Nikolaus auf Ukrainisch
Für Menschen aus der Ukraine ist Weihnachten 2022 kein fröhliches Fest. Auch die ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland machen sich Sorgen. Aber es gibt auch Lichtblicke. Wie eine Nikolausbescherung in Hamburg.
Hamburg (ahü). Der Nikolaus kommt nie zu spät. Pünktlich am 19. Dezember stand er in der Hamburger Domschule und beschenkte Kinder aus der Ukraine. Neunzehnter Dezember? In den Kirchen des Ostens gilt der Julianische Kalender, und nach diesem war der 6. Dezember am vergangenen Montag. Bis zum Weihnachtsfest müssen sich die ukrainischen Kinder noch bis zum 7. Januar (des Gregorianischen Kalenders) gedulden.
Aber am Hamburger Mariendom teilte der Nikolaus am vergangenen Montag die Geschenke aus. Er fand den Weg direkt in die ehemaligen Räumen der Domschule, wo die Caritas eine Kleiderkammer mit Begegnungsstätte für ukrainische Familien eingerichtet hat. Viele Spender hatten sich an der Aktion von Domschule und Pfarrei Sankt Ansgar beteiligt. Im Mariendom stand ein Wunschbaum mit den Wünschen ukrainischer Kinder. Wer wollte, kaufte ein Geschenk und gab es in der Domschule ab. „Die Leute waren glücklich, etwas schenken zu können“, sagt Regina Geyer, Lehrerin und Mitinitiatorin der Nikolaus-Aktion. Mehr als 50 Pakete sind zusammengekommen. „Es war ein Geschenk für alle Beteiligten.“ „Bei uns ist der Nikolaustag für die Kinder sehr wichtig“, sagt Olga Shvrets.
Sorgen um Menschen in der Heimat
Anders als in Deutschland werden keine Stiefel herausgestellt. Die Gaben des Nikolaus befinden sich in einer Kiste. „Und nur die guten Kinder bekommen etwas.“ Natürlich waren am Nikolaustag am Mariendom nur gute Kinder anwesend.
Für sie und ihre Familien ist die Bescherung ein Lichtblick in einer Zeit der Sorgen. Denn fast alle Frauen und Kinder, die jetzt in Deutschland wohnen, machen sich Sorgen um die Angehörigen und Väter in der Heimat. Nicht alle Väter sind als Soldaten im Kampf. Aber Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nur ausreisen, wenn sie Familienväter mit drei Kindern sind. „Die Männer werden gebraucht, denn das Leben muss ja weitergehen“, sagt Kateryna Moroz. „Mein Mann zum Beispiel ist Opernsänger. Auch die Oper spielt weiter.“
VON ANDREAS HÜSER