Kolping-Diözesanversammlung

Klartext gegen „Fake News"

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Ein Appell hat die Kolping-Diözesanversammlung bestimmt: Wir alle müssen Haltung zeigen, wenn populistische Parteien ihre Parolen verbreiten und wir müssen „Fake News“ als das entlarven, was sie sind – eine bewusste Irreführung.


Über „Fake News“ und Populismus sprachen bei der Kolping-Diözesanversammlung Stefan Düing (v.l.), Michael Reitemeyer, Ursula Groden-Kranich, Marcus Drees, Alexander Oldiges, Filiz Polat, Norbert Frische und Diözesanpräses Reinhard Molitor. Foto: Petra Diek-Münchow

Drei Tage lang steht das Thema Populismus und „Fake News“ im Mittelpunkt der Kolping-Diözesanversammlung. Über 200 Kolpingmitglieder aus dem ganzen Bistum sind dazu nach Emsbüren gereist. Sie machen sich bei mehreren Gesprächsrunden Gedanken darüber, wie auch sie darauf reagieren können, wenn populistische Gruppen und rechtsgerichtete Parteien mit manipulativen Parolen Stimmung machen und Menschen beeinflussen.Denn genau das passiert – und dazu spricht Ursula Groden-Kranich beim Kolpingforum Klartext. „Fake News“ sind nach Worten der Kolping-Bundesvorsitzenden nichts anderes als Unwahrheiten und Lügen. „Sie sind ein Kampfinstrument. Sie sollen die Bürger in die Irre führen“, sagt sie in ihrem Hauptreferat.

Mit deutlichen Worten zeichnet sie nach, wie populistische Gruppen, rechte und rechtsextreme Parteien die politische Kultur in unserem Land und weltweit verändern. Weil die Fähigkeit zur differenzierten Rede abnimmt, weil zunehmend nach nur einfachen Lösungen gerufen wird. Und weil die Populisten den Menschen weismachen wollen, dass „die da oben“ diese Lösungen nicht finden. Die CDU-Bundestagsabgeordnete aus Mainz nimmt dabei die Politiker in die Pflicht: „Wir müssen lernen, komplexe Sachverhalte einfacher zu erklären“.

Politikerin dankt Kolping für das Engagement

Ein große Rolle spielen nach Worten von Ursula Groden-Kranich die neuen Medien und das Internet. „Überall auf der Welt werden wir sekündlich mit Informationen gefüttert“ und jeder dürfe alles ungeprüft ins Netz stellen. Sehr eindringlich macht sie sich daher für eine qualitativ hochwertige Presselandschaft stark, „sonst kommt guter faktenbasierter Journalismus unter die Räder“. Und wie kann Kolping in dieser Situation helfen? „Zeigen wir, wo wir hingehören“, ruft Groden-Kranich den Kolpingmitgliedern in Emsbüren zu. Sie appelliert, vor Ort Gesicht zu zeigen – das Gespräch zu suchen, einander zu achten, zuzuhören und generationsübergreifend in den Kolpinggruppen eine gute Debattenkultur zu pflegen.

Eine Podiumsdiskussion mit Marcus Drees, dem Vorsitzenden der gastgebenden Kolpingsfamilie, führt das Thema fort. Dabei schildern Ursula Groden-Kranich und ihre Bundestagskollegin Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), was passiert, wenn sie öffentlich Stellung beziehen gegen rechtsgerichtete Gruppen und gegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD): Drohungen, Beschimpfungen, ein „Shitstorm“ per Telefon, per Post oder in den sozialen Medien. „Da kommen unterirdische Mails an“, sagt Groden-Kranich und beschreibt, wie sich die Debattenkultur im Bundestag mit dem Einzug der AfD verändert hat – von der sachlichen Auseinandersetzung hin zu blanker Provokation.

Filiz Polat motiviert diese Entwicklung aber noch mehr. Das gebe ihr „Kraft, weiterzumachen und sich noch mehr für Menschen ohne Lobby einzusetzen“. Genau dazu rät sie auch ihren Zuhörern. Jeder einzelne habe Verantwortung, müsse Haltung zeigen: „Demokratie ist anzustrengend, aber umso schöner ist es, in ihr zu leben.“ Dank sagt die Politikerin aus Bramsche dabei Kolping und anderen kirchlichen Verbänden für ihr Engagement in dieser Sache.

Nicht die Lautesten sollen das Sagen haben

Wie man bei dumpfen Parolen gegenhalten kann, erklärte Alexander Oldiges, der im Bistum Münster bei den Freiwilligen Sozialen Diensten arbeitet. Er bietet Seminare dazu an und gibt den Teilnehmern Tipps mit: nachfragen, Widersprüche aufzeigen, Klischees auflösen oder auch mal humorvoll kontern. Michael Reitemeyer, Akademiedirektor im Lingener Ludwig-Windt­horst-Haus, vermisst demokratische Formen der Auseinandersetzung gerade in den sozialen Medien. „Wir müssen Spielregeln für eine Debattenkultur im Internet entwickeln, damit nicht immer die Lautesten das Sagen haben.“

Was ihn in diesem Zusammenhang ärgert, ist die von der Bundesregierung im Jahressteuergesetz geplante Neuregelung der Umsatzsteuerbefreiung von Bildungsangeboten. Denn dadurch könnten nach seinen Worten künftig Seminare zum Beispiel zur politischen Bildung mehr Geld für die Teilnehmer kosten. „Wir sehen auf der einen Seite die Gefahr von rechts, machen aber auf der anderen Seite politische Bildung teurer, die Menschen befähigen soll.“ Bei ihm löst das Kopfschütteln aus – und bei vielen anderen im Publikum auch.

Petra Diek-Münchow