Gottesdienstübertragung im Internet

Mischpult auf dem Orgelboden

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An Heiligabend und Weihnachten übertragen in diesem Jahr viele Gemeinden ihre Gottesdienste im Internet. Um die Technik bei diesen Livestreams kümmern sich oft Ehrenamtliche – zum Beispiel in der Stadtpfarrei Nordhorn.


Vorbereitung für die Gottesdienstübertragung: Matthias Meyer richtet
das Orgelmikrofon aus. Foto: Sebastian Hamel

Kameras und Mikrofone stehen parat. Auch Laptop, Mischpult und Kopfhörer ziehen auf die Orgelempore ein. In den Wochen vor Weihnachten gehen in der Nordhorner St.-Augustinus-Kirche bislang ungekannte Vorbereitungen vonstatten. Geplant und geprobt wird die Live-Übertragung der Heiligabend-Gottesdienste ins Internet. 

Für das Vorhaben zeichnet ein junges, dreiköpfiges Team verantwortlich: die beiden Ehrenamtlichen Frank Kolberg und Matthias Meyer sowie Gemeindereferent Yannik Marchand. Insgesamt drei Gottesdienste – das Krippenspiel um 15 Uhr sowie die Messfeiern um 17 Uhr und 22 Uhr – sollen am 24. Dezember gestreamt werden. Dafür wurde eigens der Kanal „Katholisch in Nordhorn“ auf der Videoplattform YouTube eingerichtet.

Yannik Marchand erklärt, dass trotz einer Ausweitung des Gottesdienstangebots nicht alle Gläubigen teilnehmen möchten und könnten. Viele seien in dieser Zeit sehr vorsichtig und würden bewusst nicht in die Kirche kommen. Insofern sei es ein Anliegen, Wege zu finden, trotzdem möglichst viele Menschen zu erreichen. Die Übertragungen aus dem Osnabrücker Dom sind nach seinen Worten zwar sehr schön, doch die Gemeindemitglieder wünschen sich natürlich auch, die eigene Kirche, den eigenen Pfarrer und die eigenen Lektoren zu sehen. „Da ist eine andere Verbundenheit“, so Marchand.

In Nordhorn stießen die Initiatoren der Live-Übertragung  beim pastoralen Team in der Stadtpfarrei auf offene Ohren. Da es sich für ein Gotteshaus zu entscheiden galt, fiel die Wahl auf die große St.-Augustinus-Kirche im Zentrum der Grafschafter Kreisstadt. Matthias Meyer, der seit mehreren Jahren unter anderem im Pfarrgemeinderat mitwirkt, ist bei dem Projekt vor allem für den Ton verantwortlich. Erfahrungen in diesem Bereich hat der hauptberufliche Elektriker schon sammeln können, als er bei Feiern wie Firmungen oder Krippenaufführungen für gute Klangverhältnisse sorgte. 

Die Technik wurde ausgiebig getestet

Auch hobbymäßig ist er auf diesem Gebiet unterwegs. Sein Ziel ist es, dass gesprochene Worte, aber auch Orgel und eventuell Sologesang in möglichst guter Qualität zu hören sind. Dafür kann er die vorhandene Mikrofonanlage der Kirche „anzapfen“, muss aber auch noch weitere Mikros – etwa an der Orgel – positionieren.

Von großer Bedeutung ist eine stabile Internetverbindung: Dafür mussten die engagierten Männer eine Strecke von 50 Metern durch den Kirchturm zur benachbarten Kindertagesstätte via Kabel überbrücken. Die Bildübertragung sollen zwei bis drei Kameras sicherstellen. Mit einer Streaming-Software kann dann während der Gottesdienste gesteuert werden, welches Gerät gerade filmt. Ebenso müssen stets die nicht benötigten Mikrofone ausgeschaltet sein, damit es nicht zu einem Geräusch-Durcheinander kommt.

Gottesdienste im Vorfeld des Weihnachtsfestes nutzte das Team, um die Technik ausgiebig zu testen. Mit Öffentlichkeitsarbeit machten sie Werbung für das Projekt. Kritische Stimmen haben sie bislang nicht vernommen – vielmehr hörten sie von verschiedenen Interessierten, die an Heiligabend einschalten. Auch sie selbst sind mit großer Freude dabei: „Ich habe immer Interesse an neuen Herausforderungen“, sagt etwa Matthias Meyer. Er und seine Mitstreiter betonen die Wichtigkeit alternativer Formate. Yannik Marchand ist überzeugt: „Wir müssen in diesem Jahr einfach kreativ werden und jede Möglichkeit nutzen, die Frohe Botschaft unter die Menschen zu bringen.“

Sebastian Hamel