Häftlingen das Weihnachtsfest mit kleinen Geschenken schöner machen

Pakete von fremden Menschen

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Im Gefängnis wollen viele Häftlinge das Weihnachtsfest einfach überstehen – zu schmerzhaft ist die Erinnerung an die Familie. Doch die Gefängnisseelsorger der JVA Waldeck wollen dennoch mehr weihnachtliche Stimmung verbreiten.

Ursula Soumagne-Nagler (re.) bereitet die Bescherung in der JVA vor: Einige Häftlinge haben schon lange kein Weihnachtsgeschenk bekommen.
Ursula Soumagne-Nagler (re.) bereitet die Bescherung in der JVA vor: Einige Häftlinge haben schon lange kein Weihnachtsgeschenk bekommen. Foto: Joanna Figgen

Seit 2014 dürfen Gefangene deutschlandweit keine Pakete mehr von Angehörigen erhalten. Grund ist ein Gesetz, um gegen den Schmuggel und Handel im Gefängnis vorzugehen. In der Justizvollzugsanstalt in Waldeck bei Rostock bekommen die Insassen dennoch Geschenke – und zwar von wildfremden Menschen.

Organisiert wird die Päckchenaktion von der katholischen Gefängnisseelsorgerin Ursula Soumagne-Nagler und ihrem evangelischen Kollegen. Eine Ausnahmegenehmigung für diese anonyme Spendenaktion macht die Geschenke in der JVA möglich. Jeder Insasse bekommt am Morgen des 24. Dezember ein Paket überreicht. Für Ursula Soumagne-­Nagler ist es die gelebte Weihnachtsbotschaft: „Ich kann mich an mehrere Gefangene erinnern, die tatsächlich mit Tränen in den Augen gesagt haben: ‚Das ist seit langem das erste Weihnachtsgeschenk, was ich bekomme.‘ Weil sie entweder lange auf der Straße gelebt haben oder einsam waren, keine Freunde haben und keine Gelegenheit, ein Geschenk zu erhalten. Und das sind dann ganz berührende Momente.“ Auch Markus (Name geändert) hat zwei Mal Weihnachten als Häftling im Gefängnis verbracht. Dieses Jahr wird er das Weihnachtsfest wieder mit seiner Familie feiern.

An Menschen denken, die Fehler gemacht haben

Der 34-Jährige wollte im Gefängnis von Weihnachten nichts wissen – keine Anrufe, keine Karten. Einfach die Jahre absitzen und sich gedanklich lieber auf das Weihnachten freuen, wenn er wieder draußen ist. Aber: „Die Pakete von wildfremden Menschen zu erhalten, das fand ich dann doch schon überragend. Also es war schön, dass sich Leute Gedanken machen um Häftlinge oder aber ganz einfach um fremde Menschen, die einen Fehler im Leben gemacht haben und jetzt nicht zu Hause sein können.“

Knapp 300 Gefangene sitzen in der JVA Waldeck. Alle sollen Weihnachten ein Paket erhalten. Daher sucht Ursula Soumagne-­Nagler noch fleißig Menschen, die mitmachen möchten.

„Es ist einfach in der heutigen Zeit eine schöne Geste, an die Menschen zu denken, die eben nur am Rande der Gesellschaft stehen; die wir nicht im Blick haben, die aber hier zu unserer Pfarrei gehören. Und wenn wir diakonisch sein wollen, dann ist diese Aktion ein Beitrag, den jeder leisten kann.“

Die Päckchen dürfen originalverpackten Kaffee, Tee oder Tabak enthalten sowie originalverpackte Süßigkeiten und Gebäck sowie Hygieneartikel (ohne Alkohol, keine Spraydosen). Gerne darf eine Grußkarte dabei sein (ohne persönliche Angaben) oder auch ein Buch. Nicht erlaubt sind berauschende Mittel, Spraydosen, Feuerzeuge, Streichhölzer, Kerzen, brennbare Flüssigkeiten und verderbliche Lebensmittel.

Markus weiß, was drinnen gut ankommt: „Ganz heiß begehrt sind tatsächlich Filter und Tabak oder halt einfach Zigaretten aus der Schachtel. Weil sowas in der JVA teuer ist. Als zweites kommt dann Kaffee und dann Hygieneartikel und Süßigkeiten.“

 Unterstützung ist gefragt

Falls auch Sie Gefangenen das Fest schöner machen wollen, schicken Sie ihr Paket bis 15. Dezember an die Kath. Pfarrei Herz Jesu, Häktweg 4–6 in 18057 Rostock oder direkt an die JVA Waldeck, Zum Fuchsbau 1 in 18196 Dummers-torf. Gerne können Sie die Aktion auch finanziell unterstützen. Erzbistum Hamburg, IBAN DE37 4006 0265 0000 0051 51, Verwendungszweck: 583310/26420 Weihnachtsspende JVA Waldeck.

Text u. Foto: Joanna Figgen