Bischof Neymeyr verteidigt die Religionsfreiheit
„Kritik ist erlaubt, Hetze nicht“
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Zum Patronatsfest des Bistums verteidigte Bischof Neymeyr die Religionsfreiheit. Auf dem Domplatz machten Schüler der St. Elisabethschule auf ihre Patronin aufmerksam.
Flohmarkt der Caritas-Schüler. | Foto: Thomas Müller / cpi |
Bischof Ulrich Neymeyr hat den Bau einer Moschee in Erfurt-Marbach verteidigt. Zur Religionsfreiheit gehöre „unzweifelhaft auch das Recht der Muslime auf den Bau würdiger Moscheen“, sagte er am 22. November beim diesjährigen Elisabeth-Empfang des Bistums Erfurt für Thüringer Politiker. Eingeladen waren zudem unter anderem Vertreter der Gesellschaft, der Justiz und der Polizei. Der Grundstein für den ersten Moschee-Neubau Ostdeutschlands außerhalb von Berlin wurde inzwischen gelegt. Das Bauvorhaben der Ahmadiyya-Gemeinde wird seit der Ankündigung vor zweieinhalb Jahren teils von massiven islamfeindlichen Protesten begleitet.
Religionsfreiheit ist die Grundachse
Bischof Neymeyr betonte vor den rund 120 Gästen: „Die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse ist die Grundachse jeder modernen Gesellschaft.“ Gleichwohl schließe die Befürwortung des Rechtes zum Moscheebau das Recht auf Kritik im Einzelfall nicht aus. „Aber ich verurteile alle Versuche, Sorgen und Ängste der Bevölkerung politisch zu instrumentalisieren“, so der Bischof. „Kritik ist erlaubt, Hetze nicht.“
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Religionsfreiheit als „zentrale Größe der Verfassung“. Sie stehe gerade auch den Religionsgemeinschaften zu, die sich in Minderheitensituationen befänden. Ramelow warnte davor, einzelne Grundrechte infrage zu stellen. Zugleich sagte er: „Verfassungsrechte sind nicht selbstverständlich und in Stein gemeißelt – sie müssen immer wieder neu durchdacht werden.“
Neymeyr erklärte, dass im interreligiösen Dialog das Christentum dem Judentum in „grundlegend anderer Weise“ verbunden bleibe als dem Islam. „Die Herkunft Jesu aus dem Judentum ist nicht zufällig, sondern bestimmt seine Identität.“ Ein solches Verwandtschaftsverhältnis bestehe zwischen Christentum und Islam nicht. „Die Beziehung zum Islam kann niemals eine für die Kirche und die christliche Religion grundlegende Bedeutung erlangen. Das ist der entscheidende Unterschied zum Judentum“, so Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist. Christentum, Judentum und Islam stünden nicht in gleicher Nähe zueinander, wie es das Wort vom ‚Trialog der abrahamitischen Religionen‘ nahelege.
Die Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, Dorothea Marx, verwies in ihrer Rede auf die wieder zunehmende Bedeutung von Heimat. Im jüngsten Thüringen-Monitor gaben demnach 72 Prozent der Befragten an, dass Heimat ihnen sehr wichtig sei. Zugleich werde gesellschaftlich-kulturelle Vielfalt „von wesentlichen Teilen der Bevölkerung als problembehaftet und konfliktreich wahrgenommen“, so die SPD-Politikerin. Heimat dürfe „aber nicht wieder die gespaltene von gestern“ werden. „Der ausgesäte Hass darf nicht noch einmal ungehindert wachsen“, sagte die Politikerin unter Verweis auf die Zeit des Nationalsozialismus.
Vor dem Empfang war zu einem Wortgottesdienst mit Weibischof Reinhard Hauke eingeladen worden, der ebenfalls in der Brunnenkirche stattfand, Hauke berichtete von seinen Erfahrungen einer Reise nach Bolivien, die er mit dem Hilfswerk Adveniat unternahm. Dort sei ihm mit Blick auf die Not des Landes deutlich geworden, „wie groß die Verantwortung der Politiker ist, wenn es um die Frage des Wohls eines Volkes geht.“ Dabei könne die heilige Elisabeth – die im 13. Jahrhundert die Probleme wahrgenommen hatte – ein Beispiel sein. Inzwischen, so der Weihbischof, erhalte das von ihr gelebte franziskanische Ideal in der Kirche breite Anerkennung.
