Mit Klapptisch geht es weiter

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Noch bevor der Beratungsbus „Rat auf Rädern“ gestartet ist, galt dieses Projekt als beispielhaft. Im März hat diese mobile Beratungsstelle der Caritas Fahrt aufgenommen. Das Ziel: Hilfe für Menschen in ländlichen Regionen, wo es kaum Angebote gibt. Aber dann kam die Corona-Krise.

Caritas-Beratungsbus in Mecklenburg
Der Beratungsbus „Rat auf Rädern“ wurde durch die Kontaktsperre wegen des Coronavirus gestoppt. Jetzt soll er wieder fahren. Foto: Caritas im Norden

Noch bevor der Beratungsbus „Rat auf Rädern“ gestartet ist, galt dieses Projekt als beispielhaft. Im März hat diese mobile Beratungsstelle der Caritas Fahrt aufgenommen. Das Ziel: Hilfe für Menschen in ländlichen Regionen, wo es kaum Angebote gibt. Aber dann kam die Corona-Krise. Das hießt auch: Stopp für alle mobile Hilfs- und Beratungsstellen im Land. Der „Rat auf Rädern“ musste eine Pause einlegen. 

Aber jetzt fährt er wieder. Mit leichten Veränderungen. Die Hilfesuchenden dürfen nicht in den Bus einsteigen. Stattdessen wird Projektmitarbeiter Timon Kuchel einen Klapptisch aufstellen und hinter einer Plexiglasscheibe Ratsuchenden zur Verfügung stehen. „Ich habe den Tisch, die Scheibe und Schutzmasken bestellt und werde in den nächsten Tagen wieder fahren“, freut sich Timon Kuchel. Das erste Ziel des Busses soll der Marktplatz in Friedland sein. „Es gibt Orte wie Stavenhagen, wo es bereits Beratungsangebote gibt“, sagt der Sozialarbeiter. „Aber gerade in Friedland ist in der letzten Zeit eine Beratungsstelle nach der anderen geschlossen worden. Da besteht wirklich Bedarf.“ Timon Kuchel stammt aus Baden Württemberg, aber er kennt Mecklenburg-Vorpommern von Ferienbesuchen schon von Kindheit an, nicht erst seit seinem Studium in Neubrandenburg. 

Erste Stationen waren Kirchen der Pfarrei

Die ersten Wochen „auf Rädern“ hat er genutzt, um Kontakte zu knüpfen. „Ich habe versucht, Kontakt mit den Leuten vor Ort aufzunehmen. Die wissen ja am besten, welche Menschen in ihrer Umgebung Hilfe brauchen.“ Die ersten derartigen Kontakte fand er in den Kirchen der Pfarrei St. Lukas in und um Neubrandenburg. Dort hat Kuchel die Gottesdienste – oft am Werktag – besucht und anschließend seinen Bus vorgestellt. „In Röckwitz zum Beispiel habe ich sofort sehr viele Interessierte gefunden.“ Ob in Zukunft auch die ganz kleinen und entlegenen Orte Ziel des „Rates auf Rädern“ werden, ergebe sich aus den Erfahrungen der kommenden Zeit. 

Gerade dort, wo es „nichts mehr gibt“, wirkt der Leitspruch des Projekts: „keiner soll verloren gehen“. Vor allem in der aktuellen Krisenzeit nicht, wie die Caritas in einer Pressemitteilung betont: „In den kleineren Orten im ländlichen Raum finden sich aber kaum bekannte Angebote der Nachbarschaftshilfe, wie sie es grade in Neubrandenburg gibt. Dort, wo die älteren und mobilitätsgeschwächten Menschen jetzt besonders mit den Einschränkungen zu kämpfen haben. Wo es manchmal nicht mal einen Supermarkt im Ort gibt und wo Busse schon zuvor nur alle paar Stunden gefahren sind.“ 

Das Angebot umfasst dabei eine soziale Beratung an sich, das heißt beispielsweise vertrauliche Gespräche bei persönlichen Sorgen und Nöten, Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen (für Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Grundsicherung im Alter usw.), Unterstützung beim Umgang mit Behörden und Ämtern, Erklärung von Bescheiden vom Amt, usw. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, in besonderen Notsituationen eine existenzielle kurzfristige Hilfe (Lebensmittel) zu leisten und anschließend in der Beratung zu prüfen, wie zukünftige Notsituationen abgewendet werden können.

Inzwischen hat Timon Kuchel auch eine ehrenamtliche Helfergruppe ins Leben gerufen. Helfer und Hilfesuchende können sich bei ihm melden, dann versucht der Sozialarbeiter mit seinen Unterstützern, passende Hilfe zu geben.

Text: Andreas Hüser

Kontakt: Rat auf Rädern, Mobile soziale Beratung, Ökumenische Ehrenamtskoordination, Heidmühlenstraße 17, 17033 Neubrandenburg Tel. 0395 / 395 581 45-71, Mobil 01512 / 807 22 77, E-Mail timon.kuchel@caritas-im-norden.de,
www.caritas-mecklenburg.de/rat-auf-raedern