Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück
Mit großer Spannung erwartet
Wissenschaftler der Universität Osnabrück stellen am 20. September eine erste Teilstudie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück vor. In dem unabhängigen Forschungsprojekt werden Fälle untersucht, die im kirchlichen Raum, in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums durch Geistliche verübt wurden – von 1945 bis heute.
Der erste Teilbericht widmet sich der Frage, ob in Verdachtsfällen sexualisierter Gewalt die Vorgehensweise von Bistumsverantwortlichen im Einklang mit den bestehenden Vorschriften des staatlichen und des kirchlichen Rechts stand – das Handeln von Bischöfen und anderen Mitgliedern der diözesanen Leitungsebene steht also im Mittelpunkt.
„Gewissheit werde auch ich erst haben, wenn der Bericht am 20. September vorliegt“, sagt Generalvikar Ulrich Beckwermert in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des "Kirchenboten". „So ist es geregelt; wir erfahren nichts von den Ergebnissen, bevor der Bericht der Öffentlichkeit vorgestellt wird.“
Vermutet wird, dass die Studie ähnliche Missstände aufzeigen wird wie die Missbrauchsstudien anderer Bistümer. Ulrich Beckwermert: „Wir wissen, dass auch in unserem Bistum teilweise erhebliche Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht wurden. Das Leid der Betroffenen wurde kaum wahrgenommen. Täter wurden mit Milde behandelt. Es gab systemisches und persönliches Versagen, auch und gerade auf der Leitungsebene.“ Die Studie werde großen Einfluss nehmen auf die künftige Arbeit im Bistum, kündigt der Generalvikar an.
Im zweiten Teil der auf insgesamt drei Jahre angelegten Forschungsarbeit sollen die Gründe und Hintergründe des Missbrauchs beleuchtet werden, etwa mit dem Blick auf „typische Muster sexualisierter Gewalt im kirchlichen Raum“ oder der Umgang mit Missbrauch auf verschiedenen Ebenen.
Nicht nur im Bistum Osnabrück werden die ersten Ergebnisse der Studie mit Spannung erwartet. Sie bezieht sich auch auf die nördlichen und nordöstlichen Bistumsteile, die seit 1995 das Erzbistum Hamburg bilden. (kb)
Zur Sache
Die Pressekonferenz am Dienstag, 20. September, um 10 Uhr wird live übertragen.
Den Zwischenbericht wird die Universität auf ihrer Internetseite zur Verfügung stellen.
Bischof Franz-Josef Bode will sich in einer eigenen Pressekonferenz am 22. September, nach Lektüre der Studie, äußern. Und für alle Beteiligten und Interessierten hat das Bistum Osnabrück eine telefonische Hotline eingerichtet. Unter der Nummer 05 41/31 87 80 geben Mitarbeiter des Bistums Auskunft auf Fragen und vermitteln bei Bedarf weitere Gespräche.