Mein erster eigener Christbaum

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Insel-Pastor Dieter Lankes verbringt Weihnachten erstmals an der nordfriesischen Küste und auf den Inseln – und im Zug, im Auto und auf dem Schiff.

Inselpastor Dieter Lankes mit seiner selbst gefertigten Jesusfigur
Pastor Lankes mit seinem selbst gefertigten Jesuskind. Foto: Marco Chwalek

Insel-Pastor Dieter Lankes kommt zu den Festtagen ordentlich rum: An Heiligabend ist er beim Krippenspiel in Niebüll, zelebriert dann die Christmette in Westerland auf Sylt und dort auch das Festhochamt am ers­ten Weihnachtstag. Am zweiten Weihnachtstag fährt er dann zum Gottesdienst rüber nach Amrum.

Dieter Lankes kommt aus Bamberg und ist seit 1. Juli als Inselpastor in Nordfriesland tätig. Die erste Weihnacht im Norden ist für den früheren Karmelitenpater auch privat ein ganz besonderes Fest: „Worauf ich mich freue: dass ich zum ersten Mal in meinem Leben einen eigenen Christbaum haben werde, auch wenn ich Weihnachten selbst gar nicht hier hin, sondern auf der Insel“, erzählt er lachend.

Zu seiner Zeit im Orden kümmerten sich Mitbrüder um die Weihnachtsvorbereitung, während Lankes die Weihnachtszeit als Seelsorger im Krankenhaus verbrachte. „Da war ja mein Bewegungsradius wirklich sehr, sehr klein.“ Immerzu musste er abwägen, ob er sich mal weiter als 15 Minuten vom Krankenhaus entfernen konnte, weil er wegen der Rufbereitschaft ja in der Nähe bleiben musste. Das ist jetzt natürlich anders, denn als Insel-Pas­tor ist er viel mit der Fähre, dem Zug oder dem Auto unterwegs. Etwa 70 Stunden verbringt er im Monat auf der Fähre oder im Zug. Und das ist für ihn keineswegs verlorene Zeit. Im Zug und auf dem Schiff lernt er viele Leute kennen. „Mit der Zeit kennt man sich natürlich auch. Wenn immer die Gleichen im Zug sind, kommt man miteinander auch ins Gespräch“, berichtet Lankes.

Die Tante hat Plätzchen aus dem Bayerischen Wald geschickt

Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird der Pastor zum Gottesdienst auf Amrum erwartet. Danach geht es nach Hause, nach Niebüll. Er wird sich dann an seinem ersten eigenen Tannenbaum erfreuen, die Plätzchen von der Tante aus dem Bayerischen Wald genießen und er wird ein ganz besonderes Jesuskind in seine Krippe legen. Dieses hat er vor über 27 Jahren selber aus Ton geformt: „Dieses Krippenkind begleitet mich. Das gehört für mich ganz, ganz wesentlich zu Weihnachten dazu.“

Wenn wir an Weihnachten feiern, dass Gott Mensch wird: Wie sollen sich dann die Menschen verändern? Lankes wünscht sich mehr Achtsamkeit, Rücksichtnahme und dass wir weniger um uns selbst kreisen. Aber er weiß auch: „Ich bin nicht allein unterwegs, sondern wir sind gemeinsam auf dem Weg und miteinander wollen wir auch unsere Welt heller machen, liebevoller und freundlicher.“

An Weihnachten denkt Lankes besonders an all diejenigen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten auf die Inseln fahren, um dort den Touristen den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. „Ich denke an Weihnachten aber auch an viele, die einsam sind, die niemanden haben, die wirklich das Weihnachtsfest für sich alleine verbringen müssen. Die haben bei mir auch immer einen ganz besonderen Platz, im Gebet, aber auch im Gottesdienst.“     
Text: Marco Chwalek u. Marco Heinen