Trauerangebot für Eltern verstorbener Jugendlicher
Nichts ist mehr wie vorher
Der Tod eines Kindes ist das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Auf Initiative des Ehepaares Dahm startet im Dekanat Emsland-Süd ein neues Trauerangebot für Eltern verstorbener Jugendlicher und junger Erwachsener.
Zwei Jahre ist es her, dass Jannik Dahm durch einen Verkehrsunfall ums Leben kam. Die Eltern können es bis heute nicht fassen. „Er war 19 Jahre alt, mitten in der Ausbildung, war zum ersten Mal verliebt, er hatte Pläne für sein Leben“, erzählt seine Mutter Waltraud und kann ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie ist mit ihrem Mann nach Lingen gekommen. Im Pfarrhaus St. Bonifatius treffen sie sich mit dem Dekanatsreferenten Holger Berentzen und der Trauerbegleiterin Alwine Röckener, um mit ihnen über das neue Trauerangebot zu sprechen und es in die Wege zu leiten.
Janniks Eltern haben nach seinem Tod festgestellt, dass sie damit allein nicht fertig werden, und sich an Alwine Röckener um Hilfe gewandt. Dadurch, dass Janniks Organe gespendet wurden, gibt es Kontakte zu Eltern anderer Organspender, aber die meisten wohnen weit weg. Den Dahms fehlt der persönliche und regelmäßige Austausch. „Wir haben gemerkt, wie gut es uns tut, wenn man mit jemanden spricht, der das Gleiche erlebt hat“, sagt Ferdinand Dahm.
Der Schmerz über den Verlust ihres Sohnes hat auch nach zwei Jahren nicht nachgelassen. „Es ist immer noch so, als wäre es gestern gewesen“, erzählt Waltraud Dahm traurig. „Janniks Fahrrad steht noch so vor der Tür, wie er es abgestellt hat, seine Jacke hängt noch am Haken.“ Die Eltern haben aber die Erfahrung gemacht, dass ihre Trauer im persönlichen Umfeld zunehmend auf Unverständnis stößt. Manche Freunde und Bekannte meiden den Kontakt zu den Dahms, weil sie unsicher sind und nicht wissen, wie sie mit ihrer Trauer umgehen sollen.
Umso dankbarer sind Janniks Eltern für jedes Zeichen der Anteilnahme, die sich zum Beispiel darin äußert, dass andere mit ihnen „normal“ über Jannik reden. Die Mutter erzählt von Janniks Freunden, die noch heute für sie da sind, die weiterhin Janniks Geburtstag zusammen mit der Familie feiern. „Die haben überhaupt keine Probleme, vor der Tür zu stehen und uns anzusprechen.“ Es gibt aber auch diejenigen, die den Eltern mit der Haltung begegnen, „nun müsste es aber langsam gut sein“. Aber nichts ist gut, nichts ist mehr wie es vorher war.
Einen Ort haben, an dem man sprechen kann
Das Sprechen über Jannik und das Erlebte hilft. Alwine Röckener bestätigt: „Es ist wichtig, mit anderen zu sprechen, es loszuwerden. Es ist normale Trauer, und sie dauert unterschiedlich lange“, sagt die Trauerbegleiterin. Holger Berentzen fügt hinzu: „Es ist nicht selbstverständlich, dass man darüber spricht. Deshalb ist es wichtig, dass man einen Ort hat, an dem man es tun kann.“
Das haben Janniks Eltern ebenfalls festgestellt und wünschen sich ein regionales Angebot für Eltern und Elternteile, die das gleiche Schicksal teilen. Sie brauchen Bestätigung, dass ihre Trauer normal ist, dass es anderen Trauernden genauso geht. Sie haben Alwine Röckener darauf angesprochen, die sich mit Holger Berentzen in Verbindung gesetzt hat. „Das Angebot wird vom Dekanat Emsland-Süd getragen. Es wird auch an einem Ort im Dekanat stattfinden, voraussichtlich in Lingen“, sagt der Dekanatsreferent. Das erste Treffen soll der Orientierung dienen, wie viele Menschen das Angebot annehmen möchten, wie sie es gestalten möchten und aus welchem Umfeld sie kommen. Sollten die meisten aus einem anderen Gemeindeverbund im südlichen Emsland kommen, könnten die Treffen auch dort stattfinden.
Elisabeth Tondera
Termin
Das neue Trauerangebot startet am Freitag, 3. Februar, um 18 Uhr im Pfarrzentrum St. Bonifatius in Lingen. Betroffene Eltern können sich anmelden bei Waltraud Dahm, Trauerbegleiterin und Krankenhausseelsorgerin Alwine Röckener, Telefon 05 91/9 10 12 64, oder beim Dekanatsreferenten Holger Berentzen.