe gesagt, das kommt nicht in Frage. Das wollte ich heute miterleben“, so Johannsen. Er war mit den Vorbereitungen zum Fest sehr zufrieden: „Ich habe da nichts gemacht. Aber es funktioniert offensichtlich auch ohne mich.“