Private Daten im Internet schützen
Passwort 12345
Private Daten von Prominenten sind geklaut und im Internet veröffentlicht worden. So etwas kann jedem passieren, wenn er nicht aufpasst. Ein Experte erklärt, wie man seine Daten schützen kann – und warum viele das nicht tun.
Ein Mann bekommt eine E-Mail, nennen wir ihn Manfred Meyer. In der E-Mail steht: „Lieber Herr Meyer! Ihre Tochter Laura geht ja auf die Goethe-Grundschule. Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass sie sich bei einem Unfall auf dem Schulhof schwer verletzt hat. Wir haben Fotos davon gemacht. Öffnen Sie sie doch bitte mal.“ Wenn Manfred Meyer das tut, ist sein Computer geknackt.
Die Mail, die er bekommen hat, ist gefälscht. Er hat es den Tätern aber auch leicht gemacht. Er hat in sozialen Netzwerken im Internet, auf Facebook und Instagram, so viele Informationen über sich veröffentlicht, dass die Täter ihm eine maßgeschneiderte Mail schicken konnten. Eine Mail, die so persönlich wirkte, dass das Opfer darauf hereingefallen ist.
Thomas-Gabriel Rüdiger weiß, dass es viele Fälle wie diesen gibt. Der Cyberkriminologe vom Institut für Polizeiwissenschaft in Oranienburg sagt, natürlich habe jeder Erwachsene das Recht, sich im Internet zu präsentieren. Je mehr er sich aber präsentiere, desto mehr Informationen gebe er auch preis: „Vielen sind diese Risiken nicht bewusst.“ Manche seien noch nicht mal ansatzweise aufgeklärt über die Folgen, die ihre Online-Offenherzigkeit haben kann.
Seit jüngst private Daten zahlloser Politiker und Journalisten geklaut und im Internet veröffentlicht worden sind, spüren viele in Deutschland, dass sie sich bisher im Internet allzu unvorsichtig bewegen. Der Cyberkriminologe Rüdiger sagt, ein beliebter Fehler seien schlechte Passwörter wie die Zahlenfolge 12345. Problematisch sei als Passwort auch der Name der Mutter oder der Name des Haustiers – vor allem dann, wenn dieser Name anderswo im Internet leicht zu finden sei. Denn dadurch sei das Passwort für Angreifer leicht zu erraten.
Was auch nicht geht: E-Mails annehmen, deren Absender man nicht kennt. Unbekannte Word-Dokumente und Zip-Dateien öffnen. Oder bei Facebook auf Links klicken, die einem eine hübsche junge Frau geschickt hat, die man gar nicht kennt. Die meisten Fehler sind ganz simpel. Rüdiger sagt: „Der Faktor Mensch ist das Grundsatzproblem.“
Allzu menschlich ist es ja auch, dass viele im Internet Anerkennung suchen. Sie laden immer intimere Bilder und immer interessantere Videos von sich hoch – weil sie hoffen, dass sie dafür möglichst viele Likes, Smileys und positive Kommentare bekommen. „Digitaler Narzissmus“ nennt der Cyberkriminologe Rüdiger dieses Phänomen.
Nach Anerkennung haben sich Menschen schon immer gesehnt – für die neue Jacke, die fesche Frisur, die sportliche Figur. Früher konnte all das aber nur ihr direktes Umfeld sehen. Heute sieht es die ganze Welt. Und die Sehnsucht nach Anerkennung kann zur Sucht werden. Rüdiger findet es erst mal nicht schlimm, wenn Menschen sich im Internet darstellen. Er sagt aber: „Entscheidend ist, das nicht unreflektiert zu tun und sich nicht verletzbar zu machen, also keine Angriffsflächen zu bieten.“
Speziell Kinder müsse man schützen, betont Rüdiger: „Kinderbilder sollte man keinesfalls öffentlich im Internet posten. Sonst können sie von Sexualtätern verwendet werden.“ Viele Eltern aber laden Fotos ihrer Kinder nach wie vor im Internet hoch und bringen sie in Gefahr.
Ein Bankräuber, der auf Instagram posiert
Dabei müssten sie es eigentlich sein, die ihren Kindern ein Vorbild sind und Medienkompetenz vermitteln. Aber daran scheitern sie – weil ihnen selbst diese Medienkompetenz fehlt.
Wohin der digitale Narzissmus erwachsener Menschen führen kann, erleben Rüdiger und seine Kollegen zuweilen auf skurrile Art. Für die Polizei, berichtet er, sei dieses Phänomen oft auch vorteilhaft: „Sie glauben nicht, wie viele Täter dadurch überführt werden, dass sie sich mit ihrer Beute bei Instagram präsentieren. Es hat Banküberfälle gegeben, da haben die Täter sich selbst gefilmt und später bei Instagram hochgeladen – weil ihnen die Likes wichtiger sind als die Chance zu entkommen.“
Andreas Lesch