Bischof Neymeyr betonte vor den rund 120 Gästen: „Die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse ist die Grundachse jeder modernen Gesellschaft.“ Gleichwohl schließe die Befürwortung des Rechtes zum Moscheebau das Recht auf Kritik im Einzelfall nicht aus. „Aber ich verurteile alle Versuche, Sorgen und Ängste der Bevölkerung politisch zu instrumentalisieren“, so der Bischof. „Kritik ist erlaubt, Hetze nicht.“
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) bezeichnete die Religionsfreiheit als „zentrale Größe der Verfassung“. Sie stehe gerade auch den Religionsgemeinschaften zu, die sich in Minderheitensituationen befänden. Ramelow warnte davor, einzelne Grundrechte infrage zu stellen. Zugleich sagte er: „Verfassungsrechte sind nicht selbstverständlich und in Stein gemeißelt – sie müssen immer wieder neu durchdacht werden.“
Neymeyr erklärte, dass im interreligiösen Dialog das Christentum dem Judentum in „grundlegend anderer Weise“ verbunden bleibe als dem Islam. „Die Herkunft Jesu aus dem Judentum ist nicht zufällig, sondern bestimmt seine Identität.“ Ein solches Verwandtschaftsverhältnis bestehe zwischen Christentum und Islam nicht. „Die Beziehung zum Islam kann niemals eine für die Kirche und die christliche Religion grundlegende Bedeutung erlangen. Das ist der entscheidende Unterschied zum Judentum“, so Neymeyr, der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständig ist. Christentum, Judentum und Islam stünden nicht in gleicher Nähe zueinander, wie es das Wort vom ‚Trialog der abrahamitischen Religionen‘ nahelege.
Die Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, Dorothea Marx, verwies in ihrer Rede auf die wieder zunehmende Bedeutung von Heimat. Im jüngsten Thüringen-Monitor gaben demnach 72 Prozent der Befragten an, dass Heimat ihnen sehr wichtig sei. Zugleich werde gesellschaftlich-kulturelle Vielfalt „von wesentlichen Teilen der Bevölkerung als problembehaftet und konfliktreich wahrgenommen“, so die SPD-Politikerin. Heimat dürfe „aber nicht wieder die gespaltene von gestern“ werden. „Der ausgesäte Hass darf nicht noch einmal ungehindert wachsen“, sagte die Politikerin unter Verweis auf die Zeit des Nationalsozialismus.
Vor dem Empfang war zu einem Wortgottesdienst mit Weibischof Reinhard Hauke eingeladen worden, der ebenfalls in der Brunnenkirche stattfand, Hauke berichtete von seinen Erfahrungen einer Reise nach Bolivien, die er mit dem Hilfswerk Adveniat unternahm. Dort sei ihm mit Blick auf die Not des Landes deutlich geworden, „wie groß die Verantwortung der Politiker ist, wenn es um die Frage des Wohls eines Volkes geht.“ Dabei könne die heilige Elisabeth – die im 13. Jahrhundert die Probleme wahrgenommen hatte – ein Beispiel sein. Inzwischen, so der Weihbischof, erhalte das von ihr gelebte franziskanische Ideal in der Kirche breite Anerkennung.
