Krankenhausverband fordert Politik zum Handeln auf

Nicht nur Corona belastet die Kliniken

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Immer mehr Krankenhäuser schreiben rote Zahlen. Gründe sind neben der Pandemie auch Personalnot und wirtschaftliche Fehlanreize. Der Katholische Krankenhausverband im Bistum fordert die Bundespolitik zum Handeln auf.


Zu viele Operationen mussten aufgrund von Corona ausfallen. Das verursacht immer mehr Löcher im Budget der Kliniken. Foto: Shutterstock

Den Krankenhäusern geht es wirtschaftlich so schlecht wie seit 20 Jahren nicht – und das trotz staatlicher Unterstützung in der Pandemie. Das geht aus dem jährlichen Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts hervor. 60 Prozent der in einer Umfrage befragten Kliniken erwarten für das vergangene Jahr Verluste – so viele wie noch nie seit Beginn der Umfrage im Jahr 2000. Gegenüber dem Vorjahr dürfte sich der Anteil der Kliniken, die rote Zahlen schreiben, verdoppeln, so die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). Befragt wurden 291 Krankenhäuser mit mindes­tens 100 Betten. Die Mehrheit macht die geringere Auslastung für die Verluste verantwortlich. 

Auch die katholischen Krankenhäuser im Bistum sind von dieser Entwicklung betroffen. Die Kosten für die Corona-Patienten seien gedeckt, sagt der Geschäftsführer der Niels-Stensen-Kliniken, Werner Lullmann. Das gleiche aber nicht die ganzjährig geringen Patientenzahlen abseits der Intensivstationen aus. Die Belegung der Betten habe bis zu zehn Prozent unterhalb der Planung gelegen. Die Mehrheit der Verbund-Krankenhäuser gehe daher für 2021 „von negativen Jahresergebnissen“ aus.

Pauschale benachteiligt oft kleinere Häuser

Diese Finanzmisere ist allerdings nicht nur Corona geschuldet. Einen „wirtschaftlichen Fehlanreiz“ sieht Markus Wellmann, Geschäftsführer des Katholischen Krankenhausverbands der Diözese, auch im hohen Gewicht, das die sogenannte Fallpauschale bei der Finanzierung der Krankenhäuser ausmache. Die Pauschalen sehen verschiedene Sätze für Diagnosen und Behandlungen vor, die die Kliniken pro Fall bei den Krankenkassen abrechnen können. Gerade „kleinere Krankenhäuser in der Fläche“ würden durch die Pauschale oft benachteiligt, betont Werner Lullmann mit Blick auf seinen Klinikverbund. 

Sowohl er als auch Wellmann begrüßen daher die von der neuen Bundesregierung angekündigten Schritte zur Weiterentwicklung der Krankenhausfinanzierung im Koalitionsvertrag, wo „erlösunabhängige Vorhaltepauschalen“ angekündigt werden. Sie sollen dazu beitragen, laufende Betriebskosten von Krankenhäusern weitestgehend zu decken. Damit würden sie zu einem zentralen Bestandteil der Finanzierung von Krankenhäusern. Zu beachten sei dabei auch die Orientierung an der regionalen Versorgung, betont Markus Wellmann: „In erreichbarer Nähe für jeden muss ein Krankenhaus sein – egal ob Stadt oder Land.“ (flb/epd)