Idee des Osnabrücker Künstlers Trieb

Neues Leben für altes Holz

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Ein Mann sitzt am Tisch in einer Werkstatt
Nachweis

Foto: Matthias Petersen

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Noch am Anfang: Bisher gibt es im Atelier von Volker Johannes Trieb zum neuen Projekt nur Bilder und ein paar Hölzer.

Wenn alles so läuft, wie es sich Volker-Johannes Trieb vorstellt, dann haften an unzähligen Stellen im Land Anfang Oktober 2026 jede Menge Äste. Die Aufmerksamkeit für etwas Holz hat mit dem heiligen Franziskus zu tun.

In diesen Ästen lebt schon lange nichts mehr. Volker-Johannes Trieb nimmt in seinem Atelier in Osnabrück-Sutthausen ein paar zurechtgesägte Hölzer in die Hände und zeigt damit auf einige Fotomontagen, die auf dem Tisch liegen. Da haften die Äste an einem Stromkasten, einem Andreaskreuz, einem Laternenpfahl. Nicht von alleine, das geht nur mithilfe eines kleinen Magneten, der in den Hölzern steckt. Die Äste sind die Grundlage für ein neues Projekt, das der Künstler am liebsten in ganz Deutschland umsetzen möchte. Anlass ist der 800. Todestag des heiligen Franz von Assisi am 4. Oktober 2026. 

Volker-Johannes Trieb wird gerne als Aktionskünstler bezeichnet. Pazifismus und Menschenrechte liegen ihm am Herzen. Als der Krieg in der Ukraine begann, platzierte er Textbänder am Ehrenmal des sowjetischen Militärs in Berlin. Um an diesen fortdauernden Krieg im Osten zu erinnern, stellte er in Osnabrück ein in der Ukraine zerschossenes Auto auf. Ein Protest war auch eine Aktion gegen die Fußball-WM in Katar: 6500 Sandsäcke, die einen Fußball nachahmten, trugen den Aufdruck „Weltgewissen, du bist ein Fleck der Schande“ – das Zitat einer Widerstandskämpferin. Als in Katar die WM-Gruppen ausgelost wurden, kippte er die Bälle vor die Zentrale des Weltverbandes FIFA.

Als Künstler will Trieb Fragen stellen

Und auch die neue Aktion mischt sich öffentlich ein. Ein Stück Holz an einem ungewöhnlichen Platz – das soll die Betrachter zum Nachdenken bringen. Trieb legt eine Geschichte des heiligen Franz zugrunde. Der Mann, der die Natur liebte, der mit den Tieren sprach und sich über alles in der Natur freute, setzte sich demnach in den Wald, nahm zwei Hölzer und deutete ein Geigenspiel an. Obwohl Mensch und Tier keinen Ton hörten, waren sie doch berührt. Das wünscht sich Trieb auch von seinen Hölzern, die trocken, schief und leblos und damit eigentlich wertlos sind, die aber doch Leben ausstrahlen können.

Die Aktion dürfte Fragen aufwerfen, und das ist dann auch so gewollt. Als Künstler wolle er eben Fragen stellen, die Menschen ans Denken bringen, dafür sorgen, dass sie selbst Antworten geben, sagt Trieb. Die Sache mit den Hölzern soll wie ein Gegenentwurf wirken zu einer Welt, die von Lärm, Konsum und ständiger Ablenkung geprägt ist. In dieser Reizüberflutung hätten die Menschen das Staunen über die Natur verlernt, die Verbindung zum Wesentlichen verloren. Daran möchte Trieb erinnern. „Franz von Assisi steht für mich für das, was heute oft fehlt: innere Klarheit, Einfachheit und echte Präsenz.“ Franz habe keine teuren Instrumente gebraucht, keine perfekte Bühne – „was er hatte, sind zwei Stücke Holz und ein Herz voller Hingabe. Genau das bewegt die Menschen.“

Menschen bewegen – das möchte Trieb nicht nur in der Gesellschaft. Er ist mit der katholischen Kirche verbunden und will das auch zeigen. Die Kirchen hätten der Gesellschaft etwas zu sagen, das müsse wieder deutlicher werden, sagt er. Und so sieht er seine Aktion auch als sakrale Kunst, die nicht in sakralen Räumen stattfinden muss. Das Stück Holz am Laternenpfahl sieht er als spirituelle Kunst – „und die schafft sich heute ihre sakralen Räume selbst“.

Unterstützer werden noch gesucht

Werbung machen für seine Aktion möchte Trieb vor allem unter jungen Menschen. Vieles daran ist noch unfertig, vieles muss noch organisiert werden. Wie komme ich an das Holz, wie an die Magneten, wie lässt sich das alles finanzieren? An den Antworten arbeitet Trieb derzeit und sucht sich ein Netzwerk. Jugendseelsorger, Lehrkräfte oder Kulturverantwortliche gehören schon dazu. Wer noch mitmachen möchte, kann sich bei dem Künstler per E-Mail melden: info@atelier-trieb.de

 

Matthias Petersen