Caritas veröffentlicht Wünsche in Corona-Zeiten

Partys und eine lange Lebenszeit

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„Freunde treffen und umarmen“: Das vermisst Jonathan aus Dinklage, zehn Jahre alt, am meisten. Der 16-jährige Smilla aus Diepholz fehlt das Tanzen. Ihre Wünsche und die von 167 weiteren Menschen mit Behinderung haben sie den Landtagsabgeordneten Volker Meyer (CDU) und Uwe Schwarz (SPD) im niedersächsischen Landtag als Plakat überreicht.


Insgesamt sind 169 Fotos von Kindern und Erwachsenen mit Behinderung samt ihrer Wünsche in der Corona-Krise zu sehen. Das Foto zeigt einen Ausschnitt des Plakates. Grafik: Simone Koopmann

„Was fehlt Euch am meisten?“ hatte der Landes-Caritasverband für Oldenburg anlässlich des bundesweiten Tages der Menschen mit Behinderung Anfang Dezember gefragt. 169 Fotos mit Wünschen wurden innerhalb weniger Tage aus dem Oldenburger Land und angrenzenden Städten per E-Mail eingesandt. 

„Heimfahrt“, ist da beispielsweise als Wunsch in dieser Corona-Zeit in großen Lettern zu lesen. Ebenso wie „Kegeln“ oder „Partys“. „Dass ich meine Schwester besuchen kann“, wird ebenso ersehnt wie „eine lange Lebenszeit“ und die Erwartung, „meine Mutter zu treffen“. 

Jonathan, der in wenigen Tagen seinen elften Geburtstag feiert, belasten in der Corona-Krise am meisten „die vielen Veränderungen“. Eine „verlässliche Marschrichtung“ würde dem Jungen im Rollstuhl das Leben in der Corona-Krise leichter machen, bestätigt seine Mutter Anne Burhorst, gleichzeitig Mitarbeiterin des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg.  

„Menschen mit Behinderung wurden in der Corona-Krise bisher oft übersehen“, lautet ihre grundsätzliche Kritik. Dabei gehörten sie ebenso wie Alte und Kranke zur Risikogruppe. Viele haben körperliche Leiden, wurden lange vor Corona schon beatmet, haben Lungenprobleme oder Herzschwäche und sind daher für das Virus anfälliger. 


Trafen sich in Hannover (v.l.): MdL Volker Meyer, Piet Hirtler, Jonathan Burhorst, Anne Burhorst, Smilla Hirtler, Nicole Nordlohne und MdL Uwe Schwarz. Foto: Dietmar Kattinger

Für Smilla sei das Virus generell schwer vorstellbar. Mit dem Tanzen falle auch der Kontakt zu Freunden weg, bedauert Vater Piet Hirtler. Was in eine Isolation führe. „Von Inklusion ganz zu schweigen“, mahnt der Krankenpfleger.

Als „Ehrensache“ bezeichneten es die sozialpolitischen Sprecher der Regierungsparteien, Meyer und Schwarz, Menschen mit Behinderung auch weiterhin nicht zu vergessen. Beim Thema „Werkstätten“ habe man im Vergleich zur ersten Corona-Welle beispielsweise dazugelernt, sagten sie im Hannoveraner Landtag. 

Schwarz appellierte gleichzeitig an die Bevölkerung, solidarisch zu sein. Es sei manchmal nicht nachzuvollziehen, worüber Menschen klagen, die besser gestellt sind und denen es im Grunde gut gehe. (kb)