Bischof Feige spricht über Begegnungen mit Grauen Schwestern

Mit Dank und viel Respekt

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Dieser Tage verlassen die Elisabeth-Schwestern Halle. Bischof Gerhard Feige spricht über seine jahrelangen und vielfältigen Kontakte und Begegnungen mit den Ordensfrauen in seiner Heimatstadt.

Die letzten 16 Schwestern von der heiligen Elisabeth verlassen nun ihren 130 Jahre alten Standort Halle. Das Foto zeigt sie in der Kapelle des Schwesternhauses auf dem Gelände Mauerstraße des Krankenhauses St.-Elisabeth und St. Barbara.    Foto: Marco Warmuth

 

Bei einem Dankgottesdienst in der Kapelle ihres Klosters und langjährigen Provinzhauses sind in Halle die 16 letzten Schwestern von der heiligen Elisabeth verabschiedet worden. (Tag des Herrn berichtet in der nächsten Ausgabe.) Gerhard Feige, seit 2005 Bischof von Magdeburg, war als Hallenser besonders in jungen Jahren viel mit den Ordensfrauen im Kontakt. Er wurde 1951 im St.-Barbara-Krankenhaus der Schwestern geboren und feierte 1978 seine Primiz in der Propsteikirche und in Räumen ihres St.-Elisabeth-Krankenhauses. Und er hat die Schwestern jetzt auch verabschiedet. Verbunden mit Dank und viel Respekt erinnert sich Feige an Begegnungen:

Gerhard Feige 1970 als Lektor beim Schwestern-Gottesdienst.    Foto: privat/pbm

Ministrantendienst morgens 5.45 Uhr
„Nach dem Willen der Schwestern auf der Geburtsstation hätte ich eine Elisabeth werden sollen, weil ich am Elisabeth-Tag geboren wurde“, sagt Gerhard Feige. Das habe ihm seine Mutter erzählt. Doch aus der Elisabeth wurde nichts, ein Gerhard erblickte das Licht der Welt. Und wurde zehn Jahre später Messdiener. Weil seine Mutter eines Tages mit einer Grauen Schwester vom nahen Elisabeth-Krankenhaus wegen Arbeiten an Paramenten zu tun hatte, ministrierte er fortan oftmals in den Frühmessen der Ordensfrauen in deren großer Kapelle. „Das geschah sehr zum Leidwesen meines Pfarrers Propst Johannes Langsch, der darin eine Konkurrenz zu meinem Dienst in der Pfarrei sah, zumal er es sich nicht nehmen ließ, persönlich die Ministranten auszubilden“, erinnert sich der heute 69-jährige Bischof. „Nach der Messe gab es in der Schwesternküche immer ein Frühstück, das konnte der Propst nicht bieten. Von dort bin ich direkt in die Schule gegangen.“ Allerdings fanden die Messen der Schwestern vor deren Dienstbeginn auf den Stationen und damit um 5.50 Uhr statt. „Nur sonntags konnten sie länger schlafen. Da begann die Messe erst um 6 Uhr“, so Feige augenzwinkernd. So ein Ministrantendienst ging meistens eine Woche lang. „Wir waren zu sechst und haben uns abgewechselt. Wenn ich dran war, habe ich sonntags auch noch in der Gemeinde, also zweimal gedient. Das wiederum hielt der Propst für eine religiöse Überforderung.“ Für die Sakristei in der Schwesternkapelle waren damals Schwester Lucilla, die irgendwann Provinzoberin wurde, und später Schwester Celina, die den Dienst bis jetzt versehen hat, zuständig.
Hanspeter Gospos, Geistlicher Direktor im St. Elisabeth-Krankenhaus, hielt den jugendlichen Gerhard an, die Lesung vorzutragen. „Es war kurz nach dem Konzil. Ich konnte alle fünf Lesungstöne und habe die Lesung zum Teil gesungen.“ Zeitweise nahmen an den Gottesdiensten 100 Ordensfrauen teil.
Auch als Patient hatte der Sohn eines Schuhmachermeisters mit den Elisabeth-Schwestern zu tun. „Als ich als Sechstklässler nach Äther-Narkose und Blinddarm-Operation wieder wach wurde, soll ich mit einer Schwester gerungen haben. Später war ich nochmal wegen einer ansteckenden Bindehaut-Entzündung auf Station und hatte es bei Schwester Julitha sehr gut.“

Die Krankenhäuser hatten einen guten Ruf
Begegnet seien ihm die Ordensfrauen auch bei den Caritas-Straßensammlungen. „Ich war schon ein bisschen neidisch, da manche Schwester gleich mehrere Büchsen voll bekam.“ Grund sei nicht zuletzt der gute Ruf der beiden Krankenhäuser gewesen.
Später, während des Studiums, habe er ein Praktikum auf einer Station gemacht, so Feige. „Ich musste Patienten-Tischchen abwischen oder abwaschen, und dies zur Freude der Schwesternschülerinnen, die das nicht gern taten.“ In dieser Zeit sollte er auch einmal bei einer Mandel-OP „mit Äther-Betäubung und Schlinge“ einen Patienten festhalten. „Dabei bin ich selbst umgefallen, weil ich Äther eingeatmet hatte.“ Auch Begegnungen mit Sterben und Tod gehörten zum Praktikum. Allerdings hatte er schon als Ministrant mit elf Jahren eine Stunde Totenwache am offenen Sarg einer verstorbenen Provinz- oberin gehalten. „Das hat mich sehr berührt.“ Später war Feige dankbar, beim Tod seiner Mutter dabei gewesen zu sein. Zuvor war sein schwerkranker Vater von den Schwestern Basilia und Norberta ambulant mit gepflegt worden.

 

Professjubiläum in der Schwestern-Kapelle Anfang der 1960 Jahre. Unter den Ministranten ist Gerhard Feige (zweiter von rechts).    Foto: privat/pbm


„Viele Schwestern haben mich beeindruckt, besonders Schwester Modesta“, sagt Feige. „Sie hat an Bedürftige immer Suppe ausgeteilt und ist anschließend mit schweren Taschen und ihrer Mundharmonika zu Menschen in der Stadt gegangen, um sie zu unterstützen. Sie hatte auch ein Gespür, wenn jemand im Sterben lag. Als wir als Kinder einmal im Religionsunterricht etwas über ihren Einsatz hörten, sind wir danach zur Schwesternhauspforte gestürmt und wollten die ,heilige Schwester sehen‘.“
In den letzten Jahren hat Feige als Bischof Schwestern zu Jubiläen gratuliert oder das Krankenhaus besucht und auch dabei immer Kontakt mit den Ordensfrauen gehabt. „Ihr Dienst an den Nächsten hat Frische ausgestrahlt. Sie standen mitten im Leben und haben radikal ihren Auftrag bestmöglich zu erfüllen versucht.“

(ep)