Franziskaner-Minoriten lassen sich in Lage nieder
Kloster bald wieder bewohnt
Franziskaner-Minoriten gründen im geschichtsträchtigen Wallfahrtsort Lage eine neue Ordensniederlassung. Der international besetzte Konvent will die Klostertüren auch für Gäste öffnen.
Der Gedanke ließ ihn einfach nicht wieder los. Bruder Andreas Murk, Provinzialminister der Franziskaner-Minoriten, hatte im Mitteilungsblatt der deutschen Ordenskonferenz den Hinweis gesehen, dass das Bistum Osnabrück eine Gemeinschaft suchte, um das Kloster Lage wieder zu besiedeln. Über 20 Jahre lang hatten dort Dominikanerinnen ihre Heimat gehabt, jetzt waren die Ordensfrauen ausgezogen. „Wir sind eigentlich nicht in einer Phase, in der wir neue Klöster gründen“, sagt Bruder Andreas. „Aber das, was ich da gelesen hatte, ist mir einfach nicht wieder aus dem Kopf gegangen.“ Und weil er in seiner Ordensprovinz weitere Interessenten fand, beschäftigten sich die Franziskaner-Minoriten mehr und mehr damit, was es bedeuten würde, an dem für das Osnabrücker Land besonders geschichtsträchtigen Wallfahrtsort eine neue Niederlassung zu gründen. Nach einem ersten Besuch im Sommer hatten sie schließlich den Eindruck: „Im Bistum Osnabrück sind Ordensleute willkommen.“
Am vergangenen Sonntag hat ein außerordentliches Provinzkapitel dem Plan zugestimmt. Der exakte Termin steht noch nicht fest, aber sicher ist, dass die Brüder im Laufe der nächsten Monate das Kloster für sich herrichten und bald dort einziehen werden. „Im Jahr 1221 sind die ersten Franziskaner auf das Gebiet der heutigen Bundesrepublik gekommen. Genau 800 Jahre später gründen wir jetzt ein neues Kloster“, sagt Bruder Andreas, und die Freude darüber ist ihm deutlich anzusehen. Ein paar Tage vor der Entscheidung des Kapitels hat er sich mit weiteren Brüdern das Kloster angesehen.
Drei bis fünf Ordensbrüder werden nach Lage kommen, der Konvent wird international besetzt sein. Ein oder zwei Deutsche sind dabei, ein Inder, dazu vielleicht ein Pole oder ein Rumäne. Was sie gereizt hat? „Hier ist vieles möglich, was unserer Spiritualität entspricht“, sagt Bruder Bernhardin Seither, der auf jeden Fall nach Lage kommen wird. Es existiere eine lebendige Wallfahrtstradition, die die Franziskaner-Minoriten gerne unterstützen wollen. Das Kreuz zu Lage erinnert an Jesu Kreuzestod und seine Auferstehung, einem zentralen Inhalt des christlichen Glaubens und der franziskanischen Spiritualität.
Es gibt eine Pfarrei, in der sie ihre Mithilfe anbieten wollen. Es existiert ein Haus, in dem sie einzelne Gäste beherbergen könnten. Nicht in Konkurrenz zu bestehenden Bildungshäusern im Bistum, sondern eher als Ergänzung. „Kloster auf Zeit“, nennt es Bruder Bernhardin. Sie könnten ein Beichtangebot schaffen und ein verlässliches Gottesdienstangebot, sie könnten ihre Gebetszeiten öffnen und Gäste dazu einladen. „Aber zunächst müssen wir solche Ideen mit dem Bistum und der Pfarrei absprechen“, sagt der 55 Jahre alte Bruder Bernhardin. Und Bruder Andreas ergänzt: „Wir sind ja nicht die Besserwisser, die daherkommen und keinen Stein auf dem anderen lassen.“
Matthias Petersen
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Franziskaner-Minoriten
Der Orden geht direkt auf den heiligen Franz von Assisi zurück und ist einer der drei großen Orden mit franziskanischer Spiritualität.
Weltweit gibt es rund 4000 Brüder, in Deutschland sind es 40, die sich auf fünf Standorte im Süden und Westen verteilen. Sie gehören zur Provinz St. Elisabeth, die von Bruder Andreas Murk geleitet wird.
Weitere 60 Brüder in Deutschland gehören zu Provinzen anderer Länder, zum Beispiel Indien, Rumänien oder Polen. Der Orden hat keinen ausdrücklichen pastoralen Schwerpunkt: Die Brüder bieten ihre Mithilfe an in der Pfarreiseelsorge, betreuen Gästehäuser oder kümmern sich um Wallfahrtsorte.
Insgesamt gehen die Mitgliederzahlen zwar zurück, doch sorgen Neueintritte derzeit auch immer wieder für eine gewisse Stabilität. Einer der bekanntesten Ordensmitglieder war Pater Maximilian Kolbe. (pe)
Weitere Informationen gibt es in Kürze auf www.kloster-lage.de