Anstoß 21/21

Mit Leib und Seele

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Ich habe ein Buch geschenkt bekommen. Weihbischof Hauke hat es mir in mein Postfach gelegt.


Wir hatten neulich über dieses erst vor wenigen Wochen erschienene Buch gesprochen und der Weihbischof findet, dass dieses Buch etwas Werbung braucht (ich bin in der Onlineredaktion des Bistums und damit wohl die richtige Adresse).
Das Buch ist so toll, dass es eigentlich gar keine Werbung brauchen sollte. Es wirbt für sich. Doch wie das so ist im Leben: Auf die wirklich schönen und guten Dinge muss man manchmal erst mit der Nase gestoßen werden, um sie zu entdecken. Der Einband des Buches ist helles Grau. Auf diesem schlichten Hintergrund stehen der Titel und eine Note. Der Notenkopf ist aber nicht hohl oder schwarz ausgefüllt, wie wir es in der Schule gelernt haben. Dieser Notenkopf ist gefüllt mit vielen bunten Punkten. Das ist schon mal nicht alltäglich. Genauso wenig wie der Titel, der etwas fremdsprachig anmutet: LeiGoLo.
Welche Sprache soll das sein? Ganz einfach: Leichte Sprache oder um den Titel korrekt zu übersetzen: Leichtes Gotteslob. Das Buch beinhaltet Lieder, die gut für einen Gottesdienst geeignet sind, die aber auch bei anderen Gelegenheiten gesungen werden können. Es ist für Menschen mit Behinderungen gedacht. Für sie ist es oft ungleich schwieriger, aus dem herkömmlichen Gebet- und Gesangbuch Gotteslob Lieder mitzusingen.
Im LeiGoLo gibt es neben den Liedern noch eine Besonderheit. So ist zum Beispiel auf zwei Seiten das Vaterunser abgedruckt. Zwei Seiten für ein Vaterunser? Ja, denn über den einzelnen Worten steht jeweils eine kleine Zeichnung, die das betreffende Wort in Gebärdensprache ausdrückt. Das braucht Platz. Genauso wie es Bewegungsfreiheit braucht, wenn man ein Gebet oder ein Lied in Gebärdensprache vorbringt. Es ist tatsächlich ein Beten oder Singen mit Leib und Seele. Das macht etwas mit einem. Der Friedensgruß mit der Geste des Handreichens zum linken und rechten Nachbarn in der Kirchenbank (mal abgesehen davon, dass es derzeit nicht möglich ist) geht irgendwie nicht mit dem gleichzeitigen Gedanken „du oller Mist-kerl“.

Mit Leib und Seele beten. Ist eigentlich ganz einfach. Nur ungewohnt.
 
Andrea Wilke, Erfurt