Medien
Nur gute Nachrichten
Foto: Canva/Gabriele von Hebel
Mehr als 300 000 Balkonsolaranlagen in Deutschland. Weniger Teenagermütter weltweit. Bibernachwuchs in London. Das sind Schlagzeilen auf der Seite von GoodNews. Schlagzeilen, die positiv sind – und zeigen, wo sich auf der Welt etwas zum Besseren entwickelt oder was einfach schön ist.
Die dreiköpfige Redaktion des Onlineportals filtert solche Nachrichten jeden Tag aus mehr als 100 Onlinequellen heraus, prüft sie und veröffentlicht am Nachmittag sechs Meldungen – über ihren Newsletter, auf sozialen Netzwerken, als Podcast und über ihre App. Ungefähr 50 000 Menschen in Deutschland nutzen diese App.
„Wir blenden die Krisen nicht aus“, sagt Redakteurin Bianca Kriel. „Wir versuchen, die guten Entwicklungen zu den Krisen zu beleuchten.“ Zu Russlands Krieg in der Ukraine hat GoodNews mal Initiativen vorgestellt, die helfen – und gezeigt, wie man selbst helfen kann. So will GoodNews ein Gegenpol zur klassischen Berichterstattung sein, die häufig über negative Entwicklungen und Krisen berichtet. „Viele Medien machen sich zunutze: Schlechtes klickt besser. Das ist einfach so. Unser Gehirn ist so programmiert. Wir müssen wissen, was Schlimmes passiert, um uns zu schützen“, sagt Kriel.
Sie findet es problematisch, wenn gute Entwicklungen in den Nachrichten ignoriert werden: „Das führt dazu, dass man die Welt noch schlechter wahrnimmt, als sie ist, sich hilflos fühlt und weniger politisch aktiv ist. Das kann nicht das Ziel von Journalismus sein, der sich als vierte Gewalt in einer Demokratie versteht.“ Viele Menschen vermeiden Nachrichten. Das zeigt auch eine Analyse der Nachrichtenagentur Reuters: 2022 haben mehr als ein Drittel der Bürgerinnen und Bürger angegeben, dass sie Nachrichten phasenweise oder sogar oft vermeiden. Wer aber dauerhaft keinen seriösen Journalismus konsumiert, wird anfälliger für Fake News und kann weder konstruktiv mitdiskutieren noch informierte Entscheidungen treffen. Beides jedoch ist wichtig, damit die Demokratie funktioniert.
Sie wollen das Grauen nicht ignorieren
Mit seinen guten Nachrichten will GoodNews Mut und Engagement fördern. „Wir sind eine Ergänzung zu den klassischen Medien“, sagt Kriel. Ihre Redaktion wolle auf keinen Fall die Krisen dieser Welt beschönigen oder kleinreden. Aber solange die meisten Medien sich kaum mit Lösungen beschäftigten und die Leserinnen und Leser stattdessen mit den Problemen alleinließen, brauche es Formate wie GoodNews.
Die Journalistin weiß: Wenn eine Krise gerade begonnen hat, gibt es oft noch keine gute Nachricht, keinen Hoffnungsschimmer. „Es wäre zynisch, so zu tun, als gäbe es da schon eine gute Entwicklung“, sagt Kriel. Als Israel Anfang Oktober auf bestialische Weise von den Terroristen der Hamas angegriffen wurde, erwähnte GoodNews die Anschläge im Vorspann des Newsletters – um den Leuten nicht das Gefühl zu geben, das Grauen würde ignoriert. In den Nachrichten tauchte das Thema dann aber nicht mehr auf.
Kriel würde mit ihrer Redaktion gern nicht nur positiven, sondern auch konstruktiven Journalismus machen. Heißt: nicht nur die gute Nachricht bringen, sondern auch Zusammenhänge erklären und Lösungswege aufzeigen. Dafür fehlt in manchen Formaten der Platz. Und es fehlen Zeit, Arbeitskraft und Geld. GoodNews ist kostenlos und finanziert sich hauptsächlich über freiwillige Beiträge. Ungefähr 8000 Euro nehme die Redaktion im Monat dadurch ein, sagt Kriel. Dazu kommen Einnahmen aus Anzeigen und die Unterstützung von der GoodFamily, einer Gruppe von Unternehmen, die positive, nachhaltige Herangehensweisen fördern wollen.
Manchmal merkt Kriel, dass das, was GoodNews macht, wirkt. Sie freut sich, dass immer mehr Medien bewusst wird, wie wichtig es ist, auch das Positive zu sehen. Spiegel Online und Zeit Online zum Beispiel haben mittlerweile Newsletter, in denen sie gute Nachrichten verbreiten.
GoodNews.eu