Auf dem Jakobsweg im Altmühltal
„Mich schickt der Himmel“
Dem Himmel stets nah waren 15 Frauen und Männer aus den drei Nordbistümern bei ihren Exerzitien auf dem Jakobsweg von Kelheim nach Eichstätt. Nicht nur wegen der Sonne, sondern auch wegen vieler glücklicher Fügungen.
Schon die Anfahrt bei strahlendem Sonnenschein mit dem Schiff von Kelheim über die Donau nach Kloster Weltenburg war ein erstes Highlight. Die nächsten beiden Tage standen im Zeichen der Einstimmung aufs Wandern und auf die Exerzitien, die sich in den täglichen Impulsen mit dem Leben des heiligen Ignatius von Loyola (1491–1556) befassten. Die Routen, Impulse, Andachten und Schweigezeiten waren von Ursula Freese und Thomas Bastar (geistliche Begleitung) bis ins Kleinste geplant und konzipiert. Dass nicht alles planbar ist, zeigte bereits der erste Morgen: die Seilfähre, die die Wanderer über die Donau bringen sollte, fiel aus. Die Alternative war die Überfahrt mit einer Zille, den traditionellen flachbodigen Wasserfahrzeugen auf der Donau. Da die Gruppe früh los wollte, musste der Fährmann extra angefragt werden. Welch ein Glück die Pilger hatten! Sie bekamen nicht nur einen Fährmann, sondern einen Philosophen, der seinen Passagieren mit dem Gedicht „Dr. Wald“ des Försters Helmut Dagenbach den ersten „Impuls“ auf den Weg gab.
Es gab noch mehr glückliche Fügungen: Das Carport als Regenunterstand am Dorfrand mit einer unverhofften Tasse Kaffee vom Hausherrn; der Imker, der die müden Wanderer bei einer Tüte reifer Zwetschen mit Informationen versorgte und sie gleich beim Ortspfarrer ankündigte, welcher die Toiletten aufschloss und noch vieles über die Kirche und seine Pfarrei berichten konnte; der Busfahrer, der nach einem verpassten Bus zufällig an der Haltestelle vorbeikam und die verschwitzten Wanderer 40 Minuten weit zur Unterkunft brachte. Auf Nachfrage sagte er: „Mich schickt der Himmel!“
Das gleiche Glück hatten auch zwei Fußkranke, die am letzten Wandertag abbrechen mussten und eine Studentin nach dem Bus zum Quartier, dem Priesterseminar Eichstätt, fragten. „Steigen Sie ein, ich fahre gerade zur Uni dort vorbei“, meinte sie lächelnd.
Bei Tagesetappen von 15 bis 23 Kilometern kam mancher an seine körperlichen Grenzen. Dabei konnte jeder in der traumhaften Landschaft des Altmühltals seinen eigenen Pilgerweg gehen. Blasenpflaster standen hoch im Kurs und sogar Knie wurden fachkundig getaped. Die erholsamen Unterkünfte, die gegenseitige Achtsamkeit und Empathie, das gemeinsame Mittagsbuffet auf einer Wiese am Wegesrand und das labende bayrische Bier am Abend ließen die Gruppe aus alten Hasen und Neulingen schnell zusammenwachsen. Wiederholung nicht ausgeschlossen.
Von Brigitte Jaschke