Ökumenischer Kirchentag in Osnabrück

Kurze Unterbrechung um 16.48 Uhr

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Vor 375 Jahren, 1648, schlossen Katholiken und Protestanten Frieden und beendeten den Dreißigjährigen Krieg. Daran erinnern Osnabrücker Christen mit einem ökumenischen Kirchentag vom 16. bis 18. Juni. An den drei Tagen werden mehr als 100 Veranstaltungen geboten.


So war es vor 25 Jahren: Zum Abschluss des Ökumenischen Kirchentags wurde ein Buch zum Altar getragen, in dem Wünsche und Bitten um Frieden verzeichnet waren. Foto: Archivfoto kna/Thomas Osterfeld

Es war ein Krieg, in dem es um die Wahrheit ging: Wer hat Recht, die Katholiken oder die Protestanten? 30 Jahre lang droschen sie auf sich ein, brachten Menschen auf bestialische Weise um – bis keiner mehr wusste, worum es eigentlich ging. Mehrere Jahre waren nötig, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Am 24. und 25. Oktober 1648 war es schließlich so weit: Der Westfälische Friede wurde final in Münster und Osnabrück besiegelt. Die Kinder in Osnabrück, so heißt es, sollen vor Freude singend über die Rathaustreppe gelaufen sein. Schon am 6. August 1648 war es zu dem vorentscheidenden Handschlag der Vertreter der Konfliktparteien gekommen. Übrigens in jenem Haus, das heute der Bischof bewohnt.

Den Friedensschluss vor 375 Jahren nehmen die mehr als 20 in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammengeschlossenen Konfessionen der Stadt Osnabrück zum Anlass für ein großes Treffen an einem Wochenende im Frühsommer. Motto: Wege des Friedens. Vom 16. bis 18. Juni gibt es ein reichhaltiges Angebot an Kultur, Religion, Spiritualität – und nicht zuletzt an Gottesdiensten. Wobei es am Samstagabend auch zur Mahlfeier mit gegenseitiger Einladung kommen wird. Auf diese Weise werden sich Nachbarn besuchen und laden darüber hinaus auch alle Interessierten ein. 


Stephanie van de Loo ist Ökumenebeauftragte
des Bistums Osnabrück. Foto: Sebastian Hamel

Eine ökumenisch besetzte Arbeitsgruppe bereitet gerade den Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) vor. Eine, die sich ganz besonders darauf freut, ist die Katholikin Stephanie van de Loo. Und das, obwohl sie gar nicht in Osnabrück wohnt. Van de Loo ist Ökumenebeauftragte des Bistums Osnabrück und pflegt schon lange den Kontakt zu den anderen Konfessionen. Gruppen aller Konfessionen, die sich mit Ständen oder Veranstaltungen am ÖKT beteiligen, sind mit Feuereifer bei der Sache. Schließlich ist es 25 Jahre her, dass es ein ökumenisches Ereignis dieser Größenordnung auf städtischer Ebene zum letzten Mal gegeben hat. „Wir haben lange geplant, jetzt freue ich mich schon darauf, das alles erleben zu können“, sagt van de Loo.

Facetten des Friedens an zehn Orten

Eingebettet wissen sich die Christen in die Veranstaltungsreihe der Stadt, die von April bis Oktober in jedem Monat einen Aspekt des Friedens in den Mittelpunkt rückt, im Juni sind es die Religionen. Nicht umsonst, denn wenn es die Religion war, derentwegen der Krieg ausbrach, dann sind es auch die verschiedenen christlichen Konfessionen, die zum Frieden beitragen müssen.

Auftakt für den ÖKT ist bereits am Freitagnachmittag. An 20 Standorten gibt es bis 22 Uhr kulturelle und spirituelle Mitmachangebote. Eigentlich geht es erst um 19 Uhr los, aber an dem Standort, an dem sich die Jüdische Gemeinde beteiligt, doch schon um 15 Uhr – wegen des Sabbats. Ohne Vorbehalte – und ohne Eintrittsgeld – können Interessierte an den Angeboten der Gemeinden teilnehmen. Musik, Aktion, Kabarett oder Diskussionen sind dabei, für Verpflegung ist gesorgt. Diese „Lange Nacht der Kirchen“ hat es in Osnabrück schon oft gegeben, das Format ist erprobt und bekannt.

Seltener dagegen ist eindeutig der Ökumenische Kirchentag, der am Samstag stattfindet. An zehn Orten in der Innenstadt, alle fußläufig erreichbar, geht es um Facetten des Friedens, an jedem Ort sind mehrere Veranstaltungen geplant, insgesamt werden es rund 100 sein. Frieden mit der Umwelt (Ursulaschule), Forum Frieden (Domvorplatz), Frieden und Glauben heute (Dom), Frieden und Spiritualität (Gymnasialkirche neben dem Dom), Frieden in Begegnung und „Jugendwohnzimmer“ (Marktplatz), Frieden und Dialog (St. Marien), Frieden jenseits der eigenen Bubble (Bergkirche), Frieden und Kultur (St. Katharinen), Frieden in Familie (Kath. Familienbildungsstätte), Frieden durch Teilhabe (St. Johann). 

Die Programme an den einzelnen Orten entstehen noch, aber ein Punkt ist bereits fest: Um 16.48 Uhr gibt es überall eine besondere Unterbrechung. Sei es als Stille, sei es als Gebet, sei es als Musikstück. Am frühen Abend sind Mahlfeiern geplant, und zwar in ökumenischer Gastfreundschaft – für die katholische Kirche ist das nicht selbstverständlich. Auf jeden Fall wird es ein langer Tag, gut, dass es an allen Standorten Verpflegung geben wird.

Der Sonntag steht dann ganz im Zeichen der gemeinsamen Feier. Um 11 Uhr beginnt ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Marktplatz, für den die unterschiedlichen Kirchenleitungen bereits zugesagt haben.

Matthias Petersen