Anstoss 07/2018
Neues Leben beginnt
Am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei, sondern es beginnt etwas Neues, auch neues Leben in mir.
Doch zunächst wurde am Aschermittwoch das Zeichen des Aschekreuzes auf die Stirn gezeichnet. Asche ist Abfall, schmutzig, scheinbar wertlos. Asche steht auch für die Vergänglichkeit. „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehrst.“ So die deutenden Worte.Mit Asche kann man aber auch reinigen und polieren. Und sie kann neues Leben fördern. Im Garten ist Asche ein Düngemittel.
Aus Asche erhebt sich der Sage nach der Vogel Phönix zu neuen Leben: Der Tod ist nicht das Letzte, im Tod ist Leben, beginnt neues Leben, hier bereits ein Bezug zur Auferstehung.
Wir Menschen leben mit Gegensätzen. Nach der Faschingszeit ist Fastenzeit, eine Zeit der inneren Besinnung und Umkehr und Erneuerung. Fasten ist nicht auf das Äußere beschränkt. Beim Propheten Jesaja lesen wir über das Fasten (Jes 58,5-7): „Ist das ein Fasten, wie ich es liebe, ein Tag, an dem man sich der Buße unterzieht: wenn man den Kopf hängen lässt, so wie eine Binse sich neigt, wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? Nennst du das ein Fasten und einen Tag, der dem Herrn gefällt? Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen, die Versklavten freizulassen, jedes Joch zu zerbrechen, an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen.“
Fastenzeit ist für mich die Zeit der Befreiung und des Aufbruchs, eine Zeit der inneren Besinnung, wo ich neu Mensch werde! Es ist eine Zeit, das Gewohnte und Eingefahrene zu verlassen. Viele Ratgeber geben uns Anregungen: Zeit verschenken, Zeit in der Natur verbringen, sich über die kleinen Dinge des Alltags freuen, Freude verschenken, weniger Essen und Trinken, Verzicht auf Auto und Fernsehen und den Umgang mit Handy und Smartphone, Verzicht auf Rechthaberei und Schimpfworte, Verzicht auf schlechte Laune, Gottes Spuren im Alltag entdecken und die Freundschaft mit Gott pflegen …
Die Fastenzeit als Aufgabe, mein Leben zu reinigen und zu polieren. Es hat etwas von Frühlingserwachen. Und ich liebe den Frühling.
P. Josef kleine Bornhorst, Dominikanerkloster Leipzig