Die Nikolaus-Hilfsaktion der Malteser startet wieder mit dem Befüllen von Schuhkartons fürs Baltikum
Päckchen für litauische Kinder
Engagierte des Malteser Hilfsdienstes, darunter Jörg Baumann und Inge Drell, bereiten sich schon auf die Nikolaus-Hilfsaktion vor. Ende November gehen fast 200 im Erzbistum Hamburg gefüllte Schuhkartons ins Baltikum.
Beim Malteser Hilfsdienst in Waren/Müritz stapeln sich wieder Kartons. Ihr Inhalt: Brettspiele, Plüschtiere, Kinderschuhe, Jacken, Rucksäcke. Sogar ein Schachspiel ist dabei. Diese und weitere Präsente, einige wurden schon Anfang des Jahres in der Schleswiger Straße 8 abgegeben, sollen Ende November auf Reisen ins Baltikum gehen.
„Wenn es die Corona-Lage in Deutschland und Litauen zulässt, laden Engagierte 80 bis 100 bunte und gut gefüllte Schuhkartons aus Waren und dazu noch 60 bis 80 Päckchen vom Rotary-Club Rendsburg in einen Transporter. Dann geht es auf die Fähre von Kiel nach Klaipeda“, berichtet der Auslandsbeauftragte des Malteser Hilfsdienstes im Erzbistum Hamburg, Jörg Baumann. Am ersten Adventswochenende sollen die Präsente in den vom Malteser Hilfsdienst seit fast 30 Jahren betreuten Kindergärten in Kaunas, Siauliai, Telsai und Mariampole verteilt werden.
In Mecklenburg kümmert sich Inge Drell, die Ortsbeauftragte des Malteser Hilfsdienstes in Waren, seit dem Jahr 2002 um die bereits 1997 gestartete Nikolaus-Hilfsaktion. Seitdem werden jedes Jahr – auch während der Coronapandemie – Päckchen mit Gebäck, Süßigkeiten, Spielsachen, Kleidung und Schulmaterial in das Land geschickt.
Jetzt, wo langsam die heiße Sammelphase beginnt, hat Inge Drell viele Schulen und Kindergärten im ehemaligen Kreis Müritz angeschrieben und um weitere Sachspenden gebeten. Auch an die Pfarrei hat sie sich gewandt und sie hofft noch auf einen Aufruf in der Lokalzeitung.
„Die Resonanz ist stets überwältigend. Viele Menschen aus Waren und der Umgebung unterstützen unsere Nikolaus-Aktion und bringen Geschenke in unsere Dienststelle“, sagt die engagierte Seniorin. Danach werden vom Erlös der Malteser-Kleiderkammer in Waren noch das Gebäck und die Süßigkeiten gekauft, „und anschließend übernimmt eine sehr aktive Gruppe das Sortieren und Verpacken. Was nicht in die Schuhkartons passt, worüber sich Kinder aber freuen könnten, zum Beispiel Schultaschen oder große Puppen, kommt in extra Tüten“, erzählt Drell. Außerdem sollen auch in diesem Jahr wieder Suppenküchen in Litauen unterstützt werden. Dafür bitten die Malteser in Waren um finanzielle Spenden bei Firmen in der Müritz-Stadt. „Mal gibt es zehn Euro, manchmal auch 600“, teilt Inge Drell mit. Im vergangenen Jahr kamen 1 160 Euro zusammen. Was dieses Jahr noch mit nach Litauen soll, muss bis zum 15. November abgegeben werden, damit es noch verpackt werden kann.
Löhne der Erzieherinnen werden aufgebessert
Die Kitas, die früher „Schulen der Armen“ genannt wurden, sind übrigens nicht mit denen in Deutschland vergleichbar. „In diesen Tagespflegezentren werden Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren aus sozial sehr schwachen Familien betreut. Sie bekommen ein warmes Mittagessen und Hilfe bei Hausaufgaben und können sorgenfrei spielen“, weiß Jörg Baumann.
Die litauischen Kinder freuen sich nicht nur über die Päckchen. „Für die Kitas gibt es auch finanzielle Zuwendungen, in diesem Jahr etwa 30 000 Euro, um zum Beispiel kleinere Dinge wie Computer und Spiele kaufen zu können. Sehr wichtig ist uns auch, die sehr niedrigen Löhne der Erzieherinnen aufzubessern, damit es eine gute Betreuungsqualität gibt. Ohne engagiertes Personal geht es nicht“, betont Baumann. Außerdem fließt das Geld in eine Ferienfreizeit: In der Vor-Corona-Zeit konnten sich dank des Malteser Hilfsdienstes pro Jahr 20 litauische Kinder einige Tage kostenfrei in Schleswig-Holstein erholen. Dies war jedoch im vergangenen und in diesem Jahr nicht möglich. Dafür finanzieren die Malteser nun eine Ferienfreizeit im Baltikum.
Inge Drell war bislang zweimal in Litauen, einmal privat und einmal auf Einladung eines Verbandes, der Hilfsgüter erhalten hatte. „Ich würde gerne noch einmal dorthin fahren, um mich zu erkundigen, wie unsere Nikolaushilfe vor Ort ankommt und auch, ob unsere Unterstützung noch benötigt wird und in welcher Form und Menge. Schließlich sind die derzeitigen Lebensverhältnisse in Litauen nicht mehr mit denen vor 20 Jahren vergleichbar“, sagt Drell. „Ich möchte nicht an Empfängen teilnehmen, sondern die Leute kennenlernen, mit ihnen über ihre Sorgen und Nöte sprechen.“
Wie lange sich Inge Drell noch für das baltische, ehemals sowjetische Land engagiert, ist unklar. „Ich möchte es so lange machen, wie es notwendig ist, so lange wir darum gebeten werden und ich es mir auch gesundheitlich zutraue“, betont die Helferin.
Text: Norbert Wiaterek