„Nicht Gäste, sondern Partner“

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Die katholische Kirchengemeinde Stella Maris und die evangelische Kirchengemeinde von Heikendorf schlagen ein neues Kapitel der Ökumene auf. 

Auszug aus der Kirche Stella Maris in Heikendorf bei Kiel
Auszug aus der Kirche Stella Maris in Heikendorf bei Kiel. Foto: Marco Heinen

Nun ist es also vollbracht: Gemeinsam gingen etwa 50 katholische und evangelische Christen am vergangenen Samstag (20. Februar) den nur wenige Hundert Meter langen, für manche Katholiken aber doch so schweren Weg von der Kirche Stella Maris zur evangelisch-lutherischen Kirche. Dort werden nach der nun erfolgten Profanierung von Stella Maris künftig die katholischen Vorabendmessen gefeiert (wir berichteten in Ausgabe 6). 

Es war ein besonderer Gottesdienst, der da um 17 Uhr in Stella Maris begann: Dekan und Propst Dr. Thomas Benner verlas das Profanierungsdekret des Erzbischofs, in dem noch einmal die Gründe für die Schließung –
die finanzielle, personelle und demografische Lage der Pfarrei und des Erzbistums – benannt wurden. Kyrie, Lesung und Evangelium übernahmen dann Pastorin Andrea Schmidt (nebst Kantorin) und Pastor Joachim Thieme-Hachmann aus der evangelischen Gemeinde, bevor Propst Benner wieder das Wort ergriff. Er rief in seiner Homilie die vielen Erinnerungen, die die Gemeindemitglieder mit ihrer Kirche verbinden, etwa Hochzeiten, Taufen, Gemeindefeste wach. „Diese Erinnerungen sind kostbar“, so Benner. Er beschrieb den „nicht einfachen Schritt“ erneut als Umzug, der eben keinen Wegzug der Gemeinde aus Heikendorf bedeute. „Wir freuen uns auf ein gutes Miteinander unter dem Dach der evangelisch-lutherischen Kirche“,
sagte der Dekan, bevor sich die Gottesdienstteilnehmer in einer kleinen Prozession auf den Weg genau dorthin begaben. Unterwegs konnte man Stimmen des Bedauerns hören, doch grundsätzliche Ablehnung gibt es wohl nur noch bei wenigen.

Angekommen an der evangelischen Kirche, überreichte Hausherr Pastor Thieme-Hachmann symbolisch einen Kirchenschlüssel an Propst Benner und sagte: „Wir freuen uns darüber, dass sie jetzt hier diesen Ort zu ihrem Zuhause nehmen. Wir hoffen, dass es ein Zuhause für Sie werden kann.“

Drinnen in der Kirche ergriff Pröpstin Almut Witt das Wort und zitierte Psalm 126,5: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ Zwar gebe es beim Abschied von einer Kirche nichts zu beschönigen, dennoch könne daraus etwas Gutes wachsen. In beiden Gemeinden gingen die Veränderungen vielleicht mit Verunsicherung und sogar Befürchtungen einher. Doch wenn offen damit umgegangen werde, könne daraus etwas Zukunftsfähiges erwachsen. „Im Psalmwort heißt es: ‚Sie tragen guten Samen‘ – und genau das erlebe ich hier. Beide Seiten bringen Samen mit – sind bereit, miteinander zu teilen und sich auf das Neue einzulassen“, sagte die Pröpstin.

Für den evangelischen Kirchengemeinderat erinnerte Dr. Barbara Engmann an die langjährigen ökumenischen Beziehungen. „Wir freuen uns, dass sie da sind. Nicht als Gäste, sondern als Partner.“ Und weiter: „Machen sie diese Kirche auch zu ihrer Kirche oder besser: Machen wir sie zu unserer gemeinsamen Kirche.“

Für den Kirchenvorstand der Pfarrei Franz von Assisi dankte der stellvertretende Vorsitzende Bernd Einfalt für die freundliche Aufnahme. Er zitierte auch Dietrich Bonhoeffer, dessen Verse „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“ die Besucher der Internetseite der evangelischen Kirchengemeinde Heikendorf empfängt. Und Einfalt ergänzte: „Mit dieser Zuversicht gehen wir auch unseren gemeinsamen Weg hier in der Kirche in Heikendorf.“

Text  u. Foto: Marco Heinen