Anstoss 39/19

„Raus mit euch!“

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So endete der Eröffnungsvortrag von Eberhard Tiefensee auf der pastorale!. Und das war ernst gemeint.


Kurz vorher hatte er klar gemacht, dass er als Priester hinter dem Altar einen wichtigen Ort der Kirche nie aus dem Blick verliert: den Ausgang, der in den meisten Kirchen hinten ist. So kann er sich immer wieder vergewissern, dass das, was wir im Gottesdienst feiern, mit der Welt da draußen zu tun hat.
„Ite Missa est“, wie es in der lateinische Messe heißt, ist in der deutschen mit „Gehet hin in Frieden“ schwach übersetzt. In „Missa“ steckt schließlich das Wort Mission. Da wäre „Raus, ihr seid gesendet“ deutlicher. Salopp heißt diese Aufforderung, da draußen mit vollem Tank die Welt zu gestalten. Eine wichtige Tankstelle, die wir haben, ist die Messe. Was aber machen wir mit dem vollen Tank? Geht es darum, mit dem Tank nur im Kirchengelände rumzufahren?
„Raus mit euch“ heißt, die Reichweite auszunutzen, um alle Winkel, die für unsere unterschiedlich starken Motoren erreichbar sind, auch anzusteuern. Es heißt, hellhörig zu sein für die Menschen, denen wir begegnen, die zu unserem Leben und zu dieser Welt dazugehören. Es heißt auch, selbst neugierig zu sein und Fragen zu haben; Leben zu teilen.
Eberhard Tiefensee nennt das eine kopernikanische Wende. Das klingt im ersten Moment etwas dick aufgetragen, aber wenn man es genau betrachtet, stimmt es. Kopernikus’ Blickwinkelwechsel rückte die Welt aus dem Zentrum heraus und ließ sie um die Sonne kreisen. Wir sollten die Kirche aus dem Zentrum herausnehmen und mit Christus zusammen unsere Mitmenschen und Mitgeschöpfe in die Mitte rücken. Diese gehören ins Zentrum unseres Tuns, nicht wir und die Kirche.
Rausgehen wird nicht immer einfach sein und manchmal ist der Tank schneller leer als wir denken. Gott sei Dank gibt es Tankstellen. Es gibt sie in Kirchen und genauso in vielen Begegnungen und an gewöhnlichen und ungewohnten Orten. Vertrauen wir darauf: Wenn der Geist tatsächlich weht, wo er will, wird er sich irgendwo finden lassen. Halten wir dort, wo zwei oder drei zusammenkommen, einen Platz frei, damit Jesus kurz vorbeischauen kann. Alles klar? „Raus jetzt!“ Dann können wir merken: Wir sind im besten Sinne „mittendrin“.

Guido Erbrich, Magdeburg

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