Schöpfungsthema kindgerecht

Neues erfahren über unsere Welt

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Die Schöpfung bewahren – dass das wichtig ist, verstehen schon kleine Kinder. Auch in der Vorbereitung auf Erstkommunion und Firmung kann man über Wege zu einer nachhaltigen Zukunft sprechen.


Grüne Schule im Botanischen Garten der Universität Osnabrück: Im Tropenhaus erklärt Claudia Grabowski-Hüsing Kindern die tropischen Früchte. Foto: Thomas Osterfeld

Unter dem Stichwort globales Lernen gibt es gutes Lehrmaterial, das über reine Wissensvermittlung hinausgeht.


Schöpfungsthema für Kleine
Religionspädagogen nutzen gerne den Sonnengesang des heiligen Franziskus, um auf das Thema Schönheit der Schöpfung zu kommen. Das lässt sich auch kleineren Kindern schon vermitteln: Es gibt die Sonne, die uns mit ihren Strahlen wärmt, den Mond, der uns in einer dunklen Nacht Licht spendet. Die Hilfsorganisation „missio“ bietet Material an, bei dem Bilder einer indischen Künstlerin im Mittelpunkt steht, ein Bild ist für die Kleinen zum Ausmalen dabei. 

Beim Betrachten der Bilder entwickeln sich Fragen. Wie wichtig sind „Bruder Luft“ und „Bruder Wind“? Die Künstlerin Lucy D‘Souza-Krone schreibt, Bruder Wind sorge dafür, dass die Windmühlen sich drehen und die Vögel fliegen, die Wolken und das Segelschiff in Bewegung kommen. In Deutschland treibt der Wind die Windkraftanlagen an, so dass ökologisch sauberer Strom produziert wird. Und was ist mit Bruder Luft? Wo können wir saubere Luft atmen? Wie sieht das in den Ländern aus, in denen Plastik offen verbrannt wird und die Menschen später an Lungenkrebs erkranken? Wie ist es dort, wo der Rauch von Brandrodungen über dem Land liegt? Wie ist die Luft, wo viel Verkehr fließt? Was wir dagegen tun können: Bäume pflanzen, die die Luft filtern – weltweit.  


Bittere und süße Orangen
Auf der Internetseite von „Misereor“ findet sich Material (zum Herunterladen) für eine Einheit zum Thema Orangenernte in Brasilien. Sie eignet sich für Kinder der dritten und vierten Klasse, also auch für einen Aktionsnachmittag mit Erstkommunionkindern. Die Durchführung sei einfach, die Vorbereitung erfordere ein wenig Zeit, sagt Monika Bossung-Winkler. Sie ist Referentin für globales Lernen im Bistum Speyer und Religionslehrerin an einem Gymnasium. Die Lerneinheit zum Thema Orangenernte hat sie während der Landesgartenschau in Landau für Grundschulkinder angeboten. 

Als Demonstrationsmaterial besorgt man sich Produkte, in denen Orangen enthalten sind, zum Beispiel Orangeat, Putzmittel mit Orangenöl, aromatisierter Tee, Kosmetik und Saft, außerdem werden Landkarten von Brasilien und der Welt vorbereitet. Die Kinder lernen, wo Orangen vorkommen, welches Land in der Produktion führend ist, wie gefährlich die Ernte ist und wie wenig Geld die Arbeiter bekommen. Manches kann man selbst testen: Wie schwer ist ein 30-Kilo-Sack? Aus den Orangen wird Konzentrat hergestellt, das nach Europa gebracht und hier gewinnbringend verkauft wird. Es ergeben sich Fragen wie: Wer profitiert davon? Wie viel erhalten die Arbeiter in Brasilien? Was können wir tun? 


Wasser schenkt Leben
Das Thema Wasserknappheit kann man mit Erstkommunionkindern besprechen. Vom Wasser als Symbol des Lebens, das bei der Taufe eine Rolle spielt, lässt sich eine Brücke schlagen bis zur Wasserknappheit der trockenen Sommer, in denen der Rasen nicht gesprengt werden sollte. Wie Kinder aus anderen Ländern mit und ohne Wasser leben, verdeutlichen die Unterrichtsbausteine „Wasser schenkt Leben“ von Misereor, gedacht für Kinder im Grundschulalter. 

In Deutschland lassen sich dazu Ausflüge vorbereiten, man kann ein Wasserwerk besichtigen oder mit dem Förster die Folgen der Trockenheit für den Wald besprechen. Viele Forstverwaltungen stellen sich inzwischen auf Schäden durch verstärkt auftretende Stürme und anhaltende Trockenperioden ein und stellen die Aufforstungspläne für die deutschen Wälder um. Es sollen künftig Bäume gepflanzt werden, die tief wurzeln und nicht so anfällig gegen Schädlinge sind. Vielleicht können die Erstkommunionkinder und ihre Eltern selbst einen Baum auf Kirchengrund pflanzen.  


