Pastoraltheologe Matthias Sellmann über die Kirche der Zukunft

Mehr über Gott sprechen

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Die katholische Kirche der Zukunft sollte sich als Dienstleisterin verstehen und wieder mehr von Gott sprechen, sagt Matthias Sellmann, Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität Bochum. Am 8. Februar spricht er im Forum am Dom in Osnabrück.


"Kirche als Dienstleisterin an religiöser Freiheit": Pastoraltheologe Matthias Sellmann spricht im Forum am Dom in Osnabrück. Foto: zap/Martin Steffen

Wie wird die Kirche nach der Krise aussehen? Wird sie die Gottesfrage lebendig halten in einer Gesellschaft, in der für viele Menschen Gott keine Rolle mehr zu spielen scheint? Welchen Beitrag will die katholische Kirche zu einer modernen Gesellschaft leisten? Um diese und weitere Fragen geht es bei einer Veranstaltung im Forum am Dom in Osnabrück unter dem Titel „Kirche als Dienstleisterin an religiöser Freiheit. Ein Zielbild für eine Kirche nach der Krise“. Darüber spricht Matthias Sellmann, Professor für Pastoraltheologie an der Ruhr-Universität in Bochum sowie Leiter des Zentrums für angewandte Pastoralforschung (zap). 

Das Stichwort „Kirche nach der Krise“ bezeichnet nicht die Zeit ohne Einschränkungen nach der Pandemie, um die Gesundheitskrise geht es nicht. Als krisenhaft erleben viele Menschen derzeit aber die Reaktion der Kirchenoberen auf die Gutachten zu Missbrauchsfällen wie im Erzistum Köln, im Erzbistum München und Freising und an vielen weiteren Orten; Reaktionen, die gezeigt haben, dass es vielen Kirchenvertretern in der Vergangenheit mehr darum ging, Schaden von der Institution abzuwenden, statt die Opfer zu schützen.

Und doch gibt es viele Christen, die der katholischen Kirche noch die Treue halten, die sich in ihren Gemeinden vor Ort ehrenamtlich engagieren und gut mit den Hauptamtlichen zusammenarbeiten. „Die Deutschen sind ja durchaus zufrieden mit den Erfahrungen kirchlicher Arbeit im Nahbereich“, sagt Matthias Sellmann, das hätten verschiedene Studien gezeigt. 

„Ich erlebe sehr viele, sehr engagierte und gut ausgebildete pastorale Mitarbeiter“, so Sellmann. Sie gelte es zu stärken, damit sie wiederum andere bestärken. „Die Zukunft des kirchlichen Hauptamts liegt sicherlich in der Motivation und Qualifizierung der ehrenamtlich Engagierten“, so Sellmann. 

Aufsuchende Seelsorge ist Seelsorge der Zukunft

In Zukunft werde es noch wichtiger sein, dass Kirche sich als Dienstleisterin verstehe, so Sellmann. „Auch im Bereich Religion will man, dass die Qualität stimmt.“ Schon im Pfarrbüro müssten Besucherinnen und Besucher freundlich empfangen und in ihrem Anliegen ernst genommen werden. Doch nicht nur die Pfarrsekretärinnen sollten so handeln, auch die anderen Beschäftigten einer Kirchengemeinde müssen auf Menschen zugehen können. „Da geht es um die Etablierung einer richtigen Willkommenskultur.“

Großartige Zeichen setzen Aktionen der aufsuchenden Seelsorge, zum Beispiel, wenn sich ein Seelsorger auf die Bank mitten auf dem Marktplatz setzt und zum absichtslosen Gespräch zur Verfügung steht, oder regelmäßig zum Gespräch auf dem Friedhof zur Verfügung steht. „Auch so etwas wird als gute Dienstleistung erlebt“, sagt Sellmann. Die Seelsorger und Seelsorgerinnen sendeten damit das Signal: „Ich bin da, ich kann das, ich möchte mit euch sprechen.“ Seelsorge der Zukunft werde außerdem klarer bestimmte Zielgruppen ansprechen, mit Regenbogengottesdiensten oder bestimmten Musik- und Spiritualitätsangeboten, zum Beispiel für Trauernde, für Jugendliche, für Überarbeitete oder für Kranke.

Für die Zeit nach der Krise sei es besonders wichtig, dass die Kirche sich auf ihre Kernkompetenz besinne. „Den Kirchen muss man wieder anmerken, dass sie mit keinem Geringeren als Gott in Berührung sind und diese Beziehung auch wirksam vermitteln können.“ Das sei für viele Gläubige ein Grund, an der Kirche festzuhalten. „Die Kirchen geben die Zusage, dass ein Leben mit Gott möglich ist. Es muss jemanden geben, der diese Option kennt, beschreibt, schützt, bewirbt und allen zugänglich macht.“

Andrea Kolhoff

Der Abend mit Matthias Sellmann beginnt am Dienstag, 8. Februar, um 19.30 Uhr im Forum am Dom in Osnabrück, Domhof 12 (2Gplus-Veranstaltung). Es ist auch möglich, online (via Zoom) dabei zu sein. Anmeldung bei der KEB: www.keb-os.de

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Kirchenboten.