Malteser wollen neuen Besuchsdienst aufbauen

Mit dem Hund ins Altenheim

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Die Malteser wollen einen Besuchsdienst in Pflegeheimen im Emsland aufbauen – mit  dafür ausgebildeten Hunden. Kerstin Langer aus Herzlake wird die Gruppe leiten, mit Hündin Maja an ihrer Seite. 

 

Kerstin Langer und ihre Hündin besuchen ältere Menschen in Pflegeheimen. 

 

Kerstin Langer blickt zu ihrer Hündin hinunter, die freudig und aufgeregt mit dem Schwanz wedelt und nur auf das Kommando zu warten scheint. „So, Maja – jetzt wollen wir mal zeigen, was du alles kannst“, sagt Kerstin Langer. Im Garten hat die 53-Jährige einen Parcours auf dem Rasen aufgebaut: mit Reifen und Bällen, mit Korridoren und Hindernissen. Und Maja zeigt wirklich, was sie draufhat. Auf eine kleine Geste, auf eine Bewegung, auf ein ruhiges Wort hebt sie die Pfoten, legt sich hin, springt und rennt, findet versteckte Dinge. 

Ihre Halterin belohnt sie jedes Mal mit einem Hundeleckerli. „Bravo, gut gemacht“, sagt die Herzlakerin. Mit einem Schmunzeln nennt sie die Kunststücke von Maja „Zirkusnummern“. Das ist nicht abfällig gemeint, denn genau diese kleinen Tricks können bei einem Besuch im Altenpflegeheim ein Türöffner sein – zu den Herzen der Zuschauer. „Hunde bringen Abwechslung in den Tag, zaubern den Senioren ein Lächeln in die Gesichter. Und die ganze Atmosphäre im Raum verändert sich dadurch“, sagt Kerstin Langer. Aber die Hündin Maja kann noch viel mehr, das hat ihre Halterin oft erlebt. 

Wenn die Hündin in den Aufenthaltsraum oder ein Bewohnerzimmer tapst, wenn sie ihre Schnauze auf ein Knie legt, wenn sie Pfötchen gibt und sich streicheln lässt – dann wird Maja bei älteren oder kranken Menschen deren Geist und Seele berühren. „Ein Hund kommt in Bereiche, wo ein Mensch vielleicht schon lange keinen Zugang mehr hat“, sagt Langer. Tiere wie Maja können die Lethargie und Einsamkeit durchbrechen, können Vertrauen schaffen, die Lust an der Kommunikation fördern und einfach Freude bereiten. 

Erinnerungen an den eigenen Hund 

Kerstin Langer hat schon beobachtet, dass zum Beispiel Menschen mit einer Demenzerkrankung, die sonst kaum noch sprechen und keine Mimik mehr zeigen, dann wieder lächeln und mit ihrer Hand über das Fell von Maja streichen. „Da kommen vielleicht Erinnerungen an den eigenen Hund von früher hoch“, meint die Herzlakerin. 

Alles gute Gründe für die Malteser, bei denen Kerstin Langer Mitglied ist, einen Besuchshundedienst zu starten – zunächst im Raum Haselünne/Herzlake, Meppen und Lingen. Fachreferentin Stephanie Tewes-Ahrnsen erzählt von guten Erfolgen bei anderen Malteserver­bänden. Zurzeit sind nach ihrer Kenntnis über 500 Malteser-Besuchshunde mitsamt Hundeführern im Einsatz. Im Bistum Osnabrück hatten die Malteser bisher noch kein solches Angebot, wollen es aber auf Dauer installieren. Daher will der Verband interessierten Ehrenamtlichen auch die Ausbildung bezahlen, denn ohne die könnten weder Hund noch Halter diesen Dienst übernehmen. 

Kerstin Langer könnte sofort starten mit dem Besuchsdienst. Sowohl sie als auch Maja haben diverse Ausbildungen absolviert – Maja unter anderem zum Therapiehund, für die Trickschule, zur Personensuche und ein Anti-Gift-Training. Ein bisschen stolz zeigt ihre Halterin eine dicke Mappe mit Zertifikaten und Plaketten. Vor knapp zwei Jahren ist Langer der Eltern wegen nach Herzlake gezogen. Vorher hatte sie in Berlin gelebt, dort die Berufe der Zahnarzthelferin und der Kauffrau im Gesundheitswesen gelernt. Aber vor allem hat sie ihre Arbeit in einer Tierarztpraxis mit angeschlossenem Tierheim geliebt: zuerst ehrenamtlich, dann im Bundesfreiwilligendienst. „Mein Herz hängt an Tieren“, sagt sie lächelnd. 

In dem Tierheim lernt sie vor sechs Jahren Maja kennen und lieben. „Ihre Mutter war eine trächtige Hündin, die jemand aus Polen mitgebracht hatte, weil sie dort wohl erschlagen werden sollte.“ Kerstin Langer nimmt eins ihrer Welpen mit nach Hause. Die Frage nach der Hunderasse beantwortet sie mit einem Lächeln. „Irgendwas mit Terrier, Dackel und Sheltie – ich nenne sie eine Lastrami: eine Landstraßenmischung.“ Aber viel lieber nennt sie die Hündin „ein Goldstück“ und kann kaum aufhören von ihr zu schwärmen: gutmütig und neugierig, offen und aufmerksam, lernfreudig und den Menschen zugewandt. Als Kerstin Langer nach einem Unfall gehandicapt ist, hilft ihre Hündin sehr. „Ich fühle mich sicher mit ihr, sie ist meine Familie.“ 

Text und Fotos: Petra Diek-Münchow

Kerstin Langer besucht mit ihrer Hündin Alten- und Altenpflegeeinrichtungen im Raum Haselünne/Herzlake, Meppen und Lingen. Außerdem sucht sie Hundehalter, die mit ihr eine Besuchsgruppe für die Malteser aufbauen möchten. Hund und Halter machen dazu eine etwa 20-stündige Ausbildung, die von den Maltesern bezahlt wird. Die Hunde für diesen Besuchsdienst sollen mindestens 18 Monate alt sein, einen guten Grundgehorsam, ein positives Sozialverhalten und eine Grundtoleranz gegenüber ungewöhnlichen Situationen haben. Hundehalter und Hund sind über die Malteser versichert und werden während ihrer Tätigkeit durch regelmäßige Gruppentreffen begleitet. Weitere Informationen für Einrichtungen und Ehrenamtliche gibt es bei Kerstin Langer, Telefon 01 63/1 55 72 65, im Malteser-Servicebüro in Haselünne am Paulusweg 43 oder per E-Mail: Kerstin.Langer@malteser.org