Neuer Ort für Elisabeth gesucht
Foto: Marco Heinen
Bis 2021 war die Ausstellung in der St. Elisabeth-Kirche in Damp zu sehen: rund 3 500 Exponate, von der Briefmarke bis zum barocken Gemälde. In über 20 Jahren, die Gemeindereferent Georg Hillenkamp an der Ostsee als Kur- und Urlauberseelsorger gewirkt hat, hat er alles über die heilige Elisabeth gesammelt, was ihm in die Finger kam. Ursprünglich hatte er „gerne die Heiligen ein bisschen für die Gegenwart erschließen wollen“ und schrieb einen Wettbewerb für moderne Heiligendarstellungen aus. Doch das konnte sich niemand so recht vorstellen, weshalb er sich zunächst mit den Vorläufern beschäftigte –, und an der heiligen Elisabeth blieb er hängen. „Das hat sich dann verselbständigt. Ich war in der Elisabeth-Kirche und außerdem ist die Figur sehr faszinierend, weil sie einerseits eine sehr moderne Sozialheilige ist und andererseits steht sie noch ganz in der Tradition der Heiligen, die aus großen Adelsgeschlechtern kommen. Sie war ja Prinzessin von Ungarn. Insofern verknüpft sie sowohl das Mittelalterliche als auch das Moderne miteinander“, erzählt er beim Packen der Kisten mit den Exponaten, die er teils umsonst und teils auf private Kosten bei Ebay ersteigert oder anderswo gekauft hat. Auch sei Elisabeth so etwas wie eine „ökumenische Heilige“, weil Martin Luther sie in seinen „Tischreden“ zusammen mit dem heiligen Nikolaus und dem heiligen Martin als verehrungswürdig bezeichnet haben soll.
Die Zukunft der Sammlung ist noch offen
Derzeit füllt das Material noch einen Raum im Gemeindehaus von St. Peter und Paul in Eckernförde, wo Georg Hillenkamp in der Pfarrei St. Ansgar zuletzt tätig war, bis er nun in Rente gegangen ist. Jetzt sucht er eine neue Bleibe für die Sammlung, die er bei sich zuhause nicht unterbringen kann. Katalogisiert und sortiert ist sie, auch wenn die Kisten nicht danach aussehen. Geholfen haben bei dieser Tätigkeit Ein-Euro-Kräfte, die in St. Elisabeth in Damp beschäftigt wurden und die Schau auch den Besuchern aufschließen und zeigen konnten.
Das älteste Stück ist eine Pilgermedaille aus dem 12. bis 13. Jahrhundert. Die kleine Bronze-Elisabeth diente armen Leuten gewissermaßen als Ausweis, der ihnen vom Bettelorden als „Lizenz“ zum Betteln zugeteilt wurde. Besonders stolz ist Hillenkamp auch auf einen Nagel aus der Elisabethkirche in Marburg, der ersten rein gotischen Kirche in Deutschland, in der sich ehemals die Gebeine der heiligen Elisabeth befanden. Ein für den Erhalt der Kirche zuständiger Architekt hatte ihm an dessen 85. Geburtstag den Nagel geschenkt, „denn er wollte ihn in gute Hände geben“, berichtet Hillenkamp.
Die Sammlung in gute Hände geben, das will auch er nun, quasi als Dauerleihgabe. „Ich würde das am liebsten an eine kirchliche Institution geben, damit es dort gehütet und ausgestellt wird, denn das ist auch kulturgeschichtlich interessant.“ Interesse hat die Pfarrei Heilige Elisabeth (Pastoraler Raum Bille-Elbe-Sachsenwald) angemeldet.
Ursprünglich war Pastor Jürgen Wätjer, ehemals in der Pfarrei tätig, auf Hillenkamp zugekommen, aber Wätjer ist inzwischen Propst in Kiel. Doch das Interesse war geweckt und vor ein paar Monaten fuhr auch eine Delegation nach Eckernförde – darunter Kirchengeschichtler –, die sich alles angesehen hat.
