Beim Umwelt- und Klimaschutz sind wir alle gefordert
Mehr Mut zum Maßhalten!
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Verbrenner-Autos sollen verboten werden? In Neubauten sollen Gasheizungen nicht mehr erlaubt sein? Tanken und fliegen soll teurer werden? Solche Ideen hatten es in jüngster Zeit schwer. Immer, wenn jemand einen Vorschlag machte, der nach Verbot oder Verzicht klang, nach einem Eingriff in die individuelle Freiheit, erntete er Entrüstung. „Akteure, die vom alten System profitieren, schüren Ängste“, beobachtet Kathrin Schroeder, Abteilungsleiterin Politik und Globale Zukunftsfragen beim katholischen Hilfswerk Misereor. „Menschen, die keine Experten sind, kriegen dann auch Angst und lehnen Veränderungen ab.“
Dabei ist klar: Die globalen Nachhaltigkeits- und Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn wir weniger Energie und Rohstoffe verbrauchen. Helfen kann dabei eine altbewährte Tugend: das Maßhalten. Dirk Messner, der Präsident des Umweltbundesamtes, sagt: „Darüber müssen wir reden: nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern weil es unserer Gesundheit, den nächsten Generationen und dem Planeten guttut.“
Um den Gedanken des Maßhaltens populärer zu machen, hat das Ökumenische Netzwerk Klimagerechtigkeit jetzt eine Aktion gestartet. Titel: „Es reicht. Mehr Mut zu Suffizienz!“ Die Aktion solle Menschen ermutigen, politisch aktiv zu werden und den Kontakt zu den Bundestagsabgeordneten aus ihrem Wahlkreis zu suchen, sagt Schroeder: „Solche Gespräche können sehr wirksam sein, wenn die Abgeordneten dann merken: Oh, das Thema ist bei mir zu Hause relevant.“
Sie betont: „Die Politik kann und muss den Wandel zum Maßhalten gestalten. Sie darf diesen Wandel nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern aufhalsen.“ Sie müsse es attraktiv machen, Häuser besser zu dämmen, Wärmepumpen einzubauen oder weniger Auto zu fahren. Damit die Mobilitätswende gelingt, müsse sie den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und Städte fahrrad- und fußgängerfreundlicher machen – und auch für den ländlichen Raum Lösungen suchen. Noch aber passiert das zu selten: „Die Bundesregierung setzt bisher nicht die richtigen Rahmenbedingungen.“
Schroeder bedauert, dass die Ampelkoalition das angedachte Klimageld noch nicht eingeführt hat. Für sie ist es „eine gute Methode, um die Energiewende sozial gerecht zu gestalten“; es könnte den Menschen zeigen, dass alle von dieser Wende profitieren können – weil sie die Einnahmen aus der steigenden CO2-Steuer zurückbekommen.
Das Umwelt- und Klimaproblem ist riesig. Deshalb ist es Schroeder wichtig, den Menschen klarzumachen, dass sie Teil der Lösung sein können. „Unsere Aktion zeigt: Ihr könnt was tun – am besten gemeinsam!“ Wer spürt, dass er etwas verändern kann, fühlt sich nicht hilflos. Wer die Bundesregierung dazu bringt, klimafreundliche Gesetze zu machen, bewirkt viel – und hinterlässt einen großen ökologischen Handabdruck.
Christinnen und Christen dürfen sich besonders ermutigt fühlen. Denn kirchliche Werte wie Genügsamkeit und Rituale wie die Fastenzeit böten „ganz viel Rüstzeug für die Veränderungsprozesse, die jetzt anstehen“, sagt Schroeder. „Die Idee des Maßhaltens passt zu uns.“