Arbeit in der Textilindustrie
Mit älteren Kindern und Jugendlichen lassen sich Fragen nach den Produktionsbedingungen in der Textilindustrie besprechen. Es geht um Arbeitszeiten, Gesundheitsschutz, moderne Sklaverei und Kinderarbeit. Das Hilfswerk „Brot für die Welt“ bietet unter anderem Material über Textilarbeiterinnen in Nicaragua an. Eine Näherin säumt  Shorts einer amerikanischen Sporthosenmarke und arbeitet täglich zehn Stunden lang, sechs Tage die Woche. Frauenorganisationen setzen sich dafür ein, dass Mindestlohn gezahlt wird.

Jugendliche in Deutschland können sich fragen, ob sie das System der schnelllebigen Modetrends („Fast Fashion“) unterstützen wollen oder Teile kaufen, die länger tragbar sind. Sie erfahren, dass es auch Kleidung mit Fair-Trade-Siegel und GOTS-zertifizierte Kleidung ohne Giftstoffe gibt. Kontakt: kornelia.freier@brot-fuer-die-welt.de


Kakao und Kinderarbeit
Lecker! Das Wissen zum Thema Kakao wird Kindern im Grundschulalter mit Material von Misereor vermittelt. Es beginnt damit, dass die Mädchen und Jungen aufzählen, worin Kakao enthalten ist, und dass sie Schokolade probieren dürfen. Farina Dierker, die im Bistum Osnabrück für „globales Lernen“ zuständig ist, hat zum Beispiel mit einer Klasse einen Kakaobaum aus Pappe gebastelt. 

Klassen und Gruppen im Bistum Osnabrück können Farina Dierker einladen. Dann erzählt sie, dass die meisten Kinder, die auf einer Kakaoplantage arbeite, selbst noch nie Schokolade gegessen haben. Das Thema Kakaoanbau ist Einstieg für Informationen über Kinderarbeit. In Deutschland verdienen Jugendliche sich durch Jobs Geld, um sich persönlich Extras leisten zu können. In anderen Ländern tragen Kinder mit ihrer Arbeit wesentlich zum Familieneinkommen bei. Das Lehrmaterial findet sich auf der Webseite von Misereor


Rohstoffe im Handy
Was steckt in meinem Handy? Das ist eine Frage, der Firmbewerber nachgehen können. Die Rohstoffe, die in Mobiltelefonen verbaut werden, sind begehrt, Gold und seltene Erden, der Abbau wird von kriegerischen Auseinandersetzungen und Umweltrisiken begleitet. Jugendliche, die sich mit diesem Thema befassen, lernen mehr über Coltan und dass es sich lohnt, Handys zu recyceln. Die nächste Handy-Sammelwoche des Hilfswerks „missio“ ist vom 7. bis 15. November 2020 geplant. 


Alt und Jung zusammen
Die Hilfsorganisation „HelpAge“, die in vielen Ländern die Großelterngeneration unterstützt, stellt auf ihrer Webseite Lehrmaterial zu den Themen Alt und Jung, Familienbande, Altwerden und Altsein und „Gemeinsame Ziele – ältere Menschen und die Agenda 2030“ bereit. Jugendliche erfahren mehr über die Lebenslage der Senioren in anderen Ländern, können sich aber auch an einem Aktionstag mit alten Menschen  in ihrer Umgebung befassen: bei dem älteren Nachbarn den Rasen mähen, die eigene Oma zu ihrer Kindheit befragen. Für Kinder im Grundschulalter bietet „HelpAge“ umfassendes Material mit vergnüglichen Spielen zum Thema Kartoffelanbau in Deutschland und Peru an, zu finden unter „Bildungsarbeit und Lehrerservice“ auf www.helpage.de


Botanische Gärten
Viele Botanische Gärten können als Lehrstandort besucht werden und informieren zu Themen wie Artenvielfalt, Tropengewächse oder Wildpflanzenschutz,  einige beteiligten sich auch an dem Programm „Globales Lernen in botanischen Gärten“, bei dem evaluiert wurde, wie die Veranstaltungen ankommen.

Im Botanischen Garten der Universität Osnabrück ist Ziel der „Grünen Schule“, dass das Wissen nach den Grundsätzen „Erkennen, Bewerten, Handeln“ vermittelt wird, sagt Claudia Grabowski-Hüsing. Kinder und Jugendliche sollen sich ein eigenes Bild machen können. Es gibt  auch Angebote für Erwachsene, zum Beispiel zum Thema Kaffee. Informationen: E-Mail: claudia.grabowski-huesing@uni-osnabrueck.de

Andrea Kolhoff