Lange Wartezeiten in der Schwangerenberatung

"Nicht selten ist es zu spät"

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Schwangere Frau
Nachweis

Foto: Unsplash.com/Suhyeon Choi

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Immer mehr Ratsuchende brauchen Hilfe von der Schwangerschaftsberatungsstelle der Caritas. 

Immer mehr ratsuchende Frauen sind auf die Hilfe der Schwangerschaftsberatungsstelle der Bremer Caritas angewiesen. Im vergangenen Jahr meldeten sich 432 Frauen neu – fast alle stellten einen Antrag auf finanzielle Unterstützung. Hinzu kam die Bearbeitung von 85 Fällen aus dem Vorjahr.

Die Beratungsstelle konnte im vergangenen Jahr an schwangere Frauen und ihre Familien über die Bundesstiftung „Mutter und Kind“ insgesamt 230.500 Euro auszahlen. In acht besonders schwierigen Situationen konnten die Beraterinnen zusätzlich Geld aus dem Bischofsfonds zur Verfügung stellen. „Wir sind sehr froh, dass wir mit diesen Bistumsmitteln Familien in Not schnell und unbürokratisch unterstützen können“, betont Karin Falldorf aus der Schwangerschaftsberatung der Caritas Bremen. 

Die steigende Nachfrage ist ein Problem, da sie monatelange Wartezeiten verursacht. „Wer jedoch keinen Termin mehr vor der Geburt bekommt, kann keine finanzielle Unterstützung bei der Bundesstiftung beantragen“, sagt Falldorf. „Zudem kennen Frauen mit Migrationsgeschichte häufig das Angebot einer Hebamme nicht oder das Prozedere der Anmeldung in einem Krankenhaus. Wenn sie in der Beratung ankommen, ist es nicht selten zu spät, um noch eine Hebamme zu finden oder sich anzumelden. Lange Bearbeitungszeiten bei Anträgen auf Kindergeldzuschlag oder Wohngeld bringen die Familien zusätzlich in Not.“ 

Die Zahl der schwangeren Frauen beziehungsweise Paare mit Flucht- und Migrationsgeschichte ist sehr hoch. Viele in den Jahren 2015 und 2016 vor dem Krieg in Syrien nach Bremen geflüchtete Männer sind mittlerweile eingebürgert und beschäftigt, sodass die Familie folgen konnte. Allerdings arbeiten sie oft im Mindestlohnbereich und fühlen sich unter Druck, die Familien ernähren zu können, was zu Konflikten in Beziehung und am Arbeitsplatz führen kann. Hier setzt die psychosoziale Beratung an. Auch die Corona-Krise wirft noch Schatten: Frauen, die während des Lockdowns isoliert entbunden hatten, waren dadurch schwer belastet. Wer nun ein zweites Kind erwartet, ist nicht selten in Sorge, die Geburt wieder ohne Bezugsperson durchstehen zu müssen. 

Die Schwangerschaftsberatung nimmt die gesamte Lebenssituation werdender Eltern in den Blick. Bei Bedarf vermitteln die Beraterinnen auch weitere Hilfsangebote im Stadtgebiet Bremen oder in den einzelnen Stadtteilen. Hierüber gelingen zum Beispiel Vermittlungen im System der Frühen Hilfen wie Frühberatungsstellen, Hebammenzentren, Häuser der Familie und Mütterzentren. In der Beratungsstelle der Caritas teilen sich zwei Fachkräfte eine Stelle. 

Die Finanzierung erfolgt aus Landesmitteln und Kirchensteuermitteln. Mehr unter www.caritas-bremen.de/schwangerschaftsberatung.

Simone Lause