Exponate bedeutsam und bewahrenswert
Mit dabei war Hans-Werner Schicke aus Schwarzenbek, Koordinator einer Initiativgruppe zur Wahrung der Sammlung, die sich mit darum bemüht, eine Art Kuratorium zu bilden. Das Kuratorium soll die Sammlung zukünftig gegebenenfalls betreuen. Schicke spricht von einer „Schatzkammer mit Erinnerungen an das Leben und Wirken St. Elisabeths“. Für ihn steht außer Frage: „Die Sammlung ist religions- und kunstgeschichtlich hoch bedeutsam und äußerst bewahrenswert.“
Aus Sicht des leitenden Pfarrers Markus Diederich ist es „noch nicht sicher“, ob die Ausstellung in der Pfarrei Heilige Elisabeth einen neuen Platz findet. Für ihn hängt es vor allem an der Frage nach den Ehrenamtlichen, die bereit wären, sich um die Ausstellung zu kümmern. Und auch der Ort für die Sammlung ist noch unklar, weshalb es laut Diederich keinen konkreten Zeitplan gibt.
Zu den wertvollsten Exponaten seiner Sammlung gehören Hillenkamps Einschätzung nach einige barocke Darstellungen und Bronzeskulpturen. Doch der künstlerische oder monetäre Wert ist für ihn nicht allein ausschlaggebend. „Die zeitgeschichtlichen Gegenstände erzählen oft mehr über das Zeitgeschehen als über Elisabeth selbst“, sagt er.
Soldaten sollten tapfer wie Elisabeth sein
Wie etwa das Predigtbuch für Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg, in dem dazu aufgefordert wird, so tapfer zu sein wie die heilige Elisabeth. Dann ist da eine Spendenkarte für Heidenkinder aus den 1920er Jahren: Wer für die Mission spendete, bekam Marken zum Einkleben und für den vollen Bogen schließlich ein Heiligenbild. Oder der Notgeldschein über 50 Pfennige der Stadt Eisenach aus dem Jahr 1922, dessen eine Seite mit zwei Eisenacher Motiven, dem Konterfei von Fritz Reuter und einem Kreuz gestaltet ist, während auf der anderen Seite die heilige Elisabeth abgebildet ist. Gleich dutzendweise hatte Hillenkamp das Notgeld für eine kleine Summe im Internet ersteigert.
Vieles hat er auch geschenkt bekommen. So etwa ein großes Konvolut Bücher. Immer wieder war er bei Ebay an dieselbe Verkäuferin geraten, die Bücher aus dem Nachlass ihres Mannes, eines Historikers, verkaufte. Irgendwann wollte sie wissen, wofür er das alles brauche. Und schickte ihm schließlich ein riesiges Paket „mit allem möglichen Schriftgut zu Elisabeth – das ich heute noch habe und das wirklich ein Schatz ist, weil man diese Sachen sonst nicht bekommt.“ Inzwischen, da ist Hillenkamp ziemlich sicher, hat er nahezu jede deutschsprachige Publikation über Elisabeth, die im 20. Jahrhundert erschienen ist.
Sehr gefreut hat er sich auch über einen Kalender, der einmal anonym bei ihm abgegeben wurde und bei dem sich herausstellte, dass ein namhafter Politiker ihn in einer Auflage von nur 100 Stück als Geschenk zum Jahreswechsel hatte anfertigen lassen. Hillenkamp: „Irgendjemand hat mir das zukommen lassen und ich weiß bis heute nicht, wer.“
Wer sich für die Sammlung engagieren möchte, kann sich an Hans-Werner Schicke wenden, per E-Mail an hans-werner.schicke@outlook.de
oder unter Tel. 04151/2128.
Interessenten können sich aber auch per E-Mail an info@pfarrei-heilige-elisabeth.de an die Pfarrei wenden.