Klimaschutz in Kirchen und Gemeinden
In kleinen Schritten zum großen Ziel
Foto: Christof Haverkamp
Reinhold John mag Ziele, die man erreichen kann. Beim offiziellen Klimaschutzziel der Erzdiözese Freiburg ist er skeptisch: „Klimaneutralität bis 2030 – wissen wir alle – schaffen wir nicht“, sagt er. Das Ziel wurde beschlossen, bevor John mit dem Klimaschutzmanagement beauftragt wurde. Doch um zu zeigen, dass rasches Handeln notwendig ist, findet er das Ziel ganz gut.
John leitet seit 2021 die Diözesanstelle Schöpfung und Umwelt, die dazu beitragen soll, dass die Erzdiözese klimaneutral wird. Dazu müssen jährlich 99 000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. John ist zuversichtlich, dass das Bistum bis 2035 „einen Großteil erreicht“ haben wird.
Seine zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten die Kirchengemeinden beim Umbau von Heizungen, sorgen dafür, dass sie richtig eingestellt sind und dass auf über 1000 Dächern von Kirchen und Pfarrhäusern in den nächsten Jahren Photovoltaikanlagen installiert werden. Sie ermutigen Gemeinden, faire und nachhaltige Produkte zu kaufen oder in Schulen und Kitas mehr vegetarisches Essen anzubieten.
Die Evangelische Kirche in Deutschland will bundesweit bis 2035 90 Prozent der heute verursachten Treibhausgasemissionen einsparen. Daran orientiert sich auch die Bremische Evangelische Kirche. Im Mai hat sie ein Klimaschutzgesetz beschlossen. Es schreibt unter anderem vor, dass die Gemeinden bis Juli 2024 Ökostrom beziehen müssen. Im Herbst soll ein Klimaschutzplan mit weiteren Schritten beschlossen werden.
Das Klimaschutzgesetz ist für Klimaschutzmanagerin Susanne Fleischmann ein Meilenstein. Wo sie vorher Überzeugungsarbeit leisten musste, gibt es jetzt eine Entscheidungsgrundlage. „Wenn wir beispielsweise ein neues Gebäude bauen, wird es zumindest vorbereitet für Photovoltaik. Wenn wir ein Gebäude sanieren, schauen wir, ob Photovoltaik da möglich ist“, sagt sie.
Mehr Verbindlichkeit wünscht sich auch John. Das Klimaschutzgesetz der Erzdiözese Freiburg wurde noch nicht in Kraft gesetzt. „Das wäre für uns eine Hilfe“, weil dann Maßnahmen verpflichtend würden.
Die Kirchen brauchen die Hilfe des Staates
Klare Vereinbarungen wollen auch die Aktivisten Christians for Future, die den Bistümern und Landeskirchen 2021 Forderungen zum Klimaschutz übergeben haben. Eine davon ist „eine Stelle im Umweltbereich pro 100 000 Kirchenmitglieder“, erklärt Georg Sauerwein im Gespräch mit dieser Zeitung.
Doch kirchlicher Klimaschutz braucht auch staatliche Hilfe. Das machte kürzlich der Appell „Wir sind bereit“ zahlreicher Verantwortlicher aus beiden Kirchen deutlich. Vieles würde effektiven Klimaschutz noch ausbremsen, heißt es darin. Förderprogramme gibt es, doch sie gelten oft nicht für Sakralbauten. Oder sie sind kreditfinanziert, was sich viele Kirchengemeinden nicht leisten können. „Wir bräuchten einfach Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Dann könnten wir entspannter an die Sanierung unserer Gebäude rangehen“, sagt Fleischmann. „Wir können nicht rascher agieren, als der Staat uns begleitet“, sagt John.