Farbige Fenster in Lage-Rieste
Malen auf Glas für ein historisches Kreuz
Das Kreuz zu Lage hat den Wallfahrtsort Lage-Rieste im Norden von Osnabrück geprägt. Die Kapelle erhält jetzt farbige Fenster, die das Kreuz in ein neues Licht setzen werden. Eine Paderborner Firma setzt die Entwürfe des Künstlers Kim En Joong um.
Natalia Sittner hat schon den Pinsel in der Hand. Auf ihrem Tisch, der in ihrer Werkstatt aus Glas ist, liegt das Stück, an dem sie gerade arbeitet. Es ist eine Glasscheibe, die Teil eines farbigen Fensters wird, das bald in Lage-Rieste montiert wird. Die Entwürfe dazu, angefertigt von dem koreanischen Künstler Kim En Joong, hängen als Ausdruck an der Wand.
Immer wieder geht der Blick von Natalia Sittner zum Entwurf und zurück zu ihrer Arbeitsfläche. Da, wo farbintensive Flächen entstehen sollen, nimmt sie den dünnen Pinsel und setzt später noch die Brush-Technik ein. Dort, wo die Aquarellvorlage Pastelltöne zeigt, kommt der Verteilerpinsel zum Einsatz. So wirkt die Farbe an diesen Stellen transparenter. Natalia Sittner arbeitet konzentriert und zügig und verwandelt die Aquarellvorlage des Künstlers in Malerei auf Glas.
Die Stimmung im Raum wird sich verändern
Seit 20 Jahren ist Sittner als Glas- und Porzellanmalerin bei der Firma Glasmalerei Peters in Paderborn beschäftigt. Sie hat schon viele Aufträge erfolgreich umgesetzt, in jüngster Zeit vier neue Fenster für die Kathedrale in Chartres. Und jetzt die Teile für das bunte Fenster in Lage-Rieste. Es wird die Seitenwand der Kapelle zieren, die als Kreuzkapelle an die Kirche St. Johannes angebaut wurde. Im großen Kapellenfenster sind derzeit noch normale Fensterscheiben eingesetzt. Der Raum beherbergt das historische Kreuz zu Lage-Rieste, das viele Wallfahrer anlockt und bei Kreuztrachten von Gläubigen um die Kirche getragen wird.
Das über 700 Jahre alte Kreuz hängt in der Kapelle im Halbdunkel. Mit dem Einbau des neuen Kapellenfensters von Kim En Joong wird sich die Stimmung im Raum ändern. Das farbige Glas werde eine neue Atmosphäre in den Raum bringen, das Fenster soll mit der Aura des Kreuzes in Beziehung treten, sagt Hermann Queckenstedt, Leiter des Diözesanmuseums in Osnabrück.
Das Diözesanmuseum hat das Fenster bei Kim in Auftrag gegeben, in Absprache mit der Bistumsleitung und mit der Kirchengemeinde St. Johannes. Diese verwalte das Wallfahrtserbe in Lage-Rieste und habe sich mit einem einstimmigen Beschluss für das künstlerische Fenster ausgesprochen, betont Queckenstedt. Denn klar sei: „Das Kreuz steht in jedem Fall für sich, das Kreuz ist der Kern.“
Andrea Kolhoff
Zur Sache
Von Kim En Joong, der als Dominikanerpater in Frankreich lebt, wurden vor drei Jahren innerhalb des Kunstprojekts „Hommage an das Licht“ Werke in Osnabrück, Melle und auch in Lage-Rieste gezeigt. Bei seinem Besuch des Dominikanerinnenklosters in Lage wurde Pater Kim En Joong mit dem Lager Kreuz vertraut gemacht.
Die Kosten für die Fenster in Lage-Rieste betragen rund 200 000 Euro. Finanziert wird dieser Betrag aus Zuschüssen verschiedener Stiftungen und einer Zuwendung der Klosterkammer Hannover.
Eingeweiht wird das Künstlerfenster von Bischof Franz-Josef Bode während der Diözesankrankenwallfahrt nach Lage-Rieste am Sonntag, 15. September. Beginn der Messe ist um 10 Uhr. Gegen 12.30 Uhr gibt es für interessierte Wallfahrer eine Erläuterung des Fensters in der Kapelle. Am Nachmittag referieren Hermann Queckenstedt und Wilhelm Peters über die Entstehung des Fensters, Beginn 15 Uhr in der Kapelle (Lage 7, 49597 Rieste).