September 2024
Mit anderen Augen
Foto: Katja Schmid
Ein angespanntes Nervenkostüm durchzieht meinen Körper. Die Bahn ruckelt vor sich hin. Links von mir ein schwitzender Hemdsärmel, rechts von mir eine Trinkflasche an einem großen Wanderrucksack, die bei jeder Unebenheit gegen meine Schulter fällt. Metall. Es ist eng. Draußen heiß, innen schwitzig und die Geräuschkulisse voller eigenartiger Dialekte. Die Touris sind da. Jedes Jahr gibt es ein paar Wochen, da schwemmt eine Welle deutscher Touristen durch die Hansestadt. Man erkennt sie an ihren fragenden Gesichtern, an ihrem lauten Gelächter und am Stehenbleiben beim Aussteigen. Ich stolpere zwischen den vielen Körpern aus der Bahn und fliehe zum nächsten Gleis. Da drängt sich eine rotwangige Frau in mein Blickfeld. Ob ich ihr helfen könnte? Es sei ja alles so aufregend hier, all die vielen Sehenswürdigkeiten und schönen Orte. Ihre Augen leuchten, sie ist begeistert. „Ja“, nicke ich und spüre, wie der Funken überspringt – Hamburg ist natürlich mehr, als nur ein Ort für ruhige Business-Herden. Hier kann man richtig was erleben. Es ist laut, fröhlich und bunt. Eine Stadt zum Stehenbleiben. Hatte ich irgendwie vergessen. Alles verändert sich, wenn der Blickwinkel sich verändert.
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