Landtag entscheidet
Reformationstag schon dieses Jahr frei
Der Reformationstag am 31. Oktober wird neuer gesetzlicher Feiertag in Niedersachsen. Der Landtag in Hannover entschied sich am Dienstag mit 100 von insgesamt 137 Stimmen für einen entsprechenden Gesetzentwurf der rot-schwarzen Landesregierung von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Damit wird der 31. Oktober bereits in diesem Jahr arbeitsfrei sein. Das Bistum Osnabrück möchte dem Tag eine Prägung geben, die über die Ökumene hinausgeht.
Nach kontroverser Debatte lehnten bei der namentlichen Abstimmung 20 Parlamentarier den Reformationstag ab. 17 enthielten sich. Zuvor wurden Anträge für den Buß- und Bettag, den Internationalen Frauentag am 8. März, den Europatag am 9. Mai und den Tag des Grundgesetzes am 23. Mai mit deutlicher Mehrheit zurückgewiesen.
Die Feiertagsfrage war bereits in den Monaten zuvor in den Fraktionen und im Parlament äußert kontrovers diskutiert worden. Die katholische Kirche, jüdische Gemeinden sowie die religionskritischen Humanisten und Wirtschaftsverbände hatten zum Teil scharfe Kritik an den Plänen der Landesregierung geübt.
„Wir freuen uns, dass es in Niedersachsen einen neuen, zusätzlichen Feiertag gibt“, sagte Bistumssprecher Hermann Haarmann. Es sei ein Tag, der die Verständigung und den Dialog zwischen den Religionen, den Konfessionen, Kulturen und gesellschaftlichen Gruppen thematisieren sollte. „Wir werden auch im Bistum Osnabrück mit dazu beitragen, diesen neuen staatlichen Feiertag zu gestalten. Er hat zwar eine evangelische Prägung, muss inhaltlich aber unseres Erachtens über diesen Aspekt und über die Ökumene hinausgehen.“
Der 31. Oktober als Reformationstag stehe für die katholische Kirche allerdings nach wie vor für die Spaltung des Christentums. Deshalb habe die katholische Kirche im Vorfeld für den Buß- und Bettag als neuen Feiertag plädiert. Er war bereits bis 1994 ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag und hätte beispielsweise auch bei den jüdischen Gemeinden in Niedersachsen Akzeptanz gefunden.
Katholiken wollen nicht zu „Protestanten“ gegen den Reformationstag werden
Auch Prälat Felix Bernard, Kontaktmann zwischen katholischer Kirche und der Landespolitik, verwies darauf, dass die katholische Kirche in der Diskussion um einen neuen Feiertag für den evangelischen Buß- und Bettag plädiert habe. „Wir danken den Abgeordneten, die unsere Argumente in den Landtag eingebracht haben“, sagte er in einer ersten Stellungnahme. Die Mehrheit des Parlaments habe sich für den Reformationstag entschieden. „Wir Katholiken werden jetzt aber nicht zu ,Protestanten‘ gegen den Reformationstag.“ Es liege bei der evangelischen Kirche, diesen neuen gesetzlichen Feiertag inhaltlich zu gestalten. Wenn dabei ein Mitwirken der katholischen Kirche gewünscht werde, „sind wir in ökumenischer Verbundenheit gesprächsbereit“.
Birgit Klostermeier, Landessuperintendentin des Sprengels Osnabrück, begrüßte die Entscheidung. Die Wahl treffe auf eine Überzeugung der evangelischen Kirche, diesen Tag in ökumenischer Verbundenheit und kultureller Weite zu gestalten. „Wir sind uns der religiösen und weltanschaulichen Vielfalt in unserem Land bewusst und wollen eine demokratische Gesellschaft von morgen in gemeinsamer Verantwortung mitprägen“, sagte sie. „Für den Sprengel Osnabrück bin ich sicher, dass wir dabei an die guten und zukunftsweisenden Erfahrungen aus dem Reformationsjahr 2017 anknüpfen werden.“
Die Bremische Evangelische Kirche hat die Entscheidung des Landtages in Hannover begrüßt. Nun sei gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Hamburg eine einheitliche norddeutsche Lösung möglich, sagte Bremens leitender evangelischer Theologe Renke Brahms. Die Bremer Bürgerschaft wird am Mittwoch in zweiter Lesung über den Reformationstag als Feiertag abstimmen. Eine Mehrheit für den Tag ist wahrscheinlich.
Nach der niedersächsischen Landtagswahl im vergangenen Oktober hatten SPD und CDU in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, einen neuen Feiertag für Niedersachsen einzuführen. Ministerpräsident Weil und CDU-Landeschef Bernd Althusmann favorisierten dabei für den Reformationstag, der auch von den protestantischen Kirchen und den Gewerkschaften unterstützt wird. Der Tag erinnert an den Beginn der Reformation vom Kirche und Gesellschaft im 16. Jahrhundert durch die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers (1483-1546) am 31. Oktober 1517.
Der Reformationstag ist bereits gesetzlicher Feiertag in Ostdeutschland außer Berlin. Schleswig-Holstein und Hamburg hatten den 31. Oktober im Februar ebenfalls zum Feiertag erklärt. Diese beiden Länder haben damit genau wie Niedersachsen zehn gesetzliche Feiertag. Das sind immer noch deutlich weniger als die süddeutschen Länder, die bis zu zwölf oder 13 Feiertage haben.
(epd/bpo/pe)