Tag der offenen Klöster
Klöster wird es immer geben
Gebet, Arbeit, soziales Engagement: Zum Tag der offenen Klöster am 21. April präsentieren sich die Orden in Deutschland als lebendige Gemeinschaften. Welche Zukunft haben sie? Geht die Zeit der schmerzhaften Abbrüche in den Orden langsam zu Ende?
Wenn Schwester Katharina Kluitmann über die deutsche Klosterlandschaft erzählt, dann zitiert sie gerne den Propheten Jesaja: „Es wächst etwas Neues, hört ihr es nicht?“ Normalerweise hört man eher Negatives: Klöster, die aufgegeben werden; überalterte Gemeinschaften, denen der Nachwuchs fehlt. „Die schmerzhaften Abbruchprozesse sind in den meisten Orden vorbei“, sagt die Franziskanerin, die im Vorstand der Deutschen Ordensobernkonferenz ist. „In den nächsten fünf bis zehn Jahren werden die Zahlen noch weiter zurückgehen, aber dann wird etwas Neues kommen“, sagt sie. Was genau das ist, kann sie auch nicht sagen. Aber sie ist sich sicher: „Ein gewisses Maß an Klosterleben wird es in Deutschland immer geben.“
Hoffnung macht ihr, dass es vor allem in den kontemplativ-monastischen Orden der benediktinischen Ordensfamilie, sowie den Kongregationen mit einem sozialen Schwerpunkt eine Reihe von Neugründungen von Konventen gibt. In manch eine Ordensgemeinschaft treten nach wie vor regelmäßig Menschen ein. „Das sind keine Scharen. Aber es wird immer Menschen, besonders auch Frauen, geben, die ihre Gottesbeziehung in Ehelosigkeit, aber in Gemeinschaft leben wollen“, sagt Kluitmann.
Die heutige Vorstellung von Klosterleben ist durch das 19. Jahrhundert geprägt. Damals entstanden explosionsartig neue Kongregationen. „Das 19. Jahrhundert ist für das Ordensleben eine absolute Ausnahme. So war es vorher nie, und so wird es auch nicht mehr“, sagt Kluitmann.
Betrachtet man die Zahlen, dann ist der Rückgang an Ordensleuten in Deutschland dramatisch: 1996 gab es noch gut 42 000 Männer und Frauen, die in Klöstern lebten. Heute sind in insgesamt 400 Gemeinschaften nur noch 20 000 Ordensleute in der Deutschen Ordensobernkonferenz organisiert.
Gemeinschaften könnten sich besser vernetzen
Zwar gebe es kein so heftiges Konkurrenzdenken mehr wie in früheren Jahrzehnten, aber dennoch könnten gerade die Gemeinschaften innerhalb einer Ordensfamilie sich noch besser vernetzen.
In der jetzigen Umbruchphase bleiben vielleicht auch Berufungen unentdeckt, weil Ordensgemeinschaften zu klein geworden sind. „Wenn die Jüngste 80 Jahre alt ist, dann nimmt man keine 20-Jährige mehr auf“, sagt Kluitmann. Finden solche jungen Frauen keine andere Gemeinschaft, kann ihre Berufung unerfüllt bleiben. „Ich halte das für eines der ganz großen Probleme. Ich glaube, dass es mehr jüngere berufene Frauen gibt als die, die in den Klöstern ankommen.“
Gemessen am Ernst der Lage herrsche in den Klöstern eine erstaunlich gute Stimmung. „In den Orden ist die Beweglichkeit, die Flexibilität, der Mut, etwas Neues auszuprobieren, deutlich größer als in manch anderen pastoralen Zusammenhängen. Die Ordensschwestern und -brüder sind tief in ihrem Glauben, in Gott verwurzelt. Die können manches durchstehen“, sagt Kluitmann.
Von Kerstin Ostendorf