Benediktiner beleben Kloster Memleben für eine Woche
Mönche auf Sommerfrische
Für eine Woche waren drei Benediktiner zu Gast im ehemaligen Kloster Memleben in Sachsen-Anhalt. Sie informieren - und bieten spirituelle Angebote.
Als um 10.30 Uhr Pater Maximilian den mönchischen Gebetsgesang anstimmt, sind er und seine zwei Mitbrüder schon sechs Stunden auf den Beinen. Die Ordensregel des heiligen Benedikt macht sie zu Frühaufstehern. Eigentlich schreibt sie ihnen auch einen festen Standort vor. Doch die drei Männer aus der bayrischen Abtei Münsterschwarzach, die etwa 80 Mönche zählt, sind für fünf Tage nach Sachsen-Anhalt gekommen, um das ehemalige Kloster Memleben neu zu beleben und Einblicke in modernes Mönchsleben zu geben.
Eine mönchische Sommerfrische in der Diaspora? Pater Maximilian lacht: "Wir wollen informieren, aber auch spirituelle Angebote machen. Und einfach präsent sein, ansprechbar für die Menschen." Seit 2011 kommt er jedes Jahr im Sommer für eine knappe Woche mit einigen Mitbrüdern her. Einen Ursprung hat die Idee in einer Städtepartnerschaft, eins kam zum anderen. Von dem Kloster und der Kaiserpfalz Memleben, im Mittelalter ein politisch bedeutender Ort - Kaiser Otto der Große und sein Vater Heinrich I. starben hier - ist nur eine Ruine erhalten. Einzig die Krypta, eine unterirdische Mischung aus Gruft und Gebetsraum, aus dem 13. Jahrhundert ist vollständig erhalten.
Dort hört eine handvoll Menschen den Ordensmännern bei ihrem Stundengebet zu. "Lassen Sie sich einfach auf die Texte der Psalmen ein, vielleicht spricht Sie etwas an, vielleicht bleiben Sie an einer Stelle hängen", lädt Bruder Melchior ein. Die drei Mönche füllen mit ihren Gesängen den kleinen Raum und lassen rasch eine besondere Atmosphäre entstehen, in die der Besucher einfach eintauchen und sich mittreiben lassen kann. "Hier atmet man Geschichte. So muss das im Mittelalter gewesen sein", sagt ein Zuhörer.
Brücke zwischen Tradition und Moderne
Danach gibt es für Interessierte eine Führung über das Gelände. Pater Maximilian macht sie gemeinsam mit einer Museumsmitarbeiterin. Während sie für die geschichtlichen Fakten der gut tausendjährigen Geschichte des Ortes zuständig ist, ergänzt der Pater Religiöses, erklärt klösterliche Begrifflichkeiten und Gebräuche und schlägt auch immer wieder die Brücke in die Gegenwart des modernen Mönchlebens: "Die Welt kommt schon auch zu uns ins Kloster. Wir haben selbstverständlich Fernsehen, Internet und Handys."
Pünktlich zum Mittagsgebet stellt sich auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff mit seiner Gattin ein. Der CDU-Politiker ist bekennender Katholik und erinnert die Mönche an eine alte Verpflichtung, die ihnen Kaiser Otto II. bei der Gründung des Klosters 973 auferlegte: "Betet für das Seelenheil der Menschen hier in der Region und lest Messen für sie. Sonst kommt ihr nicht in den Himmel", mahnt Haseloff scherzend. "Seit der Reformation haben Sie sich etwas rar gemacht."
Damals wurde das Kloster wie so viele in der Region eher unfreiwillig aufgelöst. 1722 zerstörte ein Blitz das Kirchendach und leitete den Teilabbruch der Kirche ein. Erst der preußische Star-Archiktekt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) ließ die Anlage sichern. Die Krytpa war bis dahin maßgeblich als Kartoffelkeller genutzt worden. Seit 2008 ist die Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben Eigentümerin der Klosteranlage und richtete ein Museum ein.
"Was muss ich sein, um Mönch zu werden?"
Viele, die das Angebot der Mönche nutzen, spült der Tourismus her. "Dann ergeben sich Gespräche einfach so", erzählt Bruder Melchior. Prompt kommt ein konfessionsloses Rentner-Ehepaar aus Halle, lobt den Klostergarten, erzählt vom eigenen Gemüseanbau. Rasch kommt man auf DDR-Prägungen. "Wir vermissen das gemeinschaftliche Leben von früher", sagt sie. Bruder Melchior erwidert: "Das ist auch der ursprüngliche Gedanke von Kirche: Leben miteinander teilen." Nun fragt der Ehemann ganz direkt: "Was muss ich sein, um Mönch zu werden?"
Bruder Melchior überlegt kurz: "Katholisch sein. Und eine Sehnsucht nach geistlichem Leben und Gott haben." Auch den Mönchen geben Begegnungen wie diese neue Impulse, sagt Pater Maximilian: "Es ist für uns eine gute Selbstvergewisserung: Was macht mein Leben als Mönch aus? Und wie bringe ich das in Worte, die auch kirchenferne Menschen verstehen."
kna