Eva Gutschner über digitale Pastoral
Online vom Glauben reden
Foto: privat
Wenn Gutschner über ihren Glauben spricht, macht sie das oft anders. „Eben im Internet“, sagt die 29-Jährige – vor allem bei Instagram, Tik Tok oder Spotify. Mal tanzt und singt sie darüber, dass jede und jeder von uns wunderbar und gesegnet ist, mal redet sie über ihre Bibelstelle für den Tag – mal sagt sie aber auch deutlich, was ihr gerade nicht passt in der Kirche. Über ihre Beiträge in den sozialen Medien möchte die Pastoralreferentin ihren Glauben teilen und reflektieren – und zugleich von anderen Menschen etwas von deren Glauben erfahren. „Digitale Glaubenskommunikation ist keine Einbahnstraße. Sie lebt von Interaktion und der Community“, sagt Gutschner.
Und ist damit mitten im Thema, das sie beruflich gerade sehr bewegt. Die gebürtige Emsbürenerin ist seit einigen Monaten Referentin für digitale Glaubenskommunikation im Bistum Osnabrück. Ähnliche Stellen gibt es nach ihrer Kenntnis bislang nur in ganz wenig anderen Bistümern in Deutschland. Dabei bietet ihrer Ansicht nach die digitale Welt der Kirche eine enorme Chance, gerade jüngere Menschen zwischen 18 und 40 Jahren auf anderen als den bislang üblichen und oftmals nicht mehr so effektiven Wegen zu erreichen. „Es gibt keinen größeren Raum als den digitalen, da können wir wunderbar von unseren Glaubenserlebnissen erzählen und von unserem Glauben reden. Die Reichweite dort ist viel größer und fast immer gibt es eine direkte Reaktion.“ Ohne digitale Angebote – sei es bei Instagram, Facebook oder auf einer Homepage – wird es ihrer Meinung nach in der pastoralen Arbeit nicht mehr gehen. „Wenn unsere Leute aus den Gemeinden dort unterwegs sind, ist das Seelsorge.“
Ein großes Netzwerk im „Bodenpersonal“
Und wie genau sieht nun ihre Arbeit aus? Einen großen Teil nimmt „Das Bodenpersonal“ ein: ein großes Netzwerk von Männern und Frauen aus vielen Bereichen, die auf unterschiedlichen Kanälen im Internet aktiv sind. Sie sprechen bei Instagram, Youtube oder Facebook über Gott, die Welt und ihren Glauben – verkündigen auf ihre Weise das Evangelium und zeigen dabei ein regenbogen-buntes, lebendiges, offenes, tolerantes Bild von Kirche. Gutschner ist erste Ansprechperson bei Fragen rund um dieses kreative Netzwerk. Sie koordiniert und unterstützt die Beiträge, wirft Ideen ein, liest die Skripte gegen, nimmt die Videos auf, kümmert sich um die Grafik. Und freut sich über die gute Resonanz, die das „Bodenpersonal“ erntet. „Die Reaktionen sind echt spannend.“
Ein weiterer Teil der Arbeit gehört Schulungen in puncto digitale Medien, wie kürzlich in Lingen (siehe unten). Sie bietet Fortbildungen zum Beispiel für Pfarrsekretärinnen, pastorale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Gremien in den Gemeinden, Teams in Kindertagesstätten oder kirchliche Vereine und Verbände an. Dabei geht es nicht nur um die technische Seite, mehr sogar um mögliche Inhalte: Wie und womit möchten wir Menschen erreichen? Welche Botschaft möchten wir verbreiten? Wer zum Beispiel in einer Gemeinde einen neuen Instagram-Kanal initiieren möchte und noch unsicher ist, kann sich gerne bei Eva Gutschner melden. Sie schaut sich neue Angebote an, gibt Tipps und Hilfestellung: ganz gleich, ob es um die interaktive Schatzsuche für Erstkommunionkinder, ein Portal für Firmlinge, einen neuen Podcast oder das Thema Datenschutz geht. Die Referentin, die sich ehrenamtlich auch als Co-Autorin des Instagram-Kanals „Um.Gotteswillen“ engagiert, begreift sich als Vernetzungsstelle. Sie kennt mittlerweile viele Bloggerinnen und Blogger, Influencerinnen und Influencer aus der digitalen Welt. „Ich kann da auch mal Kontakte herstellen.“
Zugleich will Gutschner allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich für den Bereich interessieren, mögliche Ängste nehmen. Sie kommt selbst aus der Gemeindearbeit und weiß um deren Herausforderungen. Aufgewachsen in Emsbüren und dort aktiv in der Jugendarbeit, hat sie Theologie in Münster studiert und zuletzt in der Pfarreiengemeinschaft Ankum/Eggermühlen/Kettenkamp gearbeitet. Sie plädiert dafür, sich mit Blick auf soziale Medien nicht zu sehr unter Druck zu setzen und „die Latte nicht so hoch zu legen“. „Es geht nicht darum, jeden Tag ständig etwas zu posten. Und es muss auch nicht immer ein grafisches Feuerwerk sein. Manchmal reicht ein schönes Foto mit einem kurzen Impuls.“
Soziale Medien als Bestandteil pastoraler Arbeit
Was es ihrer Ansicht nach aber schon braucht, ist eine „deutliche Interessensbekundung für das Thema gerade von den Leitungspersonen in den pastoralen Teams“. Sie zweifelt ein wenig daran, dass überall schon erkannt worden ist, wie wichtig digitale Kirche schon ist und künftig noch mehr sein wird. Ihrer Ansicht nach müssen Instagram und Co. zunehmend mehr als Bestandteil pastoraler Arbeit anerkannt werden – den man nicht einfach mal nebenbei oder gar nach Feierabend machen muss. „Dafür braucht es ein Verständnis. Dafür braucht es eine Person, die sich beauftragt fühlt und der man den Rücken stärkt“, sagt Gutschner deutlich.
Eva Gutschner arbeitet in Osnabrück in der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, Telefon 05 41 3 18-5 52, Mail: ev.gutschner@ bistum-os.de