Lebensmöglichkeiten der Schwachen erhalten
Reinhard Hauke zeigte sich dankbar dafür, dass an der Spitze der Kirche heute Papst Franziskus stehe. Er betonte weiter: „Selbstlosigkeit im Machtanspruch in allen Bereichen des Lebens ist ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft und Kirche. Darum wiegt es umso schwerer, wenn Menschen in Kirche und Gesellschaft ihre Macht zum eigenen Vorteil missbrauchen. Korruption in vielen Ländern Lateinamerikas ist ein Geschwür, das eine lange Überlebensdauer hat – trotz aller Bemühungen von kommunistischen Regierungen mit patriotischen und sozialen Gesinnungen. Ebenso ist der Missbrauch geistlicher Macht ein Geschwür, das in der Kirche neu entdeckt und aufgedeckt wurde und zu dessen Heilung alle, die in der Kirche Verantwortung haben, beitragen müssen.“ Ebenso brauche es die Überlegungen der Politiker, wie sozial Schwache eine Lebensmöglichkeit erhalten, die ihre Würde als Menschen stärkt und ein Leben möglich macht, in dem Hunger, Obdachlosigkeit und Ausgrenzung von allen sozialen Bezügen kein Thema ist. In diesem Sinne sei die Enzyklika „Laudato si“ für Christen und Nichtchristen eine Orientierungshilfe. „Die Achtsamkeit für die ganze Schöpfung bewegt alle Menschen, die nicht nur an das Heute denken, sondern auch die Zukunft im Blick haben und die Kostbarkeit der Schöpfung bewahren wollen – um des Menschen und um Gottes Willen.“
Zu den Feiern rund um das Patronatsfest der heiligen Elisabeth gehört neben dem Empfang in der Brunnenkirche eine Aktion der Schüler der Erfurter Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth. Diese hatten am 19. November zu einem Flohmarkt auf den Domplatz eingeladen. Unter dem Leitwort: „Not sehen und handeln“ wurde der Tag geplant und vorbereitet. So hieß es zunächst genau hinschauen: Wo begegnet den Schülern an ihrem Schulstandort im Norden der Stadt Not? Beim Verein „Kontakt in Krisen“ wurden sie fündig und erkundeten, wie man dort Hilfe für Betroffene organisiert. Dabei ist diese Spendenaktion keine „Eintagsfliege“, denn man will in Verbindung bleiben und Menschen in Not über den Verein weitere Hilfen anbieten. Ein Ergebnis vom Flohmarkt gab es auch: 104,57 Euro. (kna/tdh/cpi)
Reinhard Hauke zeigte sich dankbar dafür, dass an der Spitze der Kirche heute Papst Franziskus stehe. Er betonte weiter: „Selbstlosigkeit im Machtanspruch in allen Bereichen des Lebens ist ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft und Kirche. Darum wiegt es umso schwerer, wenn Menschen in Kirche und Gesellschaft ihre Macht zum eigenen Vorteil missbrauchen. Korruption in vielen Ländern Lateinamerikas ist ein Geschwür, das eine lange Überlebensdauer hat – trotz aller Bemühungen von kommunistischen Regierungen mit patriotischen und sozialen Gesinnungen. Ebenso ist der Missbrauch geistlicher Macht ein Geschwür, das in der Kirche neu entdeckt und aufgedeckt wurde und zu dessen Heilung alle, die in der Kirche Verantwortung haben, beitragen müssen.“ Ebenso brauche es die Überlegungen der Politiker, wie sozial Schwache eine Lebensmöglichkeit erhalten, die ihre Würde als Menschen stärkt und ein Leben möglich macht, in dem Hunger, Obdachlosigkeit und Ausgrenzung von allen sozialen Bezügen kein Thema ist. In diesem Sinne sei die Enzyklika „Laudato si“ für Christen und Nichtchristen eine Orientierungshilfe. „Die Achtsamkeit für die ganze Schöpfung bewegt alle Menschen, die nicht nur an das Heute denken, sondern auch die Zukunft im Blick haben und die Kostbarkeit der Schöpfung bewahren wollen – um des Menschen und um Gottes Willen.“
Zu den Feiern rund um das Patronatsfest der heiligen Elisabeth gehört neben dem Empfang in der Brunnenkirche eine Aktion der Schüler der Erfurter Berufsbildenden Schulen St. Elisabeth. Diese hatten am 19. November zu einem Flohmarkt auf den Domplatz eingeladen. Unter dem Leitwort: „Not sehen und handeln“ wurde der Tag geplant und vorbereitet. So hieß es zunächst genau hinschauen: Wo begegnet den Schülern an ihrem Schulstandort im Norden der Stadt Not? Beim Verein „Kontakt in Krisen“ wurden sie fündig und erkundeten, wie man dort Hilfe für Betroffene organisiert. Dabei ist diese Spendenaktion keine „Eintagsfliege“, denn man will in Verbindung bleiben und Menschen in Not über den Verein weitere Hilfen anbieten. Ein Ergebnis vom Flohmarkt gab es auch: 104,57 Euro. (kna/tdh/cpi)