EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen besucht Taizé

"Nun bin ich endlich hier"

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Inspiriert und bewegt von der Stimmung: EU-Kommissionspräsidentin besuchte zwei Tage die ökumenische Bruderschaft in Taizé. 

Foto: kna/Oliver Sittel
Frere Alois Löser, Prior der Communaute von Taize, begrüßt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Foto: kna/Oliver Sittel


"In Taize traf ich junge Menschen, die das Leben in vollen Zügen genießen, mit einem starken Sinn für Ziele, die sich um andere und unseren Planeten kümmern", twitterte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach ihrem Besuch in dem Dorf im Burgund. "Ich bin zuversichtlich, dass Europa bei unserer Jugend in guten Händen sein wird."

Rund zwei Tage hatte sich die mächtigste Frau der Europäischen Union Zeit genommen, um den Geist der ökumenischen Gemeinschaft von Taize zu erleben und vor allem mit Geflüchteten und jungen Menschen zu reden. Freilich nutzte die langjährige CDU-Bundesministerin die Gelegenheit auch, ihre politische Botschaft vor den Hunderten jungen Leuten auszubreiten.

Bereits zum Auftakt ihres Besuchs am Freitagabend sagte sie dem Schweizer Portal kath.ch, die Gemeinschaft von Taize wie auch die Europäische Union stünden für die Botschaft von Versöhnung und "Never again - nie wieder". Doch zugleich gab die evangelische Christin und siebenfache Mutter auch Persönliches preis.

So erwähnte sie, dass sich der Todestag ihrer Schwester Eva-Benita in diesen Tagen jährte. Mit elf Jahren starb sie an Lymphdrüsenkrebs, von der Leyen selbst war damals 13. "Ich spüre Hoffnung und Vertrauen in Taize", sagte die Politikerin. "Das hat mir geholfen, als ich an meine Schwester gedacht habe."

 

"Die Stimmung ist fantastisch"

Sie kenne Taize schon seit den 70er Jahren von ihren Brüdern und Cousins: "Ich selber war aber noch nie hier. Sie kamen verändert zurück. Das war fantastisch und hat großen Eindruck auf mich - die kleine Schwester - gemacht." Seit damals habe sie den Wunsch gehabt zu kommen: "Nun bin ich endlich hier und kann sagen: Die Stimmung ist fantastisch."

Bei ihrem Besuch lobte sie Solidarität und Dienstbereitschaft der Jugend in Taize. Das zu erleben, sei sehr inspirierend und mache sie zuversichtlich für die Zukunft Europas. Taize sei ein "Ort der Reflexion und der Freude", so die 63-Jährige.

Jede Generation habe Verantwortung, Europa besser zu machen, betonte von der Leyen. Für ihre Generation sei es die Verantwortung, zu Solidarität und Frieden beizutragen und "uns mit unserem Planeten und seinen Ressourcen zu versöhnen", verwies sie auf den Green Deal der EU. Dafür seien noch weit mehr Anstrengungen nötig als bisher. Um dem neuen Krieg um die Ukraine zu begegnen, müsse Europa zurück an seine Wurzeln gehen, zu den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs, so die Kommissionspräsidentin. "Wenn die Ukrainer aufhören zu kämpfen, wird es keine Ukraine mehr geben."

Neben Solidarität mit der Ukraine forderte von der Leyen auch mehr Verständnis zwischen den Generationen. Ebenso wie die Jugend eine bewundernswerte Solidarität während der Corona-Zeit gezeigt habe, so müssten auch die Älteren Solidarität im Umgang mit den natürlichen Ressourcen beweisen, um den nachfolgenden Generationen das Überleben zu ermöglichen.


"Ein wundervolles Beispiel von Menschlichkeit"

"Sehr bewegt" zeigte sie sich von Begegnungen mit Geflüchteten. Die Geschichten der Menschen aus der Ukraine, Syrien, Palästina und dem Südsudan machten demütig, schrieb sie auf Twitter. "Ich bin Taize so dankbar, dass sie hier Aufnahme und Schutz erhalten. Ein wundervolles Beispiel von Menschlichkeit", so die EU-Politikerin.

Das von einer christlichen Bruderschaft geleitete Zentrum ist ein Symbol der ökumenischen Bewegung und wurde zum Treffpunkt für Jugendliche aus aller Welt. Der Gemeinschaft gehören rund 100 Männer aus etwa 30 Ländern an, die aus der evangelischen und katholischen Kirche stammen. Davon lebt etwa ein Viertel in kleinen Fraternitäten in Asien, Afrika und Südamerika. Sie teilen ihr Leben mit Straßenkindern, Gefangenen, Sterbenden und Einsamen.

Frere Alois Löser, der Prior der Bruderschaft, nannte von der Leyens Besuch ein "wichtiges Zeichen" dafür, "dass die Bestrebungen und das Engagement der jungen Generation von den politischen Entscheidungsträgern und Institutionen wahrgenommen und berücksichtigt werden". Die evangelische Christin äußerte sich ihrerseits "sehr glücklich" über ihren ersten Besuch in Taize. Ihr Glaube habe sie geprägt und zu der Person gemacht, die sie sei, sagte Ursula von der Leyen: "Gott ist immer bei mir."

kna