Mitmachen für den Frieden

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Mit einem Mitmachkonzert geht eine Gruppe von Gemeindereferenten aus mehreren Pfarreien in die Kitas im Erzbistum. Im Gepäck haben sie ein Friedenskreuz und Lieder. Sie wollen über Frieden reden, nicht über den Krieg.


Foto: Marco Heinen

 

VON MARCO HEINEN

Als die Tür zur Krypta unter der Lübecker Propsteikirche aufgeht, wird es nur ein klein wenig lauter – obwohl gerade 37 Kinder aus der benachbarten Kita Herz Jesu den Kirchraum betreten und sich Plätze suchen. „Wenn wir in die Krypta kommen, wissen die Kinder, dass wir in einer Kirche sind und wir uns da leise und ruhig verhalten“, wird Kita-Leiterin Sabrina Beyer später erläutern. Vor allem aber sind die Kinder ziemlich gespannt, was sie an diesem Mittwochvormittag erwartet.

Bevor es um 10.30 Uhr losgeht, hat das angereiste Team alles vorbereitet. Das Keyboard ist aufgebaut, der Gitarrenverstärker in Stellung gebracht, eine Querflöte und Mikrofone liegen auch bereit. Die Stimmen sind warmgesungen und die Lieder noch einmal durchprobiert.

Gemeindereferentin Julia Weldemann aus der Pfarrei Johannes Prassek ist zusammen mit Gemeindereferentin Annette Tauch aus der Pfarrei Heiliger Martin und Cristin Reissner, die dort ihr ausbildungsbegleitendes Pastoralpraktikum absolviert, nach Lübeck gekommen. Mit dabei ist auch Musiker Thomas Raab aus der Pfarrei Katharina von Siena. Sie haben eine Botschaft des Friedens für kleine Leute im Gepäck und haben sich mit der Kita für ein Mitmachkonzert verabredet, das einfach in den normalen Kita-Tagesablauf integriert werden kann. Mehr als drei Steckdosen und eine Dreiviertelstunde Vorbereitung braucht es nicht. Und kostenlos ist es auch noch.

Am Altar sind zwei große Tücher ausgebreitet und die Einzelteile eines großen Kreuzes, das in katholischen Kindergärten bestens von den drei Friedenskreuz- Büchern bekannt ist, die der Kinderliedermacher Reinhard Horn gemeinsam mit dem Autor Ulrich Walter vor einigen Jahren herausgebracht hat. „Jesusgeschichten mit dem Friedenskreuz“ lautet einer der Titel.

Eine halbe Stunde mit Liedern, Gebet und Segen

Um genau so eine Geschichte geht es. Doch erst einmal wird ein Lied gesungen, das die Kinder aus einem der Bücher schon kennen und vorher noch einmal geübt haben. Dann erklärt Cristin Reissner, wie es weitergeht: „Für die Geschichte, die ich jetzt erzählen möchte, brauche ich euch! Ich möchte die Geschichte nämlich mit euch zusammen erzählen. Helft ihr mir?“, fragt sie. „Ja!“, antworten die Kinder, einige mehr, andere weniger laut. In der Geschichte geht es um Jesus, der auf dem Weg nach Jerusalem durch ein Dorf kommt. Als die Kinder des Dorfes davon hören, wollen sie zu ihm. Doch die Jünger weisen sie zurück: zu klein, zu unwichtig seien die Kinder, so hört es sich an. Doch dann kommt Jesus und sagt zu den Kindern: „Ihr seid für Gott wichtig. Ihr alle, Kinder und Erwachsene, alle zusammen.“ Und an die Adresse der Erwachsenen sagt er: „Schaut euch diese Kinder an. Ihnen gehört das Reich Gottes!“

Es ist eine einfache Geschichte, in der die Kitakinder ebenso wie die anwesenden Erwachsenen einige Sätze nachsprechen, während vorne am Altar aus hölzernen Einzelteilen ein buntes Friedenskreuz gelegt wird mit kleinen Figuren drumherum als Symbole für die Kinder. Weitere Lieder, Fürbitten, ein Vaterunser und ein Segen: nach einer halben Stunde ist das Mitmachkonzert zu Ende. Es war übrigens die Premiere, nachdem im Sommer beim Pfarreifest in Itzehoe bereits eine Art Generalprobe stattgefunden hatte.

Kita-Leiterin Sabrina Beyer strahlt: „Wunderschön, ganz toll. Ich bin ganz begeistert, weil die Kinder auch so angetan waren und ich finde, die Akustik hier in der Krypta ist dann noch einmal ein besonderes Extra.“ Auch die vier anwesenden älteren Damen aus der Caritas-Seniorengruppe, die mit der Kita kooperiert, äußern sich positiv: „Es hat auch uns Erwachsenen das gegeben, was es hoffentlich den Kindern gegeben hat“, sagt eine von ihnen.

Gemeindereferentin Julia Weldemann, die durch die halbe Stunde geführt hat, erklärt, wie es zu dem Projekt kam: „Der Anlass war der traurigste, den wir uns vorstellen konnten: Es brach Krieg in Europa aus.“ Damit habe man die Kitas im Erzbistum nicht allein lassen wollen.

Die meisten im Team – außer den eingangs genannten gehören noch die Gemeindereferenten Claudia Wagner und Thorsten Tauch dazu – sind in ihren Pfarreien mit der Begleitung der Kitas betraut und treffen sich mit weiteren Kollegen regelmäßig zum Austausch. Und dort wurde alles auf den Weg gebracht, mit ideeller und logistischer Unterstützung von Rebekka Burke, Leiterin des Referats Religionspädagogik beim Erzbistum.

„Wir haben ein bisschen eine Sprachlosigkeit über den Kriegsausbruch festgestellt und haben uns gefragt, was wir überhaupt tun können. Darf man mit Kindern über Krieg reden oder machen wir die Angst nur größer? Uns wurde klar, wir wollen nicht über den Krieg reden, sondern über den Frieden“, erläutert Julia Weldemann. Das Angebot gebe den Kitas „einen Anlass, das Thema Frieden und friedvolles Zusammenleben von Kulturen und Religionen zu stärken“.

Wie viele kleine Leute das Team mit diesem Angebot noch erreichen wird, hängt von den fast 70 Kitas im Erzbistum ab. Die Resonanz auf das schriftliche Angebot an die Kitas könnte größer sein. Es sind erst wenige weitere Mitmachkonzerte terminiert.

Interessenten melden sich per E-Mail an j.weldemann@ johannes-prassek.de und geben dabei bitte auch etwaige Wunschtermine mit an.