Internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom

Live beim Papst

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Papst Ministranten
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Foto: imago/epd

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Papst Franziskus empfängt 2018 auf dem Petersplatz 60 000 Ministranten.

Zehntausende treffen sich Ende Juli zur internationalen Ministrantenwallfahrt in Rom. Auch aus Deutschland sind viele Gruppen dabei. Zwei Oberministranten erzählen, warum sie ihr Ehrenamt lieben, wie sie Kinder und Jugendliche fürs Messedienen motivieren und worauf sie sich in Rom besonders freuen.

Theresa Schieche
Theresa Schieche (17) ministriert im Pfarrverband Isarvorstadt in München. Foto: privat

Die letzte Ministrantenwallfahrt nach Rom im August 2018 brachte schöne Bilder: fröhliche Gruppen von Jungen und Mädchen in bunten T-Shirts aus ihren Gemeinden; die römische Feuerwehr, die ihnen in der Sommerhitze eine Dusche aus dem Wasserschlauch spendierte; Ordensleute, die Brausepulver für die Wasserflaschen verteilten und ihnen in einer der vielen römischen Kirchen ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen boten. 

All das begeisterte die Teilnehmer – und auch die Ministrantinnen und Ministranten zu Hause. So wie Theresa Schieche und Benedikt Jaster. Beide sind jetzt 17 Jahre alt und Oberministranten. Schieche ministriert im Pfarrverband Isarvorstadt in München, Jasters Heimatgemeinde ist St. Johannis der Evangelist in Freiberg in Sachsen. Damals konnten beide noch nicht an der Ministrantenwallfahrt teilnehmen, sie waren zu jung. Dann kam Corona, die nächste Wallfahrt wurde abgesagt und verschoben. Nun ist es so weit: Vom 29. Juli bis 3. August fahren Schieche und Jaster mit ihren Gruppen nach Rom. Aus dem Pfarrverband Isarvorstadt werden neun Ministrantinnen und Ministranten, aus St. Johannis in Freiberg zwölf dabei sein.

„Für mich ist die Rom-Wallfahrt auch eine Art Anerkennung“, sagt Schieche. „Als Oberministrantin macht man ja schon viel ehrenamtlich in seiner Freizeit.“ Sie finde es cool, mit vielen anderen zusammenzukommen: „Und wir haben in Rom ein echt tolles Programm.“ Als Gruppe haben sie schon entschieden, was sie besichtigen wollen, und auch Tickets gebucht – für das Forum Romanum und das Colosseum. Auch die Freiberger Gruppe hat mit den anderen Gruppen aus dem Bistum Dresden-Meißen Besichtigungen geplant. „Was wir aber auf jeden Fall machen wollen, auch bei Hitze, ist Fußball spielen“, sagt Jaster. Sie haben extra ein Hotel gebucht, das einen Fußballplatz hat. Als Gruppe werden sie jeden Tag eine heilige Messe feiern und mit Gebeten den Tag beginnen und abschließen, das gehört für Jaster dazu. 

Der wichtigste Programmpunkt für Schieche wie für Jaster ist die Audienz mit dem Papst. „Wir sind alle gespannt, den Papst live zu sehen“, sagt Schieche. Sie will die Audienz auch nutzen, um sich mit ihrem eigenen Glauben auseinanderzusetzen. „Vertrete ich die Sachen, die da gesagt werden?“, fragt sie sich. In ihren Gruppenstunden sind sie gewohnt, offen über das zu sprechen, was sie stört. Zum Beispiel, ob es gerechtfertigt ist, dass Frauen nicht Priesterinnen werden dürfen. 

„Liest du zum Einschlafen die Bibel?“

Trotz solcher Fragen fühlt sich Schieche in der Kirche zu Hause. „Diese Rom-Wallfahrt ist auch möglich, weil uns der Glaube miteinander verbindet“, sagt sie. „Bei der Kirche entstehen unfassbar gute Freundschaften.“ Ähnliches berichtet Jaster. Er schätzt seine Ministrantengruppe, weil es dort „sehr, sehr viele nette Leute“ und einen starken Zusammenhalt gibt. In seinen Gruppenstunden geht es erst im zweiten Teil ums Ministrieren. Der erste Teil ist ein Treffen mit Fußball, Kickern oder anderen Spielen. Die Fahrten, die sie in den Osterferien unternehmen, bringen sie als Gruppe zusammen. 

Benedíkt Jaster
Benedikt Jaster (17) ministriert in St. Johannis der Evangelist in Freiberg (Sachsen). Foto: privat

Die Freiberger Ministrantengruppe zählt mit 18 Jungen und Mädchen so viele wie noch nie. Nach der Corona-Pandemie seien stetig neue Ministranten dazugekommen, sagt Jaster. Es mache allen Spaß, am Altar zu stehen. Als Ministranten langweilten die Kinder sich nicht im Gottesdienst, sondern hätten einen Grund, in die Kirche zu kommen – „nicht nur wegen Gott, sondern auch, weil sie wissen, dass sie da Freunde haben“.

Zusammenhalt ist auch in Schieches Gruppe wichtig. Von Mitschülern hört sie manchmal Vorurteile. „Du bist Ministrantin? Heißt das, dass du zum Einschlafen die Bibel liest?“, wird sie gefragt. Aber sie wüssten, dass sie eine starke Gemeinschaft haben und dass sie „durch die Kirche so coole Aktionen machen wie die Rom-Wallfahrt“, sagt sie. Schieche hofft, dass sie bei der Reise als Gruppe noch stärker zusammenwachsen. 

Um die Wallfahrt zu finanzieren, haben die Gruppen einiges unternommen. Die Münchner haben selbstgebackenen Kuchen verkauft und wollen noch eine Fahrradputzaktion anbieten. Die Freiberger haben Glühwein verkauft und für die Gemeinde gekocht. Die Spenden decken nur einen Teil der Kosten. Im Bistum Dresden-Meißen zahlen die Teilnehmer zwischen 300 und 500 Euro für die Reise. Doch da ist alles drin: Ministranten aus vielen Ländern, Glaube, Papst, Fußball, Kultur und eine Woche Spaß. „Rom ist auf jeden Fall ein Highlight für uns“, sagt Jaster. „Wir hätten gerne öfter eine Rom-Wallfahrt, vielleicht alle zwei, drei Jahre. Das wäre schon nicht schlecht.“

Barbara Dreiling