Migration und Flucht: Seebrücke Osnabrück

Nachdenk-Sprüche an Bäumen

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Plakat am Baum
Nachweis

Foto: Seebrücke Osnabrück

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Solche Plakate an Bäumen sollen zum Nachdenken anregen.

Die Seebrücke ist eine internationale Bewegung, die sich für sichere Fluchtwege, ungehinderte Seenotrettung und ein Ende des Sterbens an den europäischen Grenzen engagiert. In Osnabrück sind auch kirchliche Organisationen daran beteiligt. Seebrücke hat nun eine Nachdenk-Aktion zum Thema Migration und Flucht gestartet. Große Tücher hängen an den Baumstämmen entlang der Katharinenstraße. Inzwischen wurden die Tücher zerstört. Die Seebrücke zeigt sich entsetzt.

Am Sonntag haben die Seebrücke Osnabrück und Exil e.V. am Gustav-Heinemann-Platz im Katharinenviertel eine Nachdenk-Aktion gestartet. Dafür haben die Organisatoren auffällige Tücher mit Sprüchen um die Baumstämme am Straßenrand gebunden. In großen Lettern auf weißem Hintergrund sind die Botschaften unübersehbar. 

Wir wollen Menschen zum Nachdenken anregen.

"Nachdem Sprache, Denken und Handeln zum Thema Migration und Flucht in den letzten Monaten immer weiter verroht sind, wollen wir mit unserer Aktion Menschen zum Nachdenken anregen", sagt Michael Bünte von der Initiative. Die Seebrücke wolle so wieder einen solidarischen Blick auf die Geflüchteten ermöglichen und statt Stimmungsmache auf Kosten der Verletzlichsten an die menschlichen Werte erinnern, so seine Kollegin Renate Heise. 

Plakat am Baum
Auch eine Aussage von Papst Franziskus steht auf einem der Plakate. Foto: Seebrücke Osnabrück

Es geht bei der Aktion vor allem um humanitäres Engagement. Das sei nach Aussage der Initiatoren in dieser Zeit wichtiger denn je. Anstatt "Abschottung und Ausgrenzung voranzutreiben", fordert Seebrücke politisch Verantwortliche auf, das Leben und die Würde von Menschen wieder in den Mittelpunkt der politischen Bemühungen zu stellen. 

Täglich sterben Menschen auf dem Weg nach Europa, so Seebrücke. Nach Angaben der Vereinten Nationen waren es seit 2014 über 30.000, die ihr Leben alleine im Mittelmeerraum ließen. Seebrücke Osnabrück und Exil e.V. wollen daher neben der Aktion im Katharinenviertel auch mit einem Vortrag auf die Situation Geflüchteter aufmerksam machen. 

Aktion zerstört

Nur zwei Tage nach Beginn der Aktion haben Unbekannte die Tücher zum Teil gewaltsam zerfetzt. Die Seebrücke zeigte sich in einer Mitteilung "entsetzt darüber, dass das gesellschaftliche Klima offensichtlich so sehr vergiftet ist, dass schon ein öffentliches Nachdenken über humanitäre Grundwerte als Provokation empfunden werden kann". Durch die Zerstörung habe sich gezeigt, "wie wichtig es heute ist, laut und offensiv für Menschenrechte und humanitäre Werte einzutreten“, so Michael Bünte von der Seebrücke. 

Seebrücke lädt zum Vortrag über Seenotrettung

Isabelle Pooth ist Crew-Mitglied auf dem Seenotrettungsschiff Sea-Eye 4. Im Vortrag #LeaveNoOneToDie - Seenotrettung unter Druck wird sie aus erster Hand vom Ablauf eines Seenotrettungseinsatzes berichten. Weitere Themen sind die Kollaboration zwischen Frontex, EU-Staaten und der libyschen Küstenwache. Auch die fehlende staatliche Unterstützung bei humanitärer Arbeit auf See und die Kriminalisierung von NGOs (Nichtregierungsorganisationen) werden laut Organisatoren Inhalt des Vortrages sein. Im Anschluss wird es Raum für Fragen und Diskussionen geben, gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern soll über Lösungsansätze nachgedacht werden. (kb) 

 

 

Veranstaltungshinweis von Seebrücke Osnabrück und Exil e.V. 

Vortrag und Diskussion: #LeaveNoOneToDie - Seenotrettung unter Druck 

Aktuelle Entwicklungen und die Kriminalisierung ziviler Seenotrettungsorganisationen - Vortrag und Diskussion mit Isabelle Pooth (Crew-Mitglied Sea-Eye 4)

24. Oktober, 19 Uhr
Die Villa_ / Museumsquartier Osnabrück

Isabelle Pooth wird aus erster Hand schildern, wie die Arbeit der zivilen Seenotrettungsorganisationen zunehmend behindert und kriminalisiert wird. Zudem gibt sie Einblicke in die psychischen und physischen Herausforderungen, denen sich die Crew-Mitglieder während ihrer Einsätze ausgesetzt sehen. Im Anschluss wird es Raum für Fragen und Diskussionen geben, um gemeinsam über Lösungsansätze und Handlungsmöglichkeiten nachzudenken.