Die christlichen Gemeinden in Bad Soden gestalten die Fastenzeit gemeinsam

Ökumenische Passion

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Die Fastenzeit verbindet in Bad Soden die Konfessionen. Denn drei christliche Gemeinden veranstalten gemeinsam die sogenannte Sodener Passion: mit Eselsgang, mit Gesprächen, Gebeten und Vorträgen.

Foto: Michael Becker
Das Kreuz ist bei den Veranstaltungen der Sodener Passion immer mit dabei – auch beim gemeinsamen Eselsgang am Samstag vor Palmsonntag. Foto: Michael Becker


In diesem Jahr wollen die Christen in Bad Soden Grenzen erforschen: Sie sprechen mit Margot Flügel-Anhalt, die mit 64 Jahren von Deutschland bis Zentralasien mit dem Motorrad gefahren ist und dabei die Grenzen von 18 Ländern überwunden hat. Sie planen einen Ausflug zur Gedenkstätte Point Alpha, einer Grenze, die im Kalten Krieg unüberwindbar erschien. Und sie diskutieren mit dem Limburger Bischof Georg Bätzing und dem evangelischen Theologen Oliver Albrecht über Grenzen im Glauben und die Hoffnung auf eine gemeinsame Mahlfeier von evangelischen und katholischen Christen. „Ich glaube, da könnten viele Menschen kommen“, sagt der evangelische Pfarrer Achim Reis. „Gerade vor dem Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt ist das für viele Gläubige ein wichtiges Thema.“

Zum 17. Mal organisieren die katholische, die evangelische und die methodistische Gemeinde in Bad Soden im Taunus die Sodener Passion. Von Aschermittwoch bis Ostermontag planen sie ein umfangreiches Programm aus Vorträgen, Gesprächskreisen und Gebetsabenden. Im vergangenen Jahr ist die Aktion von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen mit dem Ökumenepreis ausgezeichnet worden. Die Jury lobte, dass die Verbindung von Liturgie und Öffentlichkeit ein Vorbild für andere sein könnte.

Von Anfang an mit dabei ist Achim Reis, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Soden. „Zu Beginn war die Aktion gar nicht ökumenisch geprägt. Wir hatten in unserer Gemeinde einfach die Idee, in der Fastenzeit eine Ak-
tion für Familien zu machen“, sagt er. 

Doch schnell machten die katholische und dann die evangelisch-methodistische Gemeinde mit. Fahrt habe die Aktion aufgenommen, als man sich entschlossen habe, nicht am Palmsonntag zu enden, sondern sich am Ostermontag zu einem ökumenischen Gottesdienst zu treffen. „Das war wirklich ein Durchbruch“, sagt Reis. „Wir haben einfach gefühlt, dass der Palmsonntag kein guter Schlusspunkt ist. Jeder ist mit dem Leiden der Karwoche alleingeblieben. Da wollten wir uns lieber noch einmal treffen und gemeinsam die Auferstehung feiern.“

30 Jahre Mauerfall lieferte das Thema

Jedes Jahr nach den Sommerferien starten die Planungen für die nächste Sodener Passion. Insgesamt gehören rund zehn Mitglieder aus den Kirchengemeinden zum Vorbereitungsteam. „Zunächst ist das ein großes Brainstorming.“ Gemeinsam überlegen sie, welche Themen sie gerade bewegen und worüber die Menschen sprechen. In diesem Jahr war die friedliche Revolution vor 30 Jahren in Ostdeutschland der Anstoß, sich mit dem Thema Grenzen zu beschäftigen. „Im Planungsteam bringt dann jeder seine Ideen ein, wie wir das Motto umsetzen könnten“, sagt Reis. 

Über die Jahre haben sie gelernt, dass eine gute Mischung wichtig ist. „Einmal haben wir einen Filmabend nach dem anderen angeboten. Die waren zwar interessant, aber das Angebot dann doch etwas einseitig.“ Heute setzen sie auf Gesprächskreise, Vorträge, Theaterstücke, Kunstaktionen und Filmvorführungen. Oft wird auch ein Ausflug angeboten: 2017 etwa besuchten sie den Wetzlarer Dom, der von einer evangelischen und katholischen Gemeinde genutzt wird. 2016 organisierten sie zum Thema „Heilige Räume“ eine Führung durch die Frankfurter Commerzbank-Arena.

Immer dabei ist das Kreuz. Manchmal wird es von einem Veranstaltungsort zum nächsten getragen. „Das Kreuz ist bei jeder Veranstaltung präsent“, sagt Reis. Als Symbol des christlichen Glaubens präge es gerade auch die Fastenzeit und dürfe bei der Sodener Passion nicht fehlen.

Fest zum Programm gehören außerdem der Eröffnungsgottesdienst am Aschermittwoch, der Eselsgang am Samstag vor Palmsonntag und die ökumenischen Abendgebete, die immer freitags angeboten werden. „Diese ruhigen und meditativen Gebete haben ihren Fankreis gefunden“, sagt Pfarrer Reis. Auch der ökumenische Projektchor sei sehr beliebt. „Da kommen auch Leute, die sonst mit Kirche nur wenig zu tun haben. Die machen gerne mit und treten dann auch im Gottesdienst am Ostermontag auf.“ 

Grundsätzlich sei es auch ein Anliegen der Sodener Passion, Menschen außerhalb der Kirchengemeinden mit dem Glauben in Kontakt zu bringen. „Das gelingt aber nicht so leicht“, sagt Reis. Den Erfolg der Sodener Passion bemisst er aber nicht daran. „Auch wenn hauptsächlich Gemeindemitglieder zu den Veranstaltungen kommen, ist das doch gut. Denn das stärkt unser Gemeinschaftsgefühl.“

Kerstin Ostendorf