Ausstellung in der Gedenkstätte Esterwegen

Nur weil sie jüdisch waren

Image
Eine Figur steht auf einem Weg und hebt die Hände. Im Hintergrund ist eine Gruppe zu sehen.
Nachweis

Foto: Petra Diek-Münchow

Caption

Lebensgroß sind die Abbilder jüdischer Sportler, die auf dem Gelände der Gedenkstätte Esterwegen zu sehen sind – hier der Basketballer Ralph Klein. Foto: Petra Diek-Münchow

Ausgeschlossen, gedemütigt, deportiert, ermordet. Was jüdische Sportler und Sportlerinnen im Naziterror erleiden mussten, erzählt eine Ausstellung in Esterwegen – mit Porträts aus unserer Region.

Ausgeschlossen, gedemütigt, deportiert, ermordet. Was jüdische Sportler und Sportlerinnen im Naziterror erleiden mussten, erzählt eine Ausstellung in Esterwegen – mit Porträts aus unserer Region.

Arm in Arm stehen Fritz Cohen und Kurt Visser in ihren Fußballtrikots auf der Lagerstaße in Esterwegen – als überlebensgroße Fotoskulpturen. Fast scheint es, als wollten sie sich den Besuchern der Gedenkstätte mit ihrem Abbild in den Weg stellen: um unübersehbar daran zu erinnern, was jüdische Sportlerinnen und Sportler während des Naziterrors erleiden mussten. Beide haben erfolgreich für den SV Meppen gespielt, waren gut integriert, gehörten selbstverständlich zum Team – und mussten 1938 fliehen, weil sie nach den zunehmenden antisemitischen Anfeindungen in Deutschland um ihr Leben fürchteten. Nur, weil sie jüdischer Herkunft waren.

„Zwischen Erfolg und Verfolgung“

Fritz Cohen und Kurt Visser sind nur zwei von über 20 Sportlerinnen und Sportlern, von denen die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrations- und Strafgefangenenlagers in Esterwegen erzählt. Zu sehen waren die Fotosilhouetten mit der jeweiligen Biografie auf der Rückseite schon bei 30 Stationen, meist auf öffentlichen Plätzen unter freiem Himmel wie in Osnabrück oder Münster.
In Esterwegen stehen die Porträts nun zum ersten Mal an einem Ort, wo zwischen 1933 und 1945 Tausende Menschen unter den Verbrechen des nationalsozialistischen Gewaltregimes gelitten haben und gestorben sind. Der Gang über die Lagerstraße, vorbei an den durch Baumgruppen nachempfundenen Baracken und hindurch durch massiv-stählerne Torplatten, führt Gästen das nachdrücklich vor Augen.

Auch die Schicksale der jüdischen Sportpersönlichkeiten rühren an, darunter sind in Esterwegen auch mehrere Männer und Frauen aus dem Nordwesten. Wie Lea Levy (Turnerin des Osnabrücker Turnvereins), Carl Meyer (Schiedsrichter beim Jüdischen Sportverein in Osnabrück) oder Alfred Ries (Funktionär des SV Werder Bremen).

Was sie alle geleistet haben, stellt die Schau deutlich heraus. Die Sportlerinnen und Sportler sind zu ihrer Zeit Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter – die Menschen feiern sie für ihre Erfolge. Im nationalsozialistischen Unrechtssystem werden sie aus ihren Vereinen ausgeschlossen, müssen ihre Titel abgeben, fliehen und sich eine neue Existenz aufbauen. Nicht alle überleben den Terror oder sehen ihre Familien wieder. Die Schwestern von Fritz Cohen und Kurt Visser sterben beide im KZ Stutthof.

Die Ausstellung ist ein Projekt des Zentrums deutsche Sportgeschichte sowie der Universitäten Potsdam und Hannover – gefördert durch mehrere Stiftungen. Bis 6. August ist die Ausstellung über „Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ auf dem Freigelände der Gedenkstätte Esterwegen (Hinterm Busch 1) zu sehen: dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Infos unter Telefon 0 59 55/98 89 50.

Petra Diek-Münchow