Die Bistumsleitung stellt sich den Fragen der Gläubigen in den drei Regionen
„Mit Ihnen zusammen“
Bei regionalen Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Schwerin und Neumünster stellte sich Generalvikar Ansgar Thim der offenen Kritik zahlreicher Ehren- und Hauptamtlicher in der Pastoral.
Schwerin/Neumünster. Es war keine leichte Aufgabe, die sich Generalvikar Ansgar Thim und einige weitere Mitarbeiter der Bistumsleitung kürzlich vorgenommen hatten: Bei drei regionalen Informations- und Diskussionsveranstaltungen in Schwerin und Neumünster – in Hamburg fand diese nach Redaktionsschluss statt – sollte ein intensiverer Dialog mit den haupt- und nebenamtlichen pastoralen Mitarbeitern angestoßen werden. Das hieß auch, bereit zu sein, die Kritik einzustecken, die vielen unter den Nägeln brennt.
Angesichts der angekündigten Schließung von bis zu acht Hamburger Schulen und des seitens der Bistumsleitung dargelegten Zwangs zu weiteren wirtschaftlich harten Einschnitten war nicht mit entspannten Gesprächsabenden zu rechnen. Zu groß ist die Sorge der Gläubigen um die Zukunft der eigenen Gemeinde und des Bistums. Aber auch Verärgerung über Fehler der Bistumsleitung war den Worten einiger Teilnehmer zu entnehmen. Wobei auffiel, dass Polemik nahezu keine Rolle spielte, sondern durchgehend ein Tonfall gegenseitigen Respekts gewählt wurde.
Generalvikar Ansgar Thim sprach einige Fehler selbst an, sowohl vor den rund 70 Teilnehmern in Schwerin als auch vor den rund 80 Teilnehmern in Neumünster. „Viele Ängste und Sorgen sind berechtigt. Wichtig ist, einander weiter zu vertrauen“, so Thim. Er verwies auf das Versäumnis, keine Rücklagen für die Lehrerpensionen gebildet zu haben, und er bedauerte, dass es bislang keine betriebswirtschaftliche Steuerung im Erzbistum gegeben habe. Es brauche jetzt aber Zeit für die notwendigen Korrekturen: „Wir können das nicht alles auf einmal.“
Selbstkritisch zeigte er sich mit Blick auf die teils unglücklich verlaufene Kommunikation. „Wir haben uns vorgenommen, die Kommunikation mit ihnen zu verbessern“, versprach Thim. Dies betrifft unter anderem den mehrfach kritisierten Umstand, dass Fragen aus den Gemeinden an das Generalvikariat nicht schnell genug beantwortet werden. Thim forderte Betroffene dazu auf, sich in solchen Fällen künftig direkt an ihn zu wenden.
Ein Thema war an beiden Abenden die anstehende Bestandsaufnahme aller Immobilien in den Pfarreien des Erzbistums. Das Bistum ist dabei auf die Zuarbeit aus den Gemeinden angewiesen, was dort wegen des Aufwands nicht eben begeistert aufgenommen wird. Der Generalvikar hatte in einem Schreiben an die Pfarreien Ende Februar angekündigt, eine Erhebung durchzuführen, um die Instandsetzungs- und Investitionsbedarfe zu ermitteln. Unterstützt von der Unternehmensberatung Ernst & Young soll dies in Zusammenarbeit der Abteilung Immobilien und Bau mit den Bauausschüssen der Pfarreien geschehen. „Uns ist sehr daran gelegen, dass sie diesen Prozess vor Ort begleiten“, sagte Bau-Abteilungsleiter Daniel Hoch in Neumünster. Zunächst gehe es nur um die Erhebung der Daten. „Es gibt noch keine Diskussion, ob eine Kirche geschlossen oder ein Pfarrhaus anders genutzt wird. Das ist ein Prozess, der danach beginnt – mit Ihnen zusammen“, so Ansgar Thim.
Im Fokus der Erhebung stehen rund 750 kirchliche Immobilien zwischen Flensburg und Neubrandenburg, die durch die künftig 28 Pfarreien genutzt werden, nach Einschätzung des Erzbistums aber künftig nicht mehr alle unterhalten werden können. Allein in den künftig zehn katholischen Pfarreien Schleswig-Holsteins soll der Instandhaltungs- und Investitionsbedarf von rund 330 Gebäuden erhoben werden, in Mecklenburg geht es um rund 230 Immobilien. Ersten Berechnungen zufolge ist bistumsweit mit einem Investitionsbedarf in Höhe von über 150 Millionen Euro bis 2021 für all diese Immobilien zu rechnen. Endgültige Zahlen werden voraussichtlich jedoch erst im Sommer vorliegen.
Moderiert von Thomas Wagner stellten sich neben dem Generalvikar auch Schwester Gudrun Steiß, Leiterin der Pastoralen Dienste im Erzbistum, sowie Projektleiter Dr. Manuel Meyer den Fragen der Anwesenden.
Sowohl in Schwerin wie auch in Neumünster wurde zugleich der Ruf laut, sich nicht nur auf die negativen Entwicklungen zu konzentrieren: „Was ist positiv angedacht, damit wir den Blick nach vorne richten? Was haben wir an Innovationen, die wir in der Pastoral anstoßen?“ und „ich will nicht nur über Verlust reden, sondern auch über Erneuerung“, hieß es in Wortmeldungen von Teilnehmern. Auch Schwester Gudrun mahnte, bei der Debatte um die Finanzen nicht die Erneuerung der pastoralen Inhalte aus dem Blick zu verlieren.
Text u. Foto: Marco